Bildungsbericht (Bund)

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Seit 2006 veröffentlicht eine unabhängige Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Unterstützung der Kultusministerkonferenz (KMK) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) alle zwei Jahre einen bundesweiten Bildungsbericht. Dieser soll eine alle Bereiche des Bildungswesens umfassende aktuelle Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens darstellen.

Bildungsbericht 2012[Bearbeiten]

Der im Juni 2012 erschienene 4. Bildungsbericht "Bildung in Deutschland 2012" gliedert sich in seinen wichtigsten Aussagen wie folgt:

  • Rahmenbedingungen für Bildung
    • sich ändernder Bevölkerungsaufbau
    • steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen - jedoch meist in Teilzeit
    • Bildungsausgaben durch Sonderprogramme überproportional gestiegen
    • hoher Ersatz- bzw. Zusatzbedarf an Personal im Bildungswesen
  • Bildungseinrichtungen und Bildungsteilnahme
    • Demografische Entwicklung als Aufgabe für die Gestaltung der Bildungsinfrastruktur
    • Teilnahme an Kindertagesbetreuung für unter 3-Jährige ist gestiegen
    • Besuch einer Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege für 3- bis unter 6-Jährige ist nahezu zur Regel geworden
    • Segregationstendenzen in Kindertageseinrichtungen
    • Anteil der Schulanfängerinnen und Schulanfänger, die direkt in eine Förderschule eingeschult werden, mit großen regionalen Differenzen weiterhin hoch
    • Trotz Verdoppelung der Integrationsquote von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf keine Verringerung des Förderschulbesuchs
    • Weiterer Ausbau der Ganztagsschulen führt zu Erweiterungen und Ergänzungen schulischer Angebote
    • Bildungsbeteiligung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen weiter angestiegen, aber weiterhin große Beteiligungsunterschiede unter den Migranten
    • Trotz abnehmender Zahl der Neuzugänge in der beruflichen Bildung noch Engpässe im Ausbildungsangebot
    • Situation von Bildungsbenachteiligten in der Berufsbildung weiterhin schwierig
    • Zahl der Studienanfänger stark angestiegen
    • Teilnahme an Weiterbildung nicht erhöht
  • Bildungsprozesse
    • Stärkung der Verknüpfung von Familie und Kindertageseinrichtungen in den frühen Lebensjahren
    • Schwierige häusliche Bedingungen für Bildungserfolg weiterhin ein Problem
    • Steigende Flexibilität in der Zeitnutzung für Bildung
    • Das Durchschnittsalter bei Eintritt in eine vollqualifizierende Ausbildung ist inzwischen auf 19,5 Jahre angestiegen
    • Abbrüche und Wiederholungen von Bildungsgängen weisen auf systemische Schwachpunkte hin
  • Bildungsergebnisse
    • Zusammenhang zwischen der Notwendigkeit von Sprachförderung und Familiensprache
    • Lesekompetenzen in der Schule sind verbessert, der Anteil schwacher Leser ist aber weiterhin hoch
    • Trotz Rückgang der Quote an Abgängern ohne Abschluss hoher Anteil leseschwacher Jugendlicher
    • Schulabschlussniveau hat sich weiter erhöht
    • Erhöhung des Bildungsniveaus ist vornehmlich auf die Bildungserfolge der Frauen zurückzuführen
    • Anteil von Personen ohne Schul- und ohne Berufsabschluss an der Bevölkerung ist nach wie vor hoch
  • Bildungserträge
    • Mit steigendem Niveau des Schul- und Berufsabschlusses erhöhen sich die Erträge von Bildung
    • Schwierigkeiten der Arbeitsmarktintegration für größere Gruppen von Jugendlichen – besonders in Ostdeutschland
    • Hochschulabsolventinnen und -absolventen gelingt der Übergang in Beruf und Arbeitsmarkt reibungslos
    • Mangelnde Transparenz über Erträge in der Weiterbildung

Zusätzlich enthält der Bildungsbericht 2012 ein Schwerpunktthema "Kulturelle/musisch-ästhetische Bildung im Lebenslauf"; die wichtigsten Befunde hier sind:

  • In der Bevölkerung besteht in allen Lebensphasen ein breites Interesse an kultureller/musisch-ästhetischer Bildung
  • Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer Ausdifferenzierung der künstlerischen Interessen
  • Ältere Jugendliche und junge Erwachsene verwirklichen ihre künstlerischen Interessen vornehmlich informell – Neue Medien werden bedeutsam
  • Die künstlerischen Interessen der Eltern beeinflussen neben den sozialen Unterschieden die musisch-ästhetische Betätigung von Kindern
  • Musisch-kulturelle Aktivitäten sind in allen sozialen Gruppen weit stärker beobachtbar als der Besuch kultureller Veranstaltungen
  • Non-formale Einrichtungen sind für künstlerisch-ästhetische Erfahrungen sehr bedeutsam
  • In den Unterrichtsbedingungen für die musisch-ästhetischen Fächer bestehen beachtenswerte Unterschiede nach Schularten
  • Der Ausbildung des Personals kommt eine wichtige Aufgabe dabei zu, allen Kindern und Jugendlichen grundlegende künstlerisch-ästhetische Erfahrungen zu ermöglichen
  • Ganztagsschulen erweitern die Möglichkeiten unterrichtsergänzender Angebote im Bereich der kulturellen/musisch-ästhetischen Bildung
  • Beachtenswert sind die bestehenden Kooperationen zwischen Schulen und anderen Einrichtungen der kulturellen Bildung, die durch den Ausbau der Ganztagsschule unterstützt werden
  • Die Situation der Fächergruppe Kunst/Kunstwissenschaften an den Hochschulen ist zufriedenstellend
  • Die nichtakademischen künstlerischen Berufe haben eine hohe Attraktivität.

Im Ergebnis stellt der Bildungsbericht "weitreichende Veränderungen in der Bildungslandschaft insgesamt" fest und benennt als zentrale Herausforderungen:

  • Zunehmende Flexibilisierung der Bildungswege und Öffnung der Grenzen zwischen Bildungsinstitutionen erfordern veränderte Koordinierungs‑ und Steuerungsformen – auch jenseits der Politik
  • Institutionelle Öffnungen und Differenzierungen von Bildungsgängen erweitern die Bildungsoptionen der Individuen: erforderlich sind Kompetenzen zu individueller Bildungsplanung
  • Institutionelle Heterogenisierung und Pluralisierung der Bildungslandschaft erfordern ein politisches Kooperationsmodell, das weit über den Bildungsbereich hinausreicht
  • Zentrale inhaltliche Herausforderungen sind: frühkindliche Bildung, Ausbau von Ganztagsschulen, Neukonzipierung des Übergangssystems, Gestaltung der Brücken zwischen Berufsbildungs‑ und Hochschulsystem.

Literatur[Bearbeiten]

  • "Bildung in Deutschland 2012. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur kulturellen Bildung im Lebenslauf", Herausgeber: Autorengruppe Bildungsberichterstattung. W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld 2012, 343 Seiten, 49,90 Euro, ISBN 978-3-7639-0317-7, Best.-Nr. 60.01.820c. Die Printversion kann direkt beim Verlag bestellt werden (www.wbv.de, service@wbv.de, Tel. 0521/91101-11, Fax 0521/91101-19) und ist außerdem über den Buchhandel erhältlich.

Weblinks[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]