Rechtsextremismus

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Rechtsextremismus ist ein komplexes Phänomen, das nicht nur mit unterschiedlichen Begriffen beschrieben wird, sondern vor allem in den Dimensionen Einstellung und Verhalten bearbeitet wird.

Begriff Rechtsextremismus[Bearbeiten]

Das Phänomen Rechtsextremismus' wird von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren beschrieben. Dabei variiert zwar der Begriff, inhaltlich wird er jedoch synonym verwendet. So wird auch von Neonazismus, Neofaschismus oder Rechtsradikalismus gesprochen. Hinter der Verwendung eines bestimmten Begriffs stehen meist politische Gründe. In diesem Text wird der Begriff "Rechtsextremismus" verwendet, da er in der wissenschaftlichen Literatur am häufigsten benutzt wird.

Es gibt keine eindeutige Definition für den Begriff Rechtsextremismus. Die Bestehenden variieren in den Einstellungsfragen, die dem Rechtsextremismus zugewiesen werden. In der Wissenschaft haben sich zwei mittlerweile zwei Modelle durchgesetzt, die unterschiedliche Kategorien beinhalten, Wilhelm Heitmeyers Modell der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) und ein von verschiedenen Wissenschaftlern entwickelter Index, in dem ein rechtsextremes Weltbild beschrieben wird[1]. Letzteres wird beispielsweise in den Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung verwendet, die sich mit aktuellen rechtsextremen Einstellungen beschäftigen.

Kritik am Begriff "Extremismus"[Bearbeiten]

Der Begriff Rechtsextremismus suggeriert, es würde jenseits der linken und rechten Extreme eine politische Mitte geben, die von dem Phänomen Rechtsextremismus nicht berührt würde. Da Studien seit Ende der 90er Jahre zeigen, dass rechtsextreme Einstellungen in allen gesellschaftlichen Schichten verbreitet sind, muss nach breiteren Lösungsansätzen gesucht werden.

Während eine Gleichsetzung rechter und linker Ideologie in der Wissenschaft kaum stattfindet, so ist sie auf der politischen Ebene stark verbreitet. So wird Projekten die sich gegen Rechtsextremismus richten, eine Nähe zu einem nicht näher definierten Linksextremismus unterstellt. Eine Initiative, die gegen den Extremismus-Begriff der Bundesregierung arbeitet ist die Initiative gegen jeden Extremismusbegriff.

Stärkster Kritikpunkt am Extremismus-Begriff ist seine Unschärfe. Die Zuordnung einer Gruppe oder einer inhaltlichen Position zum "Extremismus" ist willkürlich und an keiner Stelle klar definiert. Dadurch besteht die Möglichkeit, ihn als politischen Kampfbegriff zu gebrauchen, bei dem wahre Demokraten und andere Akteure voneinander unterschieden werden sollen.

Weiterführende Artikel[Bearbeiten]

Einstellungen[Bearbeiten]

Es gibt zwei wissenschaftliche Langzeitstudien, die rechtsextreme, bzw. menschenfeindliche Einstellungen untersuchen. Eine wird von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegeben, die andere von Wilhelm Heitmeyer.

Expertenkonsens[Bearbeiten]

Bis Mitte der 90er Jahre gab es in der Wissenschaft keinen Konsens darüber, welche Einstellungen dem Rechtsextremismus zugerechnet werden. Mit der Wende gab es einen regelrechten Boom an rechtsextremen Aktivitäten in Ostdeutschland, die dazu führten, dass mit jedem neuen Problem, das Rechtsextremismus mit sich brachte, neue Einstellungen untersucht und Erklärungsansätze entwickelt wurden. Waren zunächst ostdeutsche, junge Männer mit niedrigem Bildungsgrad im Fokus der Wissenschaft, kamen mit neuen Studien auch Frauen, Westdeutsche und gebildete Kreise hinzu. Studien, die über einen langen Zeitraum immer wieder die gleichen Einstellungen abfragten, gab es nicht. Mittlerweile hat sich eine Expertenkommission auf bestimmte Einstellungen geeinigt.

