Zusammenarbeit im Team

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Wie kann Fraktionsarbeit gut gelingen? Wie arbeiten wir erfolgreich im Rat? Grundlage dafür ist eine gute Zusammenarbeit im Team. Dazu sind, neben guten Inhalten, vor allem drei Bausteine von Bedeutung:

  • das „Wir“ des Teams
  • Kommunikation, Organisation und Information
  • Unterstützung und Netzwerke

Der Rahmen[Bearbeiten]

Als Kommunalpolitiker*innen sind wir zunächst Ehrenamtliche und machen diese Arbeit freiwillig. Gleichzeitig sind wir gewählt und vereidigt, haben Verpflichtungen und Entscheidungsverantwortung für unsere Städte, Gemeinden, Landkreise und Bezirke. Die Anforderungen sind durchaus vergleichbar mit einer beruflichen Tätigkeit. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch die Arbeit in der Fraktion – zwischen Verpflichtung und Freiwilligkeit. Wir wollen gut vorbereitete Ratsarbeit machen, wir wollen gemeinsam etwas voranbringen und gestalten. Dafür braucht es Verlässlichkeit und Einsatzbereitschaft. Gleichzeitig sind unsere Zeit- und Energieressourcen begrenzt. Ein täglicher Spagat.

Wir, das Team[Bearbeiten]

In einer Fraktion sitzen wie in jedem Team unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, Fähigkeiten, Begabungen, Erfahrungen und Interessen. Das ist wunderbar, denn wir brauchen analytischen Sachverstand genauso wie empathisches Einfühlungsvermögen, begeistertes Ärmelhoch-krempeln genauso wie gründliches Durchdenken, politische Erfahrung genauso wie den frischen Wind. Wenn es uns gelingt, dies wie Zahnräder gut ineinandergreifen zu lassen, dann können wir als Fraktions-Team erfolgreich sein.

Diese Unterschiede sind natürlich auch Quelle für Reibungsverluste und Missverständnisse. „Die anderen sind halt einfach anders als ich…“ eine Binsenweisheit, die leichter gesagt als gelebt ist. Es braucht daher eine Atmosphäre von Wertschätzung, Respekt und Verständnis füreinander – und für jede*n den richtigen Platz. So unterschiedlich wie die einzelnen Menschen, sind auch die Vorstellungen von Fraktionsarbeit, die Arbeitsweisen und das Zeitbudget. Hier braucht es Klarheit, Offenheit und Transparenz. Die Erlaubnis, auch mal kürzer zu treten genauso wie den Raum, Ideen in die Tat umzusetzen – immer verbunden mit einer klaren Struktur für Entscheidungsprozesse und Verantwortlichkeiten (siehe Kap.3)

Fraktionsvorstand - Rollen und Aufgaben[Bearbeiten]

Wählt Euch einen Fraktionsvorstand: mind. eine Person mit Stellvertretung oder eine Doppelspitze (je nach Fraktionsgröße auch mehr), so, wie es zu eurer Kultur und Eurem Bedarf passt. Damit schafft Ihr klare Rollen und Zuständigkeiten, was Euch die Arbeit sehr erleichtert. Es empfiehlt sich, turnusgemäß zur Hälfte der Amtszeit neu zu wählen.

Fraktionsvorsitzende sind Teamleitung und Repräsentat*innen der Fraktion, Organisator*innen und Sprachrohr, Verhandlungspartner*innen, Motivator*innen, Kümmerer*innen - und dabei auch immer selbst noch Rät*innen. Eine Vielfalt an Erwartungen wird an sie herangetragen. Sie sollen entschieden, aber nicht zu oft selbstständig, sie sollen erfolgreich verhandeln und dabei niemanden verprellen, ein schlagkräftiges Team zusammenhalten und doch jedem genug Freiheit lassen. Diese Rolle macht Spaß, ist komplex, facettenreich, arbeitsintensiv, spannend, herausfordernd.

Die Aufgaben lassen sich in zwei Bereiche unterteilen.

