KommunalWiki:Fragen und Antworten

Aus KommunalWiki

Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Konkurrenz um Neubürger

Guten Tag!

In einer gestrigen Gemeindevertretersitzung wurde diskutiert, wie aktiv Neubürger in unsere Gemeinde gelockt werden können. Dabei wurde auch die Problematik aufgezeigt, dass das ein Ausbluten der Nachbargemeinden bedeuten kann. Eine geäußerte Position war: Das ist uns egal, Hauptsache unserer Gemeinde geht es gut.

Ich fragte an, ob bekannt ist, welche Folgekosten sich denn ergeben, wenn man einen solchen Weg wählt. Steigen den die Umlagen? Ist das nur unsoldarisch oder auch finanziell eine Katastrophe?

Wer Informationen dazu hat, kann gerne direkt mit mir unter info@steffen-andreae.de Kontakt aufnehmen.

Danke, Steffen

Hallo Steffen, ein paar Gedanken dazu: Ich denke, Du hast den richtigen Punkt getroffen. Die Konkurrenz der Gemeinden um neue EinwohnerInnen bleibt weitgehend ein Nullsummenspiel, speziell in Zeiten stagnierender Gesamtbevölkerung kann die eine nur das gewinnen, was die andere verliert. Bundesweit haben wir dadurch z. B. erhebliche Überkapazitäten an ausgewiesenem, nicht in Anspruch genommenem Bauland. Für die Gemeinden in ihrer Gesamtheit ist das teuer, zumal viele dieser Ausgaben ohne Effekt bleiben. Zwar glauben eher konservativ oder liberal eingestellte Kräfte, dass durch die kommunale Konkurrenz die Preise für Bauland sinken und dies gesamtwirtschaftlich von Nutzen ist. Es verstärkt aber auch die Flächeninanspruchnahme, die bundesweit immer noch viel zu hoch ist. Siehe hierzu z. B. die difu-Veröffentlichung über neue Baugebiete.
Am Anfang sollte auf jeden Fall eine Analyse dessen stehen, was die Gemeinde in zehn, zwanzig Jahre braucht: Wie entwickelt sich die Bevölkerung, die Altersstruktur? Wie lässt sich die Gemeinde ökologisch, familienfreundlich, altengerecht weiterentwickeln? Wenn das dann NeubürgerInnen anlockt, gut; es ist aber dann auch ein Beitrag für die Gesamtentwicklung in Deutschland.
NeubürgerInnen werden von Gemeinden vor allem deshalb gewünscht, weil sie zu Steuereinnahmen (in erster Linie Einkommensteuer) und zu Mehreinnahmen beim kommunalen Finanzausgleich führen. Natürlich bleibt nur ein Teil dieser Mehreinahmen bei der Gemeinde, der andere wird durch Umlagen (Samtgemeinde, Kreis - je nach Verfasstheit der Gemeinde) abgeführt. Ob diese Mehreinnahmen irgendwann die Kosten decken, steht in den Sternen, vielel Gemeinden haben sich dabei schon verschätzt.
Grüße, --Wolfgang Pohl 15:18, 17. Feb. 2012 (CET)