Sie bestand aus Wissenschaftler/innen, die regelmäßig an empirischen Untersuchungen von rechtsextremistischen Einstellungen arbeiteten. Zu dieser Gruppe gehörten: Prof. Dr. Elmar Brähler (Leipzig), Dr. Michael Erdinger (Jena), Prof. Dr. Jürgen Falter (Mainz), Dr. Andreas Hallermann (Jena), Dipl. Pol. Joachim Kreis (Berlin), Prof. Dr. Oskar Niedermeyer (Berlin), Prof. Dr. Bettina Westle (Erlangen), Dr. Jürgen Winkler (Mainz). [2]

Der Index dieser Expertenkommission wird beispielsweise in den Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung verwendet: Vom Rand zur Mitte (2006), Ein Blick in die Mitte (2008), Bewegung in der Mitte (2008), Die Mitte in der Krise (2010)

Einstellungen, die demnach zu einem rechtsextremen Weltbild gehören sind: Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur, Chauvinismus (i. S. von Überlegenheit der Deutschen), Ausländerfeindlichkeit/Rassismus, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Verharmlosung des Nationalsozialismus.

Syndrom der Menschenfeindlichkeit[Bearbeiten]

Das Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (GMF) fußt auf Studien des Wissenschaftlers Wilhelm Heitmeyer. Im Abstand von ein bis zwei Jahren publiziert er Ergebnisse eines Langzeitprojektes zu Erscheinungsformen, Ursachen und Entwicklungen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit unter dem Titel "Deutsche Zustände".

Verhalten[Bearbeiten]

Rechtsextreme Einstellungen bleiben im Verborgenen, wenn sie sich nicht in Verhalten äußern. Viele Menschen assoziieren mit rechtsextremem Verhalten vor allem rassistische Gewalt. Das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten ist aber weitaus vielfältiger. So kann sich rechtsextremes Denken in Wahlverhalten, in Mitgliedschaften, in Teilnahme an Veranstaltungen und Aktionen, im Betreiben von Geschäften und Kneipen oder in Gewalttaten widerspiegeln. Je niedrigschwelliger der Zugang zu einem Verhalten ist, desto mehr rechtsextrem Denkende bringen sich dort mit ein.

Wahlverhalten[Bearbeiten]

Eine Art auf die rechtsextreme Einstellungen sichtbar werden, sind Wahlergebnisse. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die Bundesrepublik Deutschland bisher von einer starken rechtsextremen oder rechtspopulistischen Partei verschont worden. Bei Wahlen treten entweder regionale rechtspopulistische Parteien an, die mit den zwei Themen Antiislamismus (PRO Köln) oder Law&Order (Schill-Partei) in den Wahlkampf ziehen, oder man hat es mit Parteien zu tun, die sich schon länger im rechtsextremen Lager etabliert haben wie die NPD, die DVU oder die Republikaner. Seit Ende 2010 sind DVU und NPD eine Fusion eingegangen und nennen sich NPD - Die Volksunion.[3]

Stimmpotenziale rechtsextremer Parteien[Bearbeiten]

Die Stimmpotenziale rechtsextremer Parteien sind weitaus höher als ihr Stimmanteil bei Wahlen dann tatsächlich ausfällt. Laut den Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung und Heitmeyers, kann man von 10 bis 20 Prozent der deutschen Bevölkerung ausgehen, die rechtsextrem denken. Dass dieser Anteil der Bevölkerung nicht rechtsextrem wählt hängt mit der politischen Kultur der BRD zusammen, in der eine Unterstützung für Rechtsextreme als politisches Tabu gilt. Auch wenn keine inhaltliche Differenz zu Rechtsextremen besteht, so prägt die nationalsozialistische Vergangenheit und die damit im Zusammenhang stehenden Verbrechen das Wahlverhalten vieler Menschen. Insofern sind im Bereich Wahlverhalten zwei Perspektiven interessant: 1. Was wählen Menschen, die rechtsextrem denken? und 2. Wer wählt rechtsextreme Parteien?