  • nach innen - Die Teamleitung:
    • Zusammenarbeit koordinieren, Informationsfluss sicherstellen, Überblick behalten, Ergebnisse und Entscheidungen herbeiführen
    • Zusammenhalt fördern, die einzelnen im Blick behalten, alle mitnehmen und zu Wort kommen lassen, Reibungsverluste minimieren, Konfliktlösungen herbeiführen
    • Spielregeln und Abläufe mit der Fraktion vereinbaren, darauf achten, dass diese auch eingehalten werden
    • Sitzungen vorbereiten und leiten, Terminplanung, Organisation und Abrechnung
    • strategisch vorausdenken
  • nach außen - das Gesicht der Fraktion:
    • Redebeiträge im Rat im Namen der Fraktion
    • Verantwortung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Repräsentation der Fraktion in der Öffentlichkeit, bei Terminen und Einladungen
    • Gespräche und Verhandlungen mit anderen Fraktionen, mit der Verwaltung, mit Landrät*in und (Ober)Bürgermeister*in, außerparlamentarischen Partner*innen
    • Zusammenarbeit auf Parteiebene, Vernetzung mit anderen grünen Mandatsträger*innen

Geschäftsführung[Bearbeiten]

Vor allem bei großen Fraktionen hilft eine Geschäftsführung zur Unterstützung u.a. bei der organisatorischen Kleinarbeit, beim Informationsfluss oder der Öffentlichkeitsarbeit.

Konfliktprävention und -bewältigung[Bearbeiten]

Ein guter Zusammenhalt, wertschätzendes Klima, respektvoller Umgang miteinander, der richtige Platz für jede Person - damit ist schon viel getan zur Prävention von Konflikten. Komplett vermeiden lassen sie sich aber nicht. Hier nur Mut! Sprecht Konflikte an und macht sie transparent, dann verlieren sie an Kraft - und macht es vor allem rechtzeitig, bevor sie an Dynamik zunehmen.

Scheut Euch nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist keine Zeichen von Schwäche, wenn es zu Konflikten kommt. Know How zur Konfliktprävention und zum Umgang mit Konflikten gibt es z.B. in Seminaren. Für euren konkreten Akutfall bieten einige KPVen (zB Hessen, Bayern) Konfliktberatung und die Vermittlung von Profis für die Begleitung vor Ort an.

Arbeitsorganisation und Kommunikation[Bearbeiten]

Im folgenden Abschnitt stellen wir euch einige wesentliche Instrumente vor, die Euch helfen, gute Zusammenarbeit konkret umzusetzen und im politischen Alltag zu leben.

Spielregeln und Geschäftsordnung erarbeiten[Bearbeiten]

Es hilft, Zusammenarbeits-Regeln gemeinsam zu erarbeiten und schriftlich festzuhalten. Ihr könnt grundsätzliche Werte wie Offenheit und Respekt genauso vereinbaren wie Diskussionsregeln, Sitzungszeiten oder Abläufe. Das lässt sich z.B. in Form von informellen Spielregeln machen oder als formelle Geschäftsordnung. Was für Euch die passende Form ist, entscheidet Ihr selbst in der Fraktion. Wichtig ist, dass ihr sie gemeinsam erstellt. Denn nur wenn alle dahinterstehen, sind sie tragfähig. Und allein der Prozess der gemeinsamen Erarbeitung führt zu mehr Offenheit und Verständnis.

Strukturen, Abläufe, Zuständigkeiten festlegen[Bearbeiten]

Nehmt Euch die Zeit, Eure Arbeitsstrukturen, Abläufe und Zuständigkeiten zu klären. Das erspart Euch in der Folge ermüdende Diskussionen darüber, was wo und wie diskutiert wird, wer was übernimmt und wie das jetzt gleich wieder laufen soll.

Dazu gehören u.a. Punkte wie:

  • Die Regelmäßigkeit der Fraktionssitzungen
  • Ein klares Verfahren für kurzfristige Umlaufbeschlüsse zwischen Fraktionssitzungen
  • Jährliche Klausuren für langfristige Themen, Zielsetzung und Teambildung
  • Die Zusammenarbeit mit der Parteiebene
  • Die Ablage von Fraktionsdokumenten
  • oder das Vorgehen bei der Antragserstellung.

