Negativzinsen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus KommunalWiki

K (→‎Bayern:  )
K (→‎Bei Guthaben: Verwahrentgelt: FN: Auch Privatkunden)
Zeile 5: Zeile 5:
==Bei Guthaben: Verwahrentgelt==
==Bei Guthaben: Verwahrentgelt==


Umgekehrt müssen in einzelnen Fällen Kommunen, die größere Beträge als Rücklagen bei Banken deponieren, '''Verwahrgelder''' oder '''Verwahrentgelte''' - in der Presse auch als '''"Strafzinsen"''' bezeichnet - zahlen statt, wie früher, Zinsen zu erhalten. Seit Anfang 2017 wird diese Praxis u.a. von [[Sparkasse]]n eingeführt, bei denen viele Kommunen ihre Rücklagen deponieren. Kommunen reagieren darauf mit Umschichtungen, teilweise in andere Anlageformen - wobei sie nur eingeschränkt auswählen können, da sie nur beschränkt Risiken eingehen dürfen -, teilweise eröffnen sie Konten bei anderen Banken, die (noch) keine Entgelte fordern.
Umgekehrt müssen in einzelnen Fällen Kommunen, die größere Beträge als Rücklagen bei Banken deponieren, '''Verwahrgelder''' oder '''Verwahrentgelte''' - in der Presse auch als '''"Strafzinsen"''' bezeichnet - zahlen statt, wie früher, Zinsen zu erhalten. Seit Anfang 2017 wird diese Praxis u.a. von [[Sparkasse]]n eingeführt, bei denen viele Kommunen ihre Rücklagen deponieren. Kommunen reagieren darauf mit Umschichtungen, teilweise in andere Anlageformen - wobei sie nur eingeschränkt auswählen können, da sie nur beschränkt Risiken eingehen dürfen -, teilweise eröffnen sie Konten bei anderen Banken, die (noch) keine Entgelte fordern.<ref>Seit März 2013 fordern einige Sparkassen - wie zuvor schon einige Volksbanken und Privatbanken - auch von Privatkund/inn/en mit sehr großen Einlagen Verwahrentgelte; die Sparkasse Köln-Bonn beispielsweise für Einlagen ab einigen Mio. €, ähnlich auch z.B. die Hamburger Sparkasse (Haspa) und die Sparkasse in Oberhausen, die Stadtsparkasse München stellt zumindest entsprechende Überlegungen an. Vgl. FAZ, [http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/sparkassen-negative-zinsen-auch-fuer-privatkunden-14929896.html Negative Zinsen für Privatkunden], 19.03.2017</ref>


==Kommunale Beispiele==
==Kommunale Beispiele==

Version vom 20. März 2017, 13:25 Uhr

Infolge der noch nicht überwundenen Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre ab 2008 sind in vielen führenden Industrieländern die Zinsen auf ein Rekordtief gesunken. Auch in Deutschland erhalten Banken für das Anlegen von Geld bei der Europäischen Zentralbank heute keine Zinsen mehr, sondern müssen im Gegenteil seit November 2014 bei bestimmten Anlageformen sogenannte Negativzinsen zahlen.[1] Finden Banken eine Anlagemöglichkeit, die ihnen ähnlich sicher erscheint, sind sie daher bereit, auch an diesen Schuldner Minuszinsen zu zahlen, solange der Zinssatz unter dem der Bundesbank liegt. Daher können auch öffentliche Schuldner wie Bund, Länder und Gemeinden gelegentlich negative Zinsen erhalten, wenn sie sich mit relativ kurzer Frist verschulden.

Kommunen können in bestimmten Fällen Minuszinsen für Kassenkredite erhalten, wobei dies nach einigen Berichten eher bei ausländischen Banken möglich ist. Der bayerische Kreditmakler Erich Liegsalz hat nach eigenen Angaben in der zweiten Jahreshälfte 2015 Kredite in einer Gesamthöhe von 2,5 Mrd. € zu Negativzinsen an Kommunen vermittelt[2].