Wer wählt rechts?[Bearbeiten]

Es gibt verschiedene Studien, die die Wählerschichten rechtsextremer Parteien untersuchen. Bei der NPD und der DVU waren es in den vergangenen Jahren vor allem Männer bis Mitte 30, die von sozialem Abstieg betroffen sind (Unterschichtenproblem) und deren Bildungsgrad niedrig war.[4] Die Deprivationsthese, dass Menschen, die von sozialem Abstieg betroffen sind, rechtsextrem wählen, ist jedoch nicht so einfach haltbar. In einer Studie zu Wahlverhalten[5] herausgefunden, dass Deprivation und rechtsextremes Weltbild Voraussetzungen dafür sind, dass Menschen ihre Stimme einer rechtsextremen Partei geben. D.h. allein soziale Deprivation reicht nicht aus. Menschen, die sich politisch links verorten wählen auch bei starkem sozialem Abstieg nicht rechtsextrem. Richard Stöss fasst diesen Zusammenhang mit folgenden Worten zusammen: "Die Anhänger rechtsextremistischer Parteien sind zwar „nur“ knapp zur Hälfte rechtsextremistisch eingestellt, aber die Übrigen verfügen über eine stark rechtslastige Gesinnung. Protestwahl und extrem rechte Orientierungen bilden mithin keinen Gegensatz."[6]

Demonstrationen, Veranstaltungen, Konzerte[Bearbeiten]

Jenseits von Wahlen nutzt die rechte Szene verschiedene Veranstaltungen, um ihr Gemeinschaftsgefühl zu stärken oder ihre Wahrnehmbarkeit im öffentlichen Raum zu erhöhen. Im kommunalen Rahmen sind Demonstrationen, Veranstaltungen und Konzerte die am häufigsten vorkommenden Veranstaltungen. Vor allem parteilose, aber organisierte Neonazis greifen auf diese Aktionsformen zurück. Die Themenpalette reicht hierbei von ns-verharmlosenden Gedenkveranstaltungen über historische Grundlagen des "Deutschen Reichs", die Vorstellung anderer Kampagnen und Aktionen von Neonazigruppen bis hin zu Rassismus und Antisemitismus.

Verhinderung von rechtsextremen Veranstaltungen[Bearbeiten]

Wenn bekannt wird, dass eine rechtsextreme Veranstaltung in der Kommune stattfindet, sollte sich auch demokratischer Protest dagegen regen. Um diese Art von Veranstaltungen zu verhindern bedarf es manchmal nur eines Gesprächs mit einer Vermieterin oder einem Vermieter, handelt es sich um Veranstaltungen im öffentlichen Raum, ist die Lage weitaus komplexer. Das Verbot von Demonstrationen und Konzerten ist zum einen rechtlich nicht leicht durchzusetzen, zum Anderen gewinnt eine demokratische Zivilgesellschaft an Handlungsfähigkeit, wenn sie sich dem Problem gemeinsam entgegenstellt.

Gewalt[Bearbeiten]

Als besonders problematisch am Rechtsextremismus, wird immer wieder die Gewalt genannt. Das Ausmaß rechtsextremer Gewalt dokumentieren heutzutage Opferberatungstellen, Polizei und Verfassungsschutz. Der Fokus beim Thema rechte Gewalt lag die ersten 10 Jahre nach der Wende meist auf den Tätern, man kategorisierte sogar Tätergruppen.[7] Die Opfer rechter Gewalt in den Mittelpunkt zu rücken, war eine Perspektive, die durch damals noch neuen Opferberatungsstellen eingefordert wurde. Mit der rot-grünen Bundesregierung wurden erstmals Projekte, die sich den Opfern widmeten, nicht den Tätern rechter Gewalt, finanziert.

Eine Übersicht über Todesopfer rechter Gewalt und Tatmotive ist bei Zeitonline einzusehen. Seit 1990 wurde 149 Menschen durch rechte Gewalt getötet. Die Ächtung rechtsextremer Gewalt hat sich von Rostock-Lichtenhagen bis heute verändert und sie ist mittlerweile selbstverständlich. In den geführten Debatten wurde vernachlässigt, dass nicht allein die Gewalt ein Problem darstellt, sondern die Ideologie, die dahinter steht. Diese Ideologie ist weiter verbreitet als nur in der rechten Szene. Die Reduzierung eines komplexen Phänomens auf den Begriff "rechte Gewalt" verstellt zudem den Blick auf die Hauptmotive dieser Gewalt: Rassismus, Andersdenkende, Homophonie und Sozialdarwinismus.

