Kanalisation

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Über die Kanalisation oder das Kanalnetz wird das anfallende Abwasser abtransportiert. Das Kanalnetz besteht zum größten Teil aus Abwasserrohren, die das verschmutzte Wasser direkt beim Verbraucher aufnehmen bzw. über Gullis, Überläufe und Rückhaltebecken das Regenwasser sammeln. Dann wird es zur Kläranlage weitergeleitet oder gestaut und vorbehandelt, je nachdem, wie groß der Grad der Verschmutzung ist.

In den alten Bundesländern waren 1991 etwa 94 % der privaten Haushalte an die Kanalisation angeschlossen, in den neuen Bundesländern 75 %. Ein erstes Problem bilden bereits die Abwasserrohre selbst, welche teilweise schon sehr lange im Boden liegen und oft so schadhaft sind, daß ein hoher Prozentsatz des Abwassers daraus entweichen kann und ungeklärt versickert. Nach einer Erhebung der Abwassertechnischen Vereinigung aus dem Jahre 1997 sind etwa 15 % der öffentlichen Kanalisation schadhaft. Oberste Priorität besitzt daher die Sanierung der Kanalisation. Dazu bedarf es milliardenschwerer Investitionen, die die Städte und Gemeinden angesichts der angespannten Kommunalfinanzen oft nicht zu leisten vermögen.

Kanalsanierung[Bearbeiten]

Für die Kanalsanierung gibt es eine Reihe von alternativen Verfahren. Das teuerste, aber teilweise unumgängliche Verfahren bildet das Aufreißen der Straßen, das Ausbuddeln der alten und die Verlegung neuer Abwasserrohre. Dies wird nötig, wenn die Verrottung und Korrosion des alten Materials so weit fortgeschritten ist, dass keine Dichtigkeit mehr zu erreichen ist, oder wenn es sich als nötig erweist, Rohre mit größeren Abmessungen zu verlegen. Die Schadensbilanz wird durch Begehen der Kanalisation oder den Einsatz von Spezialkameras ermittelt. Es gibt auch moderne Verfahren, die bestehende Kanalisation durch rasch härtendes Material von innen zu schützen und so zu "retten", was jedoch die Durchmesser der Rohre verkleinert und daher die Transportleistung verringert.

Regenwasser[Bearbeiten]

Auch bei Starkregenereignissen muss gewährleistet sein, dass ein Maximum des anfallenden Niederschlagswassers tatsächlich aufgefangen und im Stauraum, in großen Sammlern und Regenrückhaltebecken solange gesammelt werden kann, bis die Überlast abgebaut ist. Andernfalls würde zuviel Niederschlagswasser ungeklärt in das Grundwasser gelangen, was nicht unproblematisch ist, weil insbesondere Regenwasser von Straßen, Parkplätzen und befestigten Gewerbeflächen in hohem Maße schadstoffbelastet ist (Streusalzrückstände, Schwermetalle, Stickstoff, Phosphate, Mineralöle etc.). Weniger problematisch ist Regenwasser von Hausdächern, welches sich vortrefflich zur Gartenbewässerung und Versickerung eignet.

Stark belastetes Regenwasser wird teilweise dezentral gesammelt und in kleineren Regenklärbecken vorbehandelt, ehe es zur Kläranlage weiter transportiert wird. Dazu kann eine vorhandene Trennkanalisation nützlich sein, die viele Kommunen in den 60er Jahren errichten ließen. Die meisten Städte und Gemeinden verfügen jedoch über eine Mischkanalisation, d. h., das aufgesammelte Schmutz- oder Regenwasser wird bereits nach relativ kurzen getrennten Wegstrecken zusammengeführt und in die Kläranlage geleitet.

Trenn- oder Mischkanalisation?[Bearbeiten]

Die zu Beginn der Ökologiebewegung als Glaubenskrieg ausgetragene Kontroverse Trenn- oder Mischkanalisation ist obsolet, da Abwässer aus allen Herkunftssektionen heute so stark belastet sein können, dass eine Trennung von Schmutz- und Niederschlagswasser keine wirkliche Abhilfe brächte. Wichtiger ist die Vorklärung von besonders verschmutztem Wasser. Das bedingt, dass bei Beibehaltung des Mischwassernetzes eine möglichst große zeitliche Verzögerung der Wasserweiterleitung nach Regenereignissen ermöglicht ist. Technisch läßt sich diese Rückhaltung durch besonders dicke Abwasserrohre und Sammler sowie Regenrückhaltebecken erreichen. Über EDV-Steuerung kann dann eruiert werden, wann der günstigste Stand der Vorklärung erreicht ist. Gegebenenfalls wird das vorgestaute Wasser einer chemischen Behandlung unterzogen. Erst dann wird es mit anderen Abwässern vermischt. Gegen Jahrhundertniederschläge läßt sich zwar nicht viel ausrichten, es kann aber durch Notüberläufe ein Maximum getan werden, damit das ökologisch schädliche sog. Abschlagen ins Gewässer vermieden wird.

Einleiter-Kataster[Bearbeiten]

Neben dem öffentlichen Kanalnetz haben sich etliche Umweltdezernate in letzter Zeit auch verstärkt um private Kanalanschlüsse und innerbetriebliche Kanalsysteme gekümmert, damit nicht durch die bislang wenig kontrollierten Indirekteinleiter eine besonders hohe Schadstoffkonzentration zustande kommt. Mit Direkt- und Indirekteinleiterkatastern wird in einigen Städten versucht, bessere Grundlagen für die Überwachung der Einleitungen zu schaffen.

Literatur / Fachzeitschriften[Bearbeiten]

  • Denker, Joachim/Menzenbach, Birgit: Belastung von Boden, Grund- und Oberflächenwasser durch undichte Kanäle; in ABWASSERTECHNIK 46 (Nr.4)/1995, S. 46-54
  • Schmitz, Claus Walter (Hrsg.): Handbuch kommunales Abwasser – Rechtsgrundlagen, Organisationsformen, Kostensenkungspotentiale; Bonn 1998
  • Schrader, Christian: Kanalsanierung – Rechtsfragen, Zustandserfassung, Technische Möglichkeiten, Finanzierungsinstrumente; Eberhard Blottner Verlag, Taunusstein 1991
  • Witte, Hartmut/Keding, Martin: Beispiele zur Erstellung eines Kanalkatasters; in ABWASSERTECHNIK 43 (Nr.6)/1992, S. 44-48

Erstellt von der AKP-Redaktion im Juli 2002

Weiterführende Informationen[Bearbeiten]

Verwandte Artikel: Abwasser, Wasserverbrauch, Virtuelles Wasser, Kläranlage