Bei Guthaben: Verwahrentgelt

Umgekehrt müssen in einzelnen Fällen Kommunen, die größere Beträge als Rücklagen bei Banken deponieren, Verwahrgelder oder Verwahrentgelte - in der Presse auch als "Strafzinsen" bezeichnet - zahlen statt, wie früher, Zinsen zu erhalten. Seit Anfang 2017 wird diese Praxis u.a. von Sparkassen eingeführt, bei denen viele Kommunen ihre Rücklagen deponieren. Kommunen reagieren darauf mit Umschichtungen, teilweise in andere Anlageformen - wobei sie nur eingeschränkt auswählen können, da sie nur beschränkt Risiken eingehen dürfen -, teilweise eröffnen sie Konten bei anderen Banken, die (noch) keine Entgelte fordern.[3]

Kommunale Beispiele

Beispiele für Kommunen, die Negativzinsen erhalten oder Verwahrentgelte zahlen sollen, finden sich seit Herbst 2015 zunehmend in der Presse:

Bayern

  • Nach einem Bericht der "heute"-Redaktion des ZDF habe sich die jährliche Zinsbelastung Nürnbergs aufgrund der Niedrigzinsphase von 63 Mio. € auf ca. 30 Mio. € verringert.[4] Die Stadt gibt an, auf Kredite von insgesamt 50 Mio. € ausschließlich von deutschen Banken Negativzinsen zu erhalten.[5]
  • Umgekehrt können Negativzinsen ein Problem für Kommunen sein, die Guthaben halten. So droht der Gemeinde Schrobenhausen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, Oberbayern) ein "Verwahrgeld" von 15.000 € jährlich für bei der Sparkasse hinterlegten Guthaben.[6] Die Volksbank-Raiffeisenbank in Pfaffenhofen hat die Einführung eines Verwahrgeldes angekündigt, wovon u.a. die Gemeinde Pfaffenhofen betroffen wäre, die im Dezember 2016 Rücklagen im Gesamtwert von ca. 19 Mio. € bei verschiedenen Banken und Sparkassen angelegt hat.[7] Auch die Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg erhebt seit Februar 2017 ein Verwahrentgelt auf Guthaben, die über dem durchschnittlichen Betrag des Vorjahres liegen.[8] Schon Seit dem Sommer 2016 verlangt die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen (im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gelegen) "Strafzinsen", seit Jahresbeginn 2017 auch die Raiffeisenbank Isar-Loisachtal. Letztere erlaubt Firmen und Kommunen maximal zwei Konten mit einem Freibetrag von jeweils 200 000 Euro. Für alles, was darüber liegt, wird ein Zins von 0,4 Prozent pro Jahr fällig.[9] Verwahrentgelte fordern seit Anfang 2017 auch die Kreissparkasse Augsburg und die Sparkasse Allgäu.[10]

Hessen

  • Offenbach erhalte für ca. 10% seiner Schulden (100 Mio. €) wenn auch geringe negative Zinsen. Die Zinsbelastung Offenbachs ist von 2014 auf 2015 um insgesamt 2,7 Mio. € gesunken.[11]
  • Nach einem Bericht der Frankfurter Neuen Presse verdiente der Main-Taunus-Kreis im August 2016 mit einem Kassenkredit über 10 Mio. € und einer Laufzeit von einem Monat etwas über 80 €. Der Landrat Michael Cyriax (CDU) hält Negativzinsen dennoch für "unverantwortlich" da kommunale Unternehmen, die Rückstellungen bilden müssten, auf Zinserträge angewiesen seien.[12]

Niedersachsen

  • Hannover hat im Mai 2016 auf seine Kassenkredite von 93 Mio. € im Durchschnitt 0,19% erzielt. Diese Negativzinsen seien aber nur bei ausländischen Banken (zumeist aus Skandinavien und den Benelux-Ländern) zu erhalten.[13]