Strukturen[Bearbeiten]

Unter Strukturen versteht man Parteien, Kameradschaften, sogenannte freie Nationalisten, aber auch Vereine und andere Gruppen und Organisationen, die der extremen Rechten zugeordnet werden. Anfang und Mitte der 90er Jahre wurden mehrere Strukturen verboten, darunter z.B. der Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) oder die Wiking Jugend. Auf die Verbote reagierte die rechte Szene mit einer Strukturdebatte, in der es zwei Fraktionen gab. Die Eine setzte sich dafür ein, nur noch in losen Zusammenhängen ohne Mitgliedschaften zu agieren (Kameradschaftsszene), die Andere war der Meinung, die Organisierung in Parteien würde vor Verboten schützen, da diese weitaus schwerer zu verbieten seien, als Vereine oder andere Gruppen. Die NPD profitierte von dieser zweiten Fraktion und erarbeitete sich so den Status der stärksten Kraft im rechtsextremen Lager. Heute sind die beiden vorherrschenden Strukturen die NPD und die Freien Kameradschaften.

Parteien[Bearbeiten]

In der Bundesrepublik Deutschland gab es bisher drei relevante Parteien, andere lokale Bestrebungen wie die Schill-Partei oder Pro Kölln konnten ihre Erfolge nicht kontinuierlich ausbauen, geschweige denn ihr politisches Tagesgeschäft professionalisieren. Mit der Fusion der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und der Deutschen Volksunion (DVU) entstand Ende des Jahres 2010 "NPD - Die Volksunion". Die Republikaner mussten seit den 90er Jahren Wählerstimmen und Mitglieder einbüßen.

Freie Nationalisten[Bearbeiten]

Als sogenannte Freie Nationalisten bezeichnen sich Neonazis, die nicht Mitglied in einer Partei sind, sondern anders organisiert sind. Bis vor wenigen Jahren waren Kameradschaften die bevorzugte Organisationsstruktur solcher Neonazis. Anfang und Mitte der 90er Jahre wurden einige rechtsextreme Parteien verboten. Nach einer Strategiediskussion im rechtsextremen Lager erschien die Organisierung in Kameradschaften juristisch weniger angreifbar. Mit dem Verbot verschiedener Kameradschaften nach Vereinsrecht, sind in den letzten fünf Jahren neue Strukturen entstanden, die noch weniger Angriffspunkte bieten sollen. Heute gibt es "Autonome Nationalisten", "Freie Kameradschaften", "Freie Kräfte" oder "Freie Nationalisten".

Medien[Bearbeiten]

Wikipedia[Bearbeiten]

Die deutschsprachige Wikipedia ist Gegenstand von massiven Attacken, die auf eine mehr oder weniger subtile Verfälschung von Wiki-Inhalten aus rechtsextremer Sicht (Point of View (POV)) abzielen. Die von einem Benutzer eingerichtete Warnseite Nazipedia (inzwischen zwangsweise umbenannt in Beobachtungsliste) soll vor besonders problematischen Seiten warnen. Die meist technikaffinen Administratoren der deutschsprachigen Wikipedia sind häufig mit einem Diskurs gegen rechts überfordert, regelmäßig werden schein-symmetrisch rechtsextreme und liberale Beiträge gemeinsam gesperrt. Besonders gefährdete Bereiche in der deutschsprachigen Wikipedia sind der Rechtsrock und nazi-esoterische Gruppierungen. Im internationalen Vergleich ist die französischsprachige Wikipedia inklusionistischer, die deutschsprachige Wikipedia exklusionistischer orientiert. Die englischsprachige Wikipedia bewegt sich zwischen beiden Positionen.

Extrem rechte Musik[Bearbeiten]

Eine gute Übersicht über rechte Bands, rechte Labels, unterschiedliche rechte Musikszenen und Handreichungen zum Thema ist unter http://www.turnitdown.de/infos.html zu finden.

Gegenmaßnahmen[Bearbeiten]

Über eine finanzielle Förderung durch den Bund wurden im Osten Deutschlands sogenannte Beratungsnetzwerke aufgebaut, die aus Mobiler Beratung und Opferberatung bestehen. Mit dem Einzug rechtsextremer Parteien in kommunale Parlamente, müssen sich demokratischen Parteien damit auseinandersetzen, wie sie Rechtsextremisten begegnen. Darüber hinaus gibt es lokale Bündnisse, Initiativen und Antifagruppen, die sich ehrenamtlich gegen Rechtsextremismus engagieren.

