Studie zur aktuellen Bildungssituation deutscher Sinti und Roma

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Angaben zur Literatur:


Autor(en): Daniel Strauß, Alexander v. Plato, Michael Klein, Uta Rüchel, Jane Schuch


Hrsg: Daniel Strauß
Studie zur aktuellen Bildungssituation deutscher Sinti und Roma

Verlag: I-Verb.de, Marburg und RomnoKher
Ort: Marburg
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: 107
Preis: kostenlos
ISBN 978-3-939762-10-5

Bezug: Download im pdf-Format


Im Jahr 2011 wurde von RomnoKher (Haus für Kultur, Bildung und Antiziganismusforschung) in Marburg mit Unterstützung der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft und weiterer Förderer eine "Studie zur aktuellen Bildungssituation deutscher Sinti und Roma" veröffentlicht. Seit 1982 ist dies die erste umfassende Erhebung zu diesem ansonsten vernachlässigten Thema.

Die Studie basiert auf einer Befragung von 275 Sinti und Roma zu ihrer Bildungsbiografie. Um Misstrauen zu überwinden, wurde vorab 14 Sinti und Roma zu Interviewer_innen ausgebildet. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, die Bildungssituation deutscher Sinti und Roma sei nach wie vor "desaströs". Im einzelnen werden folgende Befunde formuliert[1]:

  • 94,64% verwenden als Eigenbezeichnung Sinti/Roma
  • Generell werden traumatische Erfahrungen sichtbar. Sie werden in der Familie intergenerationell weitergegeben und sind selbst noch in der dritten Generation der 14- bis 25-Jährigen erkennbar.
  • 81,2% haben persönliche Diskriminierungserfahrungen.
  • 53,64% fühlen sich bei Behördenbesuchen von „eingeschüchtert“, „schlecht behandelt“ bis „diskriminiert“.
  • Nur 18,8% der Befragten haben eine berufliche Ausbildung absolviert, dagegen sind es in der Mehrheitsbevölkerung in der jüngeren Altersgruppe 83,4%.
  • 10,7% der Befragten besuchten eine Förderschule. In der Mehrheitsbevölkerung sind es 4,9% aller Schüler.
  • 13% der Befragten besuchten keinerlei Schule, in der Mehrheitsbevölkerung sind es wahrscheinlich unter 1%. Mindestens 44% der Befragten haben keinerlei Schulabschluss.
  • Nur 11,5% besuchten die Realschule. In der Mehrheitsbevölkerung haben über 30% in der Altersgruppe der 14- bis 25-Jährigen einen mittleren Bildungsabschluss.
  • Nur 6 von 261 Befragten besuchten ein Gymnasium, das sind 2,3%. In der Mehrheitsbevölkerung haben insgesamt 24,4% Hochschulreife, in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen über 40%.
  • 45,6% können/konnten keine Hilfen in der Familie bei den Hausaufgaben erhalten.

Darauf aubauend werden bildungspolitische Empfehlungen formuliert, insbesondere:

  1. Vor dem Hintergrund der Verfolgung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus und ihrer nach wie vor massiven Marginalisierung und Diskriminierung gilt es, im Einklang mit europäischen Standards zur Förderung von Sinti und Roma in Deutschland eine zukunftsweisende Minderheitenpolitik zu gestalten, die den tatsächlichen Lebenssituationen von Sinti und Roma gerecht wird.
  1. Die entscheidende bildungspolitische Empfehlung lautet, nachhaltige Anerkennungs- und Teilhabestrukturen für Sinti und Roma gesellschaftlich zu verankern, um gelingende Bildungsprozesse in der Frühförderung, Bildung, Ausbildung und der Erwachsenenbildung initiieren und entfalten zu können.
  1. Empfohlen wird, einen nationalen Aktionsplan für eine Generationen übergreifende Bildungsförderung für Sinti und Roma zu erstellen. Dieser Aktionsplan wird in den Empfehlungen näher spezifiziert.

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. zitiert aus der Zusammenfassung, ab S. 96

Weblink[Bearbeiten]