Nordrhein-Westfalen

  • Der "Kölner Stadtanzeiger" nennt Köln und Bergisch Gladbach[14]; letztere bekommt die "Minuszinsen" von einer holländischen Bank[15]. Laut WDR nimmt Bergisch Gladbach 2016 etwa 3.000 € aus Negativzinsen ein.[16]
  • Weiteres Beispiel ist Essen, das für rund ein Drittel seiner Kassenkredite keine Zinsen zahlt oder gar Negativzinsen von unter 0,1% erhält; diese summieren sich für die Stadt jährlich auf einen fünfstelligen Betrag.[17] Zusätzlich nennt focus money Köln, Leverkusen, Greven und Oberursel.[18]
  • Laut DW profitiert Dortmund von Negativzinsen zwischen 0,1% und 0,9%.[19]
  • Remscheid nimmt mit Negativzinsen 2016 etwa 260 € ein, Bielefeld sogar einen Betrag im "niedrigen sechsstelligen Bereich". Wuppertal werde bis zu 20.000 Euro aus Zinserträge durch Schulden einnehmen,[20] Herne rund 5.000 €[21]
  • Der Hochsauerlandkreis hat durch Negativzinsen im Jahr 2016 rund 1,2 Mio. € gespart. Auch die in diesem Kreis gelegenen Städte Arnsberg, Sundern und Meschede haben nach Angaben der Landesregierung von Negativzinsen profitiert.[22]

Sachsen

  • Kommunen im Landkreis Zwickau müssen bei der Sparkasse Zwickau ab 1. Februar 2017 auf Guthaben über 250.000 Euro ein "Verwahrentgelt" in Höhe von 0,4% jährlich bezahlen.[23]

Fußnoten

  1. Vgl. Wirtschaftsdienst, Nominelle Negativzinsen, aus: Heft 2/2015
  2. Vgl. finanzen.net, Kommunen gehen mit hohem "Dispo" in nächste Reformrunde, 26.11.2015
  3. Seit März 2013 fordern einige Sparkassen - wie zuvor schon einige Volksbanken und Privatbanken - auch von Privatkund/inn/en mit sehr großen Einlagen Verwahrentgelte; die Sparkasse Köln-Bonn beispielsweise für Einlagen ab einigen Mio. €, ähnlich auch z.B. die Hamburger Sparkasse (Haspa) und die Sparkasse in Oberhausen, die Stadtsparkasse München stellt zumindest entsprechende Überlegungen an. Vgl. FAZ, Negative Zinsen für Privatkunden, 19.03.2017
  4. heute-Redaktion (Brigitte Scholtes), Wie die Kommunen von den Niedrigzinsen profitieren, 29.06.2016
  5. vgl. focus money, Städte bekommen Geld für Kredite, 13.05.2016.
  6. Donaukurier, Geld fürs Geld zahlen, 14.12.2016
  7. Donaukurier, Wenn Geld den Banken lästig wird, 20.12.2016
  8. Süddeutsche Zeitung, Kommunen müssen Strafzinsen zahlen, 23.01.2017
  9. Merkur, Strafzins für Kommunen: „Wir jonglieren jeden Tag“, 08.02.2017
  10. BR, Immer mehr Banken verlangen "Verwahrentgelt", 27.01.2017
  11. heute-Redaktion (Brigitte Scholtes), Wie die Kommunen von den Niedrigzinsen profitieren, 29.06.2016
  12. Frankfurter Neue Presse, Main-Taunus-Kreis erhält Zinsen für Kassenkredit, 14.08.2016
  13. vgl. focus money, Städte bekommen Geld für Kredite, 13.05.2016.
  14. vgl. Kommunen werden für Schulden belohnt, 23.09.2015
  15. Vgl. Berlin Journal, Kommunen bekommen fürs Schuldenmachen Geld, 04.06.2016
  16. WDR, Kommunen verdienen Geld mit Schulden, 16.08.2016
  17. vgl. focus money, Städte bekommen Geld für Kredite, 13.05.2016.; heute-Redaktion, Wie Städte mit Schulden Geld verdienen, 13.06.2016, und DW, Kommunen profitieren von EZB-Strafzins, 01.08.2016
  18. vgl. vorige Fußnote
  19. DW, Kommunen profitieren von EZB-Strafzins, 01.08.2016
  20. WDR, Kommunen verdienen Geld mit Schulden, 16.08.2016
  21. Aachener Zeitung, NRW-Kommunen verdienen Geld mit ihren Schulden, 16.08.2016
  22. Sauerlandradio, Die Sauerländer Kommunen haben im letzten Jahr an ihren Schulden verdient, 05.01.2017
  23. Freie Presse, Kommunen fangen an zu rechnen, 20.01.2017

Siehe auch

Vorlage:Bearbeitungsdatum