Waldbrände
Der Klimawandel hat die Waldbrandgefahr deutlich erhöht. Seit 2018 waren mehrere Sommer in Folge ungewöhnlich heiß und trocken, nicht wenige Wälder sind inzwischen geschädigt. Nach wochenlanger Trockenheit können Vegetationsbrände besonders leicht entstehen und sich ausbreiten; sind Bäume nach mehreren trockenen Jahren abgestorben, umso mehr.
Für die Kommunen ergibt sich daraus zum einen die Notwendigkeit, durch entsprechende Waldbewirtschaftung die Brandgefahr zu senken (Prävention), zum anderen müssen sie überprüfen, ob die Feuerwehren im Krisenfall für eine wirksame Brandbekämpfung gerüstet sind.
Prävention[Bearbeiten]
Der Nabu fasst Empfehlungen für vorbeugende Maßnahmen wie folgt zusammen:
- Waldentwicklung mit einem hohen Anteil von Laubbäumen. Anders als Nadelbäume bilden sie eine wenig brennbare und sich schnell zersetzende Bodenstreu mit hoher Wasserspeicherkapazität.
- Altersgemischte Waldentwicklung mit hoher Vertikalstruktur führt zu höherer Beschattung, weniger Windeinfall, weniger Konvektions-Luftströmen. Das trägt zur Kühlung und zum Feuchtigkeitserhalt im Waldbinnenklima bei.
- Mehr Totholz in den Wäldern lassen. Liegendes Totholz spendet Schatten und speichert viel Wasser, es brennt damit nicht sehr gut.
- Die Wälder, Waldränder und Brandschutzschneisen müssen mit Vegetation ausgestattet werden, die das Feuer bremst.
- Kiefernmonokulturen sollten so schnell wie möglich aus der Landschaft verschwinden.
- In Gefahrengebieten braucht es eine moderne flächige Waldbrandüberwachung.
Nationales Konzept für Waldbrandbekämpfung[Bearbeiten]
Kommunen müssen überprüfen, ob sie und ihre Feuerwehren für schwere Waldbrände gerüstet sind. Der Deutsche Feuerwehrverband hat zusammen mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund ein "Nationales Konzept für besonders große oder schwierige Vegetationsbrände" erstellt, das Kommunen eine Orientierungshilfe gibt, um die Gefahren abzuschätzen und vorbeugende Maßnahmen einzuleiten.
Das Konzept unterscheidet drei Handlungsfelder:
- Prävention: Dies reicht von der Sensibilisierung aller Akteure über Infrastruktur, Früherkennung, Ortskenntnis der Feuerwehr sowie gute Karten bis hin zu vorbeugenden waldbaulichen Maßnahmen.
- Organisation und Taktik: Bessere Unterstützung insbesondere kleiner Gemeinden, Kostenübernahmeregelungen, bessere Ausbildung und regelmäßige Übungen.
- Technik und Ausstattung: Dies betrifft Schutzausrüstung und Fahrzeuge sowie Hubschrauber und reicht bis zur Bildung überörtlicher Einheiten und der Schaffung von Spezialeinheiten auf der Bundesebene.
Einige Punkte, die sofort überprüft werden sollten, werden besonders hervorgehoben:
- Befahrbare Wege, Wasserentnahmestellen, Systeme zur Branderkennung müssen ggf. verbessert werden
- Gibt es Munitionsverdachtsflächen, die Löscharbeiten be- oder verhindern?
- Ist im Ernstfall die Anforderung von Hubschraubern leicht und schnell möglich?
- Verfügen die Feuerwehren über die notwendige Technik?
- Kann bei Waldbränden auf Schutzausrüstung, die eher für Gebäude ausgelegt ist und in freiem Gelände eher behindert, verzichtet werden?
- Sind Vegetationsbrände in Ausbildung und Training ausreichend berücksichtigt?