Beratungsnetzwerke[Bearbeiten]

Seit der Jahrtausendwende, mit dem Wechsel zur Rot-Grünen Bundesregierung, haben sich Beratungsnetzwerke in den neuen Bundesländer herausgebildet. Während sich vorher nur Wissenschaft und ehrenamtliche Initiativen dem Problem Rechtsextremismus widmeten, setzte mit der Rot-Grünen-Bundesregierung eine massive Förderung demokratischer zivilgesellschaftlicher Projekte ein. 2001 mit dem CIVITAS-Programm ins Leben gerufen, konnte die Förderung dieser Tätigkeiten professionalisiert und ausgebaut werden. Die ostdeutschen Bundesländer, in denen Rechtsextremismus seit der Wende an Bedeutung stark zugenommen hatte, wurde stärker gefördert als die westdeutschen Bundesländer. Seit 2001 entstanden Beratungsstellen für Opfer rassistischer und rechter Gewalt, Mobile Beratungsteams gegen Rechtsextremismus und Netzwerkstellen.

Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus und Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt[Bearbeiten]

Mobile Beratungsteams gegen Rechtsextremismus beraten demokratische Initiativen, Einrichtungen und Institutionen, Parteien und Einzelpersonen, die mit Rechtsextremismus konfrontiert sind. Sie klären über Handlungsoptionen auf, führen Schulungen zu verschiedenen Themen durch und vermitteln zwischen lokalen Akteuren und Politik. Die Profile der einzelnen Beratungsteam können sich voneinander unterscheiden.

Eine Auflistung der Bundesländer, in den es Mobile Beratungen gegen Rechtsextremismus gibt:

Neben der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus gibt es in den neuen Bundesländern Beratungsstellen für Opfer von rassistischer, antisemitischer oder rechtsextremer Gewalt. Beraten werden aber auch Zeugen und Zeuginnen und Angehörige von Betroffenen, die ebenso unter psychischen Druck geraten können, wie die Betroffenen selbst. Neben einer Rechtsberatung, der Vermittlung von Anwält/innen und psychologischer Unterstützung, helfen die Opferberatungsstellen auch dann, wenn Betroffene an die Öffentlichkeit gehen wollen. Eine Auflistung der Beratungsstellen für Opfer rassistischer, antisemitischer, homophober und rechtsextremer Gewalt:

Rechtsextreme in Kommunalparlamenten[Bearbeiten]

Rechtsextreme Parteien konnten bisher bei Bundestagswahlen nicht punkten, bei Kommunalwahlen jedoch schon. Neben DVU, NPD und Republikanern entstehen auch kommunale Parteien mit rechtsextremen oder rechtspopulistischen Positionen, wie Pro Kölln oder die Schill-Partei, die sich den Anschein einer Bürgerbewegung geben.

Die höchsten Wahlergebnisse der bundesweit antretenden rechten Parteien im Überblick:

Jahr/Region NPD Jahr/Region Republikaner Jahr/Region DVU
2004/SL 4,0 % 1989/BE 7,5 % 1991/HB 6,1 %
2004/SN 9,2 % 1990/BY 4,9 % 1992/SH 6,3 %
2006/BE 2,6 % 1992/BW 10,9 % 1997/HH 4,9 %
2006/MV 7,3 % 1993/HH 4,8 % 1998/ST 12,9 %
2009/SN 5,6 % 1994/BY 3,9 % 1999 BB 5,3 %
2009/TH 4,3 % 1996/BW 9,1 % 2004 BB 6,1 %

Seitdem die NPD in den Landtagen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen und in einigen Berliner Bezirksverordnetenversammlungen sitzt, sind verschiedene Publikationen und Handreichungen zum Umgang der demokratischen Parteien mit der NPD entstanden.

Strategien der Demokrat/innen[Bearbeiten]

Es können immer wieder neue Strategien erarbeitet werden, aber im Großen und Ganzen stehen sich zwei Positionen gegenüber.