Antragserstellung: ein gutes Beispiel für einen Ablauf:

  1. Eine Idee in die Fraktionssitzung einbringen und diskutieren; vereinbaren: wird die Idee weiter verfolgt Ja/Nein?
  2. Eine oder mehrere Personen erstellen einen Antragsentwurf.
  3. Diesen wieder in einer Fraktionssitzung besprechen, evtl. anpassen und (in dieser oder einer nächsten Sitzung) beschließen.
  4. Antrag einreichen – klären: wer macht das? Z.b. immer der Fraktionsvorstand oder die fachlichen Antragsersteller*innen?
  5. Antrag auf die Homepage stellen, Pressemeldung – wer macht das?

Kommunikationswege intern festlegen[Bearbeiten]

Klare und transparente Kommunikationswege, gemeinsam festgelegt, sind Grundlage für gelingende Zusammenarbeit. Sie verhindern Unmut, das Gefühl von „Außen vor sein“ und sorgen dafür, dass alle gut eingebunden sind (und z.B. nicht immer zwei miteinander telefonieren und die dritte weiß von nichts.). Ihr braucht einen Hauptkanal, den alle regelmäßig abrufen und der auch für Umlaufbeschlüsse zwischen Fraktionssitzungen dient. Das kann ein E-Mail-Verteiler sein, eine Messenger-Gruppe, eine Telefonkette u.v.m. … was eben eurer Kultur entspricht. Legt unbedingt fest „welcher Weg wird bei uns wofür und wie benutzt“ – und haltet euch dann daran.

Die Fraktionssitzung leiten[Bearbeiten]

Die Fraktionssitzung ist der Dreh- und Angelpunkt der meisten Fraktionen. Hier ist der Fraktionsvorstand gefragt, diese Sitzung gut vorzubereiten und so zu leiten, dass alles Raum bekommt und Ihr gleichzeitig Ergebnisse erzielt. Wesentliche Punkte, die zum Erfolg führen, sind:

  • Tagesordnung (TO) erstellen und diese im Vorfeld zur Vorbereitung bekannt machen
  • Aktuelle Punkte am Anfang der Sitzung mit aufnehmen, ihnen Platz auf der TO geben
  • an die TO halten
  • Bei jedem TO-Punkt klar haben, welches Ziel er hat und immer im Blick behalten, ob Ihr auf dieses Ziel hin diskutiert, am Ende des TOPs diesen zusammenfassen und das Ergebnis festhalten
  • Auf Einhaltung der Diskussionsregeln und ein gutes Zeitmanagement achten
  • Ein Protokoll mit Vereinbarungen, Beschlüssen und Zuständigkeiten für Arbeitsaufträge.

Informationen und Wissen[Bearbeiten]

Ausreichende Information ist die Basis fundierter Entscheidungen. Achtet darauf, dass Ihr immer gut informiert seid und dass die Informationen innerhalb der Fraktion gut fließen. Das betrifft die Informationsweitergabe intern (z.B. die wesentlichen Infos aus den Ausschüssen an alle). Zum anderen vor allem aber beschafft Euch das nötige Wissen von außen. Die Verwaltung ist dazu da, Euch die Sachstände umfassend aufzubereiten bzw. auch für Eure Nachfragen zur Verfügung zu stehen (siehe auch Kap 4). Recherchiert, sucht Euch Expert*innen oder fragt andere grüne Fraktionen.

Spicken erlaubt – die KPVen:
Und vor allem - nutzt die Möglichkeiten und Netzwerke der landesweiten KPVen. Dort bekommt Ihr passgenaue Informationen für eure Fragen und aufbereitetes Wissen. Austausch und Wissenstransfer erleichtern Euch das Leben im kommunalpolitischen Alltag - den anderen geht es auch nicht anders und gute Lösungen dürfen kopiert werden. Nutzt die Antragsbörsen, denn: Nicht immer müsst Ihr das Rad neu erfinden. Und wenn ihr eigene Anträge erarbeitet, gebt diese weiter. So stärkt Ihr das gemeinsame Netzwerk und könnt effektiver arbeiten.