Auch wenn für die Zukunft ein steigendes Waldbrandrisiko erwartet wird: Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Waldgebiete in Deutschland gut erschlossen und die Feuerwehren mit über 900.000 Einsatzkräften gut ausgestattet. Dennoch ist eine bessere Vorsorge zu empfehlen, da Waldbrände, wenn sie außer Kontrolle geraten, schnell ganze Ortschaften gefährden können und viele Feuerwehren nicht über Erfahrungen in der Waldbrandbekämpfung verfügen. Weiterhin sollten Kommunen überprüfen, ob für den Fall notwendiger Evakuierungen entsprechende Notfallpläne vorliegen, die ggf. auch in Übungen erprobt werden sollten.
Unterstützung auf Bundes- und Europaebene[Bearbeiten]
Sofern Waldbrände ein Ausmaß erreichen, das die Bekämpfungsmöglichkeiten der Kräfte vor Ort übersteigt, kann Unterstützung vom Bund angefordert werden, z.B. durch das Technische Hilfswerk oder durch Einsatz von Hubschraubern. Siehe hierzu Bundesinnenministerium, Unterstützung bei der Bekämpfung von Waldbränden
Digitaler Waldbrandatlas[Bearbeiten]
Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie stellt einen bundesweiten digitalen Waldbrandatlas zur Verfügung. Er informiert über aktuelle Gefährdungsstufen, Brände, Waldflächen, Wind- und Niederschlagsvorhersagen, Wasserreservoire zum Auffüllen der Löschfahrzeuge, Rettungspunkte für Wanderer, Hubschrauberlandeplätze, Forstgebiete, Altlastenstandorte und vieles mehr. Die Daten stammen u.a. aus Satelliteninformationen der NASA und vom Deutschen Wetterdienst. Die Anwendung ist auch als Progressive WebApp für Smartphones nutzbar. Der Waldbrandatlas steht - wohl aus Sicherheitsgründen - im Unterschied zu anderen Atlanten des Bundesamtes nur einem eingegrenzten Kreis aus zuständigen Behörden und Organisationen wie z.B. Feuerwehren zur Verfügung, das berechtigte Interesse wird im Einzelfall geprüft.
- Weitere Informationen: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Der digitale Waldbrandatlas
Digitale Waldbrandeinsatzkarten in Hessen[Bearbeiten]
Auch die Digitalisierung kann helfen: So kündigte das Land Hessen im Sommer 2024 die Einführung digitaler Waldbrandeinsatzkarten an. Sie geben Auskunft u.a. über befahrbare Waldwege, Wasserentnahmestellen, Topographie und Infrastruktur, können ohne zusätzliche Software auf Smartphones genutzt und auch zur Navigation verwendet werden. Sie stehen privaten und kommunalen Waldbesitzer:innen zur Verfügung, die im Gegenzug geänderte Daten einpflegen sollen, und natürlich den Feuerwehren und anderen im Katastrophenschutz tätigen Behörden. Die entsprechende Lizenz muss im Einzelfall beantragt werden. Verantwortlich ist der Landesforstbetrieb Hessenforst.
Weblinks[Bearbeiten]
- Nabu, Warum brennen unsere Wälder?, 2022, mit weiteren Hintergründen
- Deutscher Städte- und Gemeindebund und Deutscher Feuerwehrverband: Nationales Konzept für besonders große oder schwierige Vegetationsbrände (pdf-Format, 4 Seiten)
- Deutscher Städte- und Gemeindebund: Konzept außergewöhnliche Vegetationsbrände erstellt, Pressemitteilung vom 09.12.2020 (Der Link auf das Konzept am Ende der Pressemitteilung funktioniert nicht, obigen Link verwenden)
- KOMMUNAL: Waldbrandgefahr - was Kommunen tun können, 18.8.2020
- Landwirtschaftsministerium Hessen: Start der digitalen Waldbrandeinsatzkarten für hessische Feuerwehren (29.07.2024)
Siehe auch[Bearbeiten]
- Zeit: Klimawandel stellt Sachsens Feuerwehren vor Probleme, 31.05.2021
- Bevölkerungsschutz