Die 1. und vor allem im kommunalen Umgang verbreitete Strategie ist die der Ausgrenzung. D.h. Anträgen aus den Reihen Rechtsextremer wird nicht zugestimmt, es wird nicht mit ihnen paktiert und es wird bei politischen Entscheidungen nicht mit den Stimmen der Rechtsextremen gerechnet. Dieses Verhalten muss von Demokrat/innen trainiert werden, langfristig nimmt man damit aber den Rechtsextremen jeglichen Wind aus den Segeln. In den Berliner Bezirksverordnetenversammlungen (BVV), in denen die NPD seit 2006 einzelne Verordnete oder Fraktionen stellt, versuchen die Strategie der Ausgrenzung umzusetzen. Dies gelingt weitestgehend, sodass die Frustration in den Reihen der Rechtsextremen in Bezug auf parlamentarische Arbeit sehr hoch ist.

Es gibt Nazis in den Parlamenten (NiP)-Projekte in einigen Bundesländern, die sich mit der Arbeit der Rechtsextremen in kommunalen Parlamenten auseinandersetzen.

Die 2. Möglichkeit ist die Strategie der "Umarmung". Man bindet Rechtsextreme gezielt in Entscheidungsprozesse ein, man bildet Koalitionen oder besetzt Ämter mit ihnen. Ziel dessen ist die Entzauberung der Rechtsextremen. Rechtsextreme und Rechtspopulisten haben häufig kaum Erfahrung in der parlamentarischen Arbeit. Dies schlägt sich auf ihre Praxis nieder, sodass ihre Arbeit bereits nach kurzer Zeit unprofessionell wirkt, in vielen Fällen lösen sich Fraktionen auf, bevor eine Legislaturperiode beendet ist. Die Strategie der Umarmung wurde beispielsweise von der CDU in Hamburg angewandt, die mit der Schill-Partei koalierte.

Publikationen zum aktuellen kommunalpolitischen Umgang mit Rechtsextremen

Lokale Bündnisse, Initiativen und Antifagruppen[Bearbeiten]

Ein wichtiger Bestandteil des Engagements gegen Rechtsextremismus sind zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich ehrenamtlich engagieren. Ein Übersicht über bestehende lokale Bündnisse, die sich gegen Rechtsextremismus und für Demokratie einsetzen findet man hier im Wiki.

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. Eine Expertenkommission bestehend aus Wissenschaftler/innen, die regelmäßig an empirischen Untersuchungen von rechtsextremistischen Einstellungen arbeiten, hat sich auf eine Arbeitsdefinition für Rechtsextremismus verständigt. Zu dieser Gruppe gehörten: Prof. Dr. Elmar Brähler (Leipzig), Dr. Michael Erdinger (Jena), Prof. Dr. Jürgen Falter (Mainz), Dr. Andreas Hallermann (Jena), Dipl. Pol. Joachim Kreis (Berlin), Prof. Dr. Oskar Niedermeyer (Berlin), Prof. Dr. Bettina Westle (Erlangen), Dr. Jürgen Winkler (Mainz); Quelle: Richard Stöss, Hrsg.: Friedrich-Ebert-Stiftung: Rechtsextremismus im Wandel, Berlin 2007, 2. aktualisierte Auflage
  2. Quelle: Richard Stöss, Hrsg.: Friedrich-Ebert-Stiftung: Rechtsextremismus im Wandel, Berlin 2007, 2. aktualisierte Auflage
  3. Die Rechtmäßigkeit dieses Zusammenschlusses ist noch nicht endgültig festgestellt worden, sodass man zwar von einer Fusion sprechen kann, diese steht aber juristisch auf wackligen Beinen.
  4. Richard Stöss: Rechtsextremismus im Wandel, 2. Überarb. Aufl., Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung 2007 (Dezember)
  5. Falter, Jürgen: Wer wählt rechts?, Die Wähler und Anhänger rechtsextremistischer Parteien im vereinigten Deutschland, Verlag C.H. Beck, München, 1994, S.156, 157
  6. Stöss, Richard: Rechtsextremismus im Wandel (S.101)
  7. Willems, Helmut: Rechtsextremistische, antisemitische und fremdenfeindliche Straftaten in Deutschland: Entwicklung, Strukturen, Hintergründe, in: Grumke, Thomas/ Wagner, Bernd (Hrsg.): Handbuch Rechtsradikalismus; Personen – Organisationen – Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft, Leske + Budrich, Opladen 2002 (S.152)

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]