Stadttypen

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Je nach Fragestellung gibt es sehr unterschiedliche Möglichkeiten, Städte zu "typisieren".

Typisierung nach Größe[Bearbeiten]

Nach der deutschen Reichsstatistik von 1871 und der Internationalen Statistikkonferenz von 1887 werden Stadttypen nach Größe definiert:

  • Großstadt ist eine Stadt ab 100.000 Einwohnern;
  • Mittelstadt ist die Bezeichnung für Städte zwischen 20.000 und 100.000 Einwohnern;
  • Kleinstadt heißt eine Stadt unter 20.000 Einwohnern;
  • Landstadt wurde früher eine Stadt unter 5.000 Einwohnern genannt, diese Bezeichnung ist heute nicht mehr gebräuchlich.
  • Als Dorf wird eine ländliche Siedlung sehr unterschiedlicher Größe bezeichnet, beginnend bei ca. 20 Gebäuden bzw. 100 Einwohner:innen (kleinere Siedlungen heißen "Weiler") bis hin zu Großdörfern mit mehr als 1.000 Gebäuden bzw. 5.000 Einwohner:innen.[1]

"Stadttypen" des Gemeindefinanzberichts 2013[Bearbeiten]

Die Unterschiede in der Finanzlage der Kommunen sind groß und nehmen weiter zu. Sie lassen sich durch die klassische Unterteilung in Kernstadt, Umland und ländlicher Raum nicht ausreichend erklären, ebenso wenig durch eine Differenzierung nach Bundesländern oder Regionen. Daher versucht der Deutsche Städtetag im Gemeindefinanzbericht 2013 "Stadttypen" zu definieren, die sich aus dem Selbstverständnis der Städte und der Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in die Stadtgesellschaft herleiten. Solche Stadttypen sind:

  • Der "internationale Hotspot" mit grenzüberschreitender Ausstrahlung und überregionaler Verantwortung. Finanzen werden hier u.a. dazu eingesetzt, die Position der Stadt und ihrer Region im globalen Wettbewerb zu wahren. Stadt-Umland-Konflikte werden teilweise von diesem gemeinsamen Interesse überlagert.
  • Die "typische Stadt" funktioniert "als solche". Sie richtet ihre Ziele an den lokalen Aufgaben und der Region aus. Ihre Entwicklung ist im günstigen Fall stabil und nachhaltig, sie kann eigene Ziele und Schwerpunkte setzen.
  • Die "bedrohte Stadt" funktioniert im Kern zwar noch, lebt aber von der Substanz und verschuldet sich immer mehr. Sie hat größte Mühe, sich gegen das "Wegrutschen" von ganzen Stadtteilen und den Verfall der Infrastruktur zu stemmen. Ihre Entscheidungsspielräume sind stark eingeschränkt, eigene Entwicklungsziele und Schwerpunkte kann sie kaum setzen, allenfalls entscheiden, wo mehr und wo weniger gekürzt wird.
  • Die "stark gefährdete Stadt" steht direkt vor oder schon mitten in der Abwärtsspirale aus steigenden Soziallasten, unzureichenden Investitionen und abnehmender Standortattraktivität. Die Desintegration der Stadtgesellschaft ist stadtpolitisch nicht mehr aufzuhalten, ein Bündel sich gegenseitig verstärkender Probleme überfordert die ausgebluteten Finanzen. Lokale Gestaltungsmöglichkeiten sind kaum erkennbar, zumal bei Haushaltssicherungskonzepten. Auf diesem Boden droht auch die Politikverdrossenheit der StadtbewohnerInnen zu wachsen.

Diese Typologie bezieht sich vor allem auf die Problemlagen der Städte und die Ressourcen zu ihrer Bewältigung. Sie erfasst nicht alle Städte komplett. Mischformen gibt es insbesondere im Osten, wo staatliche Zuweisungen manchmal (noch) die schwache Wirtschafts- und Steuerbasis ausgleichen. Wichtig ist, dass die Anforderungen dieser Stadttypen an die übergeordnete Politik (EU, Bund, Länder) sehr unterschiedlich sind. Auch der Verfassungsgrundsatz der "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse", der traditionell vor allem in Bezug auf die Stadt-Land-Unterschiede diskutiert wurde, bekommt durch dieses Auseinanderlaufen der städtischen Entwicklungsperspektiven eine neue Bedeutung.

Eine ähnliche Unterteilung, die sich jedoch stärker an den Erwartungen und Zukunftsaussichten der Kommunen orientiert, nimmt das KfW-Kommunalpanel 2015 vor; es unterscheidet

  • Prosperierende Kommunen, die auf einer positiven finanziellen Entwicklung in der Vergangenheit aufbauen und auch zukünftig von einer vorteilhaften Entwicklung ausgehen;
  • Kommunen mit neuer Hoffnung, die nach einer negativen Entwicklung in der Vergangenheit und trotz einer derzeit noch unzureichenden Finanzsituation optimistisch in die Zukunft blicken;
  • Pessimistische Kommunen, die ihre finanzielle Entwicklung und ihre derzeitige Lage positiv sehen, im Ausblick jedoch eine deutliche Verschlechterung ihrer Finanzsituation befürchten;
  • Kommunen in der Negativspirale, die befürchten, dass nach einer negativen Entwicklung in der Vergangenheit und bei einer derzeit noch unzureichenden Finanzsituation auch zukünftig keine Verbesserung der Lage erreicht werden kann.

Fußnote[Bearbeiten]

  1. G. Henkel (Bundeszentrale für politische Bildung): Das Dorf (Leseprobe) (pdf-Format, 4 MB, 15 Seiten)

Quellen[Bearbeiten]