Regenerative Landwirtschaft

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Das Konzept der regenerativen Landwirtschaft ist der Versuch einer Antwort auf die Krise, in der die Landwirtschaft heute steckt. Die herkömmliche, konventionelle Landwirtschaft konzentriert sich auf hohe Erträge mit der Folge eines starken Verschleißes an Ressourcen, sie laugt die Böden aus, befeuert den Klimawandel und steht in starker Abhängigkeit von der Industrie (Düngemittel, Pflanzenschutzmittel). Die biologische Landwirtschaft geht schonend mit den Ressourcen um, erkauft dies jedoch mit schwächeren Erträgen und hohen Preisen für Lebensmittel. Wie die konventionelle Landwirtschaft gerät sie zunehmend in Abhängigkeit vom Lebensmittelhandel.

Zur Definition[Bearbeiten]

Die regenerative Landwirtschaft soll einen Ausweg aus diesem Dilemma weisen. Der Begriff wurde zuerst in den 70er Jahren durch den Landwirt Robert Rodale geprägt. Es gibt dafür keine einheitliche Definition, auch weil das Konzept an die Bedingungen des jeweiligen Standorts angepasst werden muss und weil es ebenfalls auf die Forstwirtschaft angewendet wird. Zumeist jedoch werden die fünf vom regenerativ wirtschaftenden US-Farmer Gabe Brown formulierten Prinzipien genannt:

  • So wenig mechanische, physische und chemische Beeinflussung/Störung des Bodens wie möglich;
  • ständige, ganzjährige Bodenbedeckung;
  • Förderung der Biodiversität von Tieren und Pflanzen;
  • langer Erhalt von lebenden Wurzeln;
  • Integration von Tieren (statt Maschinen) in den Betrieb.[1]

Im Zentrum steht dabei die Gesundheit von Böden und Pflanzen. Ein ertragreicher Boden soll nicht einfach erhalten, sondern durch Neubildung von Humus gezielt aufgebaut und gestärkt werden. Eine Vielfalt von tierischen und pflanzlichen Bodenlebewesen soll für gesunde Böden und Pflanzen sorgen. Durch die Humusbildung wird zugleich Kohlenstoff im Boden gespeichert und damit dem Klimawandel entgegengewirkt. Damit ist das Konzept dem der biologischen Landwirtschaft verwandt; auch die regenerative Landwirtschaft verzichtet nach einer Umstellungszeit z.B. auf künstliche Düngung und chemischen Pflanzenschutz. Doch liegt der Schwerpunkt der regenerativen Landwirtschaft auf der Schaffung einer langfristigen Grundlage für ertragreiches und zugleich naturverträgliches Wirtschaften.

Studie von NABU und BCG[Bearbeiten]

In einer Studie haben der NABU und die Boston Consulting Group die möglichen Wirkungen der regenerativen Landwirtschaft untersucht und beschreiben dabei detailliert für die landwirtschaftlichen Betriebe den Weg dorthin in drei Stufen. Als Vorteile werden genannt:

  • Für die landwirtschaftlichen Betriebe: Die Gewinne können gegenüber der konventionellen Landwirtschaft um bis zu 60% gesteigert werden. Gründe dafür sind die Einsparungen für Betriebsmittel und die stärkere Resilienz gegenüber Starkwetterereignissen.
  • Die Lebensmittelverarbeitung und der Handel profitieren von geringeren Risiken z.B. durch Wettereinflüsse.
  • Für die Gesellschaft ergibt sich durch Bindung von Kohlenstoff und Verbesserung des Wasserhauthalts ein ökologischer Nutzen, der mit jährlich 8,5#nbsp;Mrd.#nbsp;€ beziffert wird. Darin ist der gesellschaftliche Nutzen durch eine höhere Biodiversität, die positiven Auswirkungen auf das Klima (durch CO2-Bindung und Verbesserung im Wasserhaushalt) und gesündere Nahrung noch nicht berücksichtigt.

Deutlich wird in der Studie aber auch, dass die Bewirtschaftung des Bodens im Jahresverlauf komplizierter sein kann und sorgfältiger geplant werden muss als in der herkömmlichen Landwirtschaft, auch weil es keine Zeiten gibt, in denen der Boden ohne Pflanzendecke auf die nächste Aussaat wartet. Zudem müssen landwirtschaftliche Betriebe mir einer Übergangszeit von vier Jahren rechnen, in denen die Kosten höher sind als die Erträge, es braucht also (eigenes oder fremdes) Kapital für die Umstellung.

Die Studie fordert daher, Betriebe, die auf eine regenerative Landwirtschaft umstellen wollen, zu fördern. Dazu gehören drei Elemente:

  • Betriebsmittelindustrie, Bildung und Beratung: u.a. Integration des Themas in Ausbildung und Beratung, bessere Verfügbarkeit geeigneter Betriebsmittel, Förderung des Erfahrungsaustauschs;
  • Politik und rechtlicher Rahmen: Subventionsprogramme, bessere Regulierung des Zertifikate-Marktes, Vorteile für Ökosystembeiträge;
  • Lebensmittelindustrie und Einzelhandel: Langfristige Partnerschaften mit Landwirt:innen, Skalierung von Pilotprojekten, Unterstützung und Beratung bei Umstellung.

Das Fazit der Studie lautet: "Regenerative Landwirtschaft ist also ein dreifacher Gewinn. Ihre Förderung erfordert jedoch ein abgestimmtes Handeln aller an der Lebensmittelversorgung in Deutschland beteiligten Parteien." Am Ende könnten sowohl die Landwirt:innen als auch die Gesellschaft als Ganzes von einem Wandel profitieren.

Fußnote[Bearbeiten]

  1. Für weitere Definitionen siehe unter Materialien den Artikel von solify sowie die Links im Artikel von Ökolandbau

Materialien[Bearbeiten]