Armut

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Der Begriff Armut bezeichnet eine sozioökonomische Lage von Menschen, in der sie ihre Grundbedürfnisse nicht oder nur unzureichend befriedigen können. Es gibt unterschiedliche Armutsbegriffe:

Definitionen[Bearbeiten]

  • Als absolute Armut wird in der internationalen Politik, insb. der Entwicklungspolitik ein Einkommen von weniger als 1,25 $ pro Kopf bezeichnet. Unterhalb dieser Schwelle leben derzeit ca. 1,2 Mrd. Menschen weltweit.[1]
  • In Wohlstandsgesellschaften wird eher von relativer Armut gesprochen; diese bemisst sich am gesellschaftlichen Durchschnitt. Als relativ arm gilt, wer weniger als 50% des Durchschnittseinkommens[2] in seinem/ihrem Land zur Verfügung hat. In Deutschland liegt diese Schwelle (Stand 2013) bei 816 € monatlich für eine alleinlebende Person und bei 1.713 € für eine Lebensgemeinschaft aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern.
  • Am häufigsten wird in Deutschland der Begriff Armutsgefährdung oder Armutsrisiko verwendet. Wer armutsgefährdet ist, ist nicht zwangsläufig arm (dies hängt u. a. auch von dem Zustand der öffentlichen Infrastruktur, von sozialen Kompetenzen und privaten Netzwerken ab), hat aber ein großes Risiko, in absehbarer Zeit in die Armut abzurutschen. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60% des durchschnittlichen verfügbaren Einkommens im eigenen Land zur Verfügung hat. Diese Schwelle liegt in Deutschland (Stand 2013) bei 979 € monatlich für Alleinlebende und bei 2.056 € für die genannte vierköpfige Lebensgemeinschaft.[3]

Lage in Deutschland[Bearbeiten]

Die Armutsgefährdungsquote in Deutschland liegt zur Zeit bei 16,1 %, d. h., fast jeder sechste Mensch in Deutschland (rund 13 Mio. Menschen) ist armutsgefährdet. Diese Aussage kann weiter differenziert werden:

  • Für Frauen ist das Armutsrisiko - in allen Altersgruppen - höher als für Männer.
  • Ein besonders hohes Armutsrisiko haben Alleinlebende (31,9 %) und Alleinerziehende (35,2 %).
  • Unter den Arbeitslosen ist der Anteil der Menschen mit Armutsrisiko besonders hoch (69,3 %).[4]

Da die Armutsgefährdungsquote sich immer auf das jeweilige Durchschnittseinkommen im Land bezieht, sinkt sie nur dann, wenn die Einkommen im unteren Bereich schneller steigen als im Durchschnitt. Damit ist die Armutsgefährdungsquote auch ein Maß für die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Arm und Reich.

Von 2000 bis 2006 stieg die Armutsgefährdungsquote in Deutschland von ca. 15 % auf über 18 % deutlich an. Danach sank sie wieder, um ca. seit 2008 auf einer Marke knapp oberhalb von 16 % zu verharren.[5] Die jüngste Konjunkturerholung hat nicht zum Abbau der Armutsgefährdungsquote beigetragen.

Weitere Armutsbegriffe[Bearbeiten]

Der Begriff "Armut" kann sich auch auf Teilaspekte der sozioökonomischen Lage beziehen; so spricht man z. B. von "Bildungsarmut", Energiearmut oder "Teilhabearmut". Zur Unterscheidung wird die am Einkommen gemessene Armut auch als "Einkommensarmut" bezeichnet.

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. vgl. armut.de, Definition von Armut
  2. Gemeint ist hier das verfügbare Einkommen nach Steuern und Sozialabgaben
  3. Statistisches Bundesamt, Relatives Armutsrisiko in Deutschland unverändert bei 16,1 %, Pressemitteilung vom 28.10.2014 (374/14)
  4. Statistisches Bundesamt, Relatives Armutsrisiko in Deutschland unverändert bei 16,1 %, Pressemitteilung vom 28.10.2014 (374/14)
  5. vgl. Sinn, Hans-Werner, Wido Geis and Christian Holzner, "Die Agenda 2010 und die Armutsgefährdung", ifo Schnelldienst 62 (17), 2009, 23-27 (hier Grafik S. 26)

Weitere Weblinks[Bearbeiten]