Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

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Das Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) fußt auf Studien des Wissenschaftlers Wilhelm Heitmeyer. Im Abstand von ein bis zwei Jahren publiziert er Ergebnisse eines Langzeitprojektes zu Erscheinungsformen, Ursachen und Entwicklungen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit unter dem Titel "Deutsche Zustände". Ende 2010 erschien Ausgabe Nummer 9.

In den frühen Studien Heitmeyers spielte die „Individualisierungsthese“ eine wichtige Rolle. Sie steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit Rechtsextremismus. Unter Individualisierung versteht man in den Sozialwissenschaften einen Prozess der die schrittweise Lösung des Individuums von Werten und Orientierungsmustern der traditionellen Lebenswelten, Sozialmilieus und Institutionen beschreibt. Das Individuum muss mehr Verantwortung für sich und seine Existenz übernehmen, zudem haben die traditionellen Sinn- und Wertevermittler, wie Familie, Kirche, Schule oder Parteien, an Überzeugungskraft abgenommen. Dieser Wandel führt zu Verunsicherung und Unzufriedenheit, die letztendlich in rechte Einstellungsmuster münden können. Heitmeyer konnte nachweisen, dass „Desintegrationserfahrungen erhebliche Auswirkungen auf die Abwertung schwacher Gruppen haben“[1]151.

Elemente des Syndroms der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit[Bearbeiten]

Die Deprivationsthese spielt nicht nur bei Heitmeyer, sondern generell in der Rechtsextremismusforschung eine große Rolle. Sie besagt, dass sozialer Abstieg oder Angst vor sozialem Abstieg die Abwertung schwacher Gruppen zur Folge hat. Darauf aufbauend werden neben klassisch rechtsextremen Einstellungen wie Antisemitismus oder Rassismus im Syndrom der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit die Einstellungen gegenüber schwachen Gruppen abgefragt.

2008 gehörten folgende Konstrukte zum GMF-Syndrom:

Weiterführende Artikel[Bearbeiten]

Deutsche Zustände[Bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. Heitmeyer, Wilhelm: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Die theoretische Konzeption und empirische Ergebnisse aus den Jahren 2002, 2003 und 2004, in: Heitmeyer, Wilhelm: Deutsche Zustände Folge 3, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2005 (S.31)