Netzwerke und Kooperation vor Ort[Bearbeiten]

Für eine erfolgreiche Ratsarbeit, für eine politische Arbeit vor Ort, mit der ihr was bewegt und nicht zuletzt für Eure persönliche Zufriedenheit und Euren Energiehaushalt gilt: vernetzt Euch, geht in den Austausch, kooperiert, holt Euch Unterstützung. Ihr müsst das Rad nicht jedes Mal neu erfinden – und allein als „Fraktionskapsel“ kommt Ihr auch nicht weit. Ihr braucht andere, um erfolgreich Themen zu setzen und Anträge durchzubringen. Dafür habt Ihr Möglichkeiten vor Ort im Ortsverband, bei Initiativen oder Verbänden, bei den anderen Fraktionen oder im Rathaus. Aber auch ortübergreifend, im Kontakt zu den grünen Gemeinde-, Stadt und Kreisrät*innen in eurem Landkreis und zu euren Nachbarkommunen. Ein paar wesentliche greifen wir noch einmal heraus:

Ortsverband und Kreisverband[Bearbeiten]

Zusammen mit der Parteiebene seid Ihr „die Grünen vor Ort“ und gestaltet unsere politische Arbeit. Auch hier ist der Schlüssel zum Erfolg eine gute Zusammenarbeit mit eurem Orts- und Kreisvorstand und auch mit den Mitgliedern. Nutzt die Synergien - die Parteiebene kann andere Mittel in die Hand nehmen und z.B. Aktionen und Veranstaltungen machen.

Gute Erfahrungen gibt es damit, die Sprecher*innen des Orts- / Kreisverbandes zu den Fraktionssitzungen mit einzuladen. Der TOP „Bericht aus dem Orts- / Kreisverband“ standardmäßig auf der TO sichert den Austausch. Empfehlenswert ist auch eine gemeinsame Klausur im Jahr, in der Ihr Euch Ziele setzt, Euch kennenlernt und Spaß habt zusammen.

Gut im Kontakt zu sein ist auch eine Voraussetzung dafür, um Verständnis zu wecken für die jeweils andere Perspektive (z.B. für die manchmal langwierigen Abläufe in einem Kommunalparlament). Vor allem wenn ihr eine kleine Fraktion seid, fragt im OV /KV nach, ob jemand Lust hat, zu einem gesetzten Schwerpunkthema einen Antrag zu schreiben, den ihr dann als Fraktion einbringt. So entlastet ihr euch, begeistert die nicht Mandatsträger*innen für die politische Arbeit (Mitgliederbindung) und bereitet Neue auf die kommende Mandatsarbeit nach der nächsten Wahl vor.

Verwaltung, Bürgermeister*in, Landrät*in und andere Fraktionen[Bearbeiten]

Die Verwaltung ist dazu da, Euch in Eurer Arbeit zu unterstützen und Euch die nötigen Informationen zu geben, damit Ihr Eure Entscheidungen fundiert treffen könnt. Haltet Kontakt zu den Mitarbeiter*innen, geht ins Gespräch und fragt deren Wissen ab. Je besser Euer Kontakt zur Bürgermeister*in / Landrät*in ist, desto eher habt Ihr Chancen, Eure Anliegen in Bewegung zu bringen. Holt sie mit ins Boot - wenn’s geht. Genauso wie die anderen Fraktionen.

Ein guter Draht zu den anderen Rät*innen erhöht nicht nur die Chancen, eigene Anliegen setzen zu können, sondern tut auch der Atmosphäre im Rat gut. Dabei geht es weniger darum, einer Meinung zu sein – sondern um einen respektvollen Umgang miteinander über Parteigrenzen hinweg. Schließlich geht es in der Regel allen darum, das Beste für den Ort, die Stadt, den Landkreis zu tun.

Siehe auch[Bearbeiten]