Darstellung schwarzer Menschen in Wappen

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Wappen von Coburg (Bayern)

In einigen Wappen von Kommunen wird ein traditionell als "Mohr"[1] bezeichneter Kopf eines schwarzen Menschen mit stereotypen Merkmalen dargestellt. Dabei handelt es sich um sehr alte Motive, die häufig auf die Legende vom heiligen Mauritius zurückgehen. Nicht wenige dieser Motive leiten sich vom Wappen des Erzbistums Freising ab.[2] In jüngerer Zeit sind diese Darstellungen umstritten, weil sie auf stereotype Vorstellungen von schwarzen Menschen verweisen und Klischeebilder bedienen können.

Diskussion im Bayerischen Landtag[Bearbeiten]

Wappen des Landkreises Freising

Mit einer Petition an den Bayerischen Landtag, die Ende November 2020 im Innenausschuss behandelt wurde, wollte die Antragstellerin erreichen, dass das Land derartige Wappen verbietet. Dies ist jedoch laut Bayerischer Gemeindeordnung[3] nicht möglich. Über ihr Wappen entscheidet die Kommune selbst. Der Landtag hat daher die bayerischen Kommunen lediglich aufgefordert, über die Darstellung schwarzer Menschen in Stadtwappen eine offene Diskussion zu führen. In der Diskussion wurden allerdings unterschiedliche Standpunkte deutlich: Während die Abgeordnete Katharina Schulze von den Grünen die Darstellung schwarzer Menschen in traditionellen Wappen als stereotyp ansah und darauf hinwies, dass "schwarze Menschen sich nicht selbst mit dem M-Wort bezeichnen würden", wollten Vertreter der Freien Wähler und der CSU in den fraglichen Wappen keine rassistischen Züge erkennen.[4]

Stuttgart will Möhringer Wappen ersetzen[Bearbeiten]

Wappen des Stuttgarter Bezirks Möhringen

Das Wappen des Stuttgarter Bezirks Möhringen zeigt in einem Segment die Darstellung einer schwarzen Frau, die einige rassistische Klischees erfüllt. Nach einer von mehreren tausend Menschen unterzeichneten Petition entschied die Stadt, einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung auszuschreiben. Bis zum 26.11.2021 können Entwürfe eingereicht werden, nach einer Vorauswahl durch den Bezirksbeirat sollen die Bewohner*innen des Bezirks über das neue Wappen abstimmen.[5]

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. Die Bezeichnung "Mohr" gilt selbst inzwischen als diskriminierend, weil sie stereotype Vorstellungen bedient (Beispiel: Der aus kolonialer Tradition entstandene "Sarotti-Mohr"). In der Heraldik (Wappenkunde) ist der "Mohr" ein bekanntes Motiv; vgl. wikipedia, Mohr (Heraldik) mit weiteren Bildbeispielen.
  2. Siehe Erzbistum München und Freising: Das Wappen des Erzbistums München und Freising
  3. Siehe Artikel 4 der Gemeindeordnung für den Freistat Bayern: Wappen und Fahnen; Dienstsiegel
  4. Donaukurier: „Mohr“-Wappen sollen in Kommunen diskutiert werden, 25.11.2020; Merkur: Der Mohr im Wappen bleibt - aber: Appell an Kommunen, 01.12.2020
  5. Zeit, Möhringer Stadtwappen soll nach Kritik geändert werden, 19.09.2021

Siehe auch[Bearbeiten]