Unterschichten in Deutschland

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Karl August Chassé: Unterschichten in Deutschland. Materialien zu einer kritischen Debatte[Bearbeiten]

Angaben zur Literatur:


Autor(en): Karl August Chassé

Unterschichten in Deutschland

Verlag: VS-Verlag
Ort: Wiesbaden
Erscheinungsjahr: 2010
Seitenzahl: 210 Seiten
Preis: 16.95 €
ISBN 978-3-531-16183-9

Bezug: Buchhandel


Rezension von Gerald Munier (Bielefeld)[Bearbeiten]

Nachdem die zeitgeistgemäße Soziologie im Gefolge von Ulrich Beck den Begriff der „Unterschicht“ so gut wie wegdefiniert hatte und mehr oder minder nebulös von einer individualisierten Gesellschaft jenseits von Klassen und Schichten schwafelte, folgt jetzt anscheinend seine Neuentdeckung. Das ist gut so! Denn nur so kann ein adäquates Bewusstsein davon geschaffen werden, dass wir in einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft leben, in der sich die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter vertieft. Und das bedeutet im Klartext, dass es hierzulande auch Unterschichten gibt (und auch immer gab).

Chassé, Professor am Fachbereich Sozialwesen der FH Jena, hat sein Buch ganz lebendig aufgebaut. Anfangs werden rund 20 Seiten geboten, die die „Moralisierung sozialer Ungleichheit“ in der Presse wiederspiegeln. Da ist von Rita, die vier Kinder von drei verschiedenen Vätern hat, die Rede und jenem Langzeitarbeitslosen, dem SPD-Beck einen Job versprach, wenn er sich wäscht und rasiert. Danach wird auf das konservative Konstrukt der Unterschicht à la Paul Nolte rekurriert.

Im umfassenderen II. Teil geht es um Theorie und Empirie des Untersuchungsgegenstandes, ehe der Autor in einem abschließenden III. Teil die Unterschichten im aktuellen Wissenschaftsdiskurs reflektiert. Hier plädiert er für eine Re-programmierung des Sozialen, d.h. eine Benennung der Stärken und Funktionalität der Sozialen Arbeit. Alles in allem ein lesenswertes Buch.

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