Kommunale Maßnahmen gegen Hitze

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Mit dem fortschreitenden Klimawandel nimmt auch die Zahl der Hitzetage in Deutschland zu. Während in den 60er Jahren im deutschen Durchschnitt jährlich 4 Tage mit Temperaturen ab 30°C auftraten, waren es im zurückliegenden Jahrzehnt schon 11 Tage mit weiter wachsender Tendenz (das bisherige Maximum trat im Jahr 2018 mit 20 Hitzetagen auf). Dabei ist die geografische Verteilung sehr ungleich, besonders betroffen ist der Südwesten Deutschlands (Südhessen, Saarland und der Westen Baden-Württembergs). Mehr Hitzetage als anderswo gibt es in größeren Städten, die geradezu Hitzeinseln bilden: Dicht bebaute Stadtzentren sind im Sommer zwischen zwei und acht Grad wärmer als das Umland. Das prägt sich am stärksten in Sommernächten aus. Damit nimmt besonders in den Städten auch die Zahl der Nächte zu, in denen die Temperatur nicht unter 20°C sinkt (sog. Tropennächte).

Gesundheitsgefahren[Bearbeiten]

Hitzetage und Tropennächte stellen für viele Menschen eine Gesundheitsgefährdung dar, vor allem wenn sie mehrmals in Folge auftreten (Hitzewellen). Sie können das Herz-Kreislauf-System belasten, besonders bei älteren Menschen, solchen mit Vorerkrankungen sowie bei Schwangeren und Kleinkindern. Starke Sonneneinstrahlung fördert auch die Entstehung bodennahen Ozons, was die Atemwege belastet. Bei einigen älteren Menschen, insbesondere bei Pflegebedürftigen, besteht weiterhin die Gefahr der Dehydrierung, wenn sie nicht genug trinken.

Für die Hitzesommer 2003, 2006 und 2015 wird geschätzt, dass insgesamt knapp 20.000 Menschen aufgrund der Hitze zusätzlich verstarben. Auch die Zahl der Rettungseinsätze nimmt in Hitzeperioden zu. Besonders bekannt wurde das Hitzejahr 2003 in Frankreich, in dem Berechnungen zufolge 15.000 Menschen aufgrund der Hitze zusätzlich verstarben und die Regierung sich ahnungslos zeigte, was letztlich zum Rücktritt des Gesundheitsministers führte.[1]

Kommunale Maßnahmen[Bearbeiten]

Eine Studie des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2022 hat exemplarisch für drei deutsche Städte (Hamburg, Köln und Frankfurt am Main) sowie zwei mit heißerem Klima (Madrid und Tunis) ermittelt, welche Veränderungen im Stadtraum für ein verträglicheres Klima in Gebäuden führen können. An erster Stelle steht dabei die Verschattung: Dabei geht es um den Schutz des Baumbestandes und das Anpflanzen weiterer Bäume,[2] auch Markisen und Schirme helfen. Weitere Maßnahmen sind Dach- und Fassadenbegrünungen, das Versprühen von Wasser und hellere Oberflächen von Gebäuden und Verkehrswegen.

Neben dem Stadtgrün hat auch die "blaue Infrastruktur" (offene Gewässer) eine positive Wirkung, ebenso wie Kaltluftschneisen, die kühlenden Wind in die Wohngebiete bringen. Auch öffentliche Trinkbrunnen erhalten mit der Zunahme von Hitze wachsende Bedeutung. Langfristig ist die Entsiegelung von Flächen und der Weg zur Schwammstadt als Maßnahme gleichermaßen gegen Starkregen wie gegen Hitze wichtig.[3]

Hitzeaktionspläne[Bearbeiten]

Immer mehr Kommunen stellen Hitzeaktionspläne auf. Bereits im September 2020 hat die Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) beschlossen, bis 2025 eine flächendeckende Erstellung von Hitzeaktionsplänen in Kommunen voranzutreiben. Laut einer Arbeitshilfe des BMU, die sich auf Empfehlungen der WHO stützt, kann ein solcher Hitzeaktionsplan aus folgenden Elementen bestehen:

  1. Zentrale Koordinierung und interdisziplinäre Zusammenarbeit
  2. Nutzung des Hitzewarnsystems[4]
  3. Information und Kommunikation
  4. Reduzierung von Hitze in Innenräumen
  5. Besondere Beachtung von Risikogruppen
  6. Vorbereitung der Gesundheits- und Sozialsysteme[5]
  7. Langfristige Stadtplanung und Bauwesen
  8. Monitoring und Evaluierung der Maßnahmen

Nach einer Umfrage des Umweltbundesamtes im Jahr 2020 hatten zu diesem Zeitpunkt nur sehr wenige Kommunen bereits einen Hitzeaktionsplan erstellt, doch war er bei der Hälfte der Befragten in Arbeit; sie verfolgten dabei jedoch sehr unterschiedliche Konzepte. Auch einige Bundesländer haben mit der Erstellung eigener Hitzeaktionspläne begonnen.

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. ÄrzteZeitung: Hitzewellen: Wie in Frankreich ältere Menschen geschützt werden, 20.07.2022
  2. Ein Forschungsprojekt des Zentrums Stadtnatur und Klimaanpassung (ZSK) der Technischen Universität München hat am Beispiel Würzburg gezeigt, dass ein Grünflächenanteil von 40% im Unterschied zu dichtbebauten Stadtteilen signifikant zur Minderung des Hitzestress im Sommer beitragen kann; siehe: KOMMUNAL, So heizt die Stadt sich weniger auf, 13.06.2022
  3. Auch die Beseitigung von Schottergärten gehört hier dazu.
  4. Siehe dazu: Stuttgarter Nachrichten: Meteorologe: Kommunen müssen Bürger rechtzeitig vor Hitze warnen, 18.06.2022
  5. In Berlin wurde dazu ein "Aktionsbündnis Hitzeschutz" gegründet; siehe Berlin.de: Aktionsbündnis Hitzeschutz: Gesundheitswesen wird hitzetauglicher, 20.06.2022

Materialien und Links[Bearbeiten]

Praxishilfen[Bearbeiten]

Arbeitshilfen von Bundesländern (Beispiele)[Bearbeiten]

Weitere Materialien[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]