Knappheit

Aus KommunalWiki

Knappheit ist ein wichtiges Konzept in der liberalen Wirtschaftstheorie. Im Grunde wird davon ausgegangen, dass Ressourcen immer knapp und Bedürfnisse unbegrenzt sind. Daher ist ein Mechanismus notwendig, durch den die knappen Ressourcen verteilt werden. Als der Mechanismus, der das am besten kann, gilt den liberalen ÖkonomInnen der Markt.

Nun wissen wir aber, dass das nicht immer stimmt und die Commons-Forschung zeigt, dass oft durch gemeinsame Nutzung die Bedürfnisse aller besser befriedigt werden können, als durch Zuteilung durch den Markt. Und es zeigt sich, dass durch solche Regelungen Knappheit erst gar nicht entsteht.

In vielen Bereichen gibt es keine Knappheit, Wissen, Kunst und Kultur können sich besser entwickeln, wenn möglichst viele Menschen Zugang dazu haben, sie werden nicht weniger sondern mehr, wenn viele sie nutzen. Damit diese Dinge der Marktlogik unterworfen werden können, muss Knappheit künstlich hergestellt werden, durch geistiges Eigentum, obwohl dadurch das Gedeihen dieser Ressourcen eher beschränkt wird.

Wir sehen also, dass Knappheit keineswegs als eine Art natürlicher Konstante vorausgesetzt werden kann. In der kulturellen oder der sozialen Sphäre ohnehin nicht, aber auch nicht in der Natur. Natürliche Ressourcen sind zwar nur begrenzt vorhanden, ob daraus Knappheit entsteht, hängt aber davon ab, wie wir damit umgehen. Knappheit ist also sozial hergestellt, z.B. durch die Privilegierung von Privateigentum. Wenn jeder alles selbst haben muss, reichen die natürlichen Ressourcen nicht aus, wenn wir sie gemeinsam nutzen, kann für alle genug da sein, ja es kann sogar Überfluss entstehen. Was die Biodiversität betrifft oder den fruchtbaren Ackerboden, so wissen wir, dass wir sie durch richtige Behandlung sogar vermehren können, was das Prinzip von Permakultur ist.

In der Commons-Bewegung gibt es Menschen, die meinen, wir sollten eine Wirtschaftstheorie entwickeln, die nicht die Knappheit zur Voraussetzung hat, sondern von der Möglichkeit des Überflusses ausgeht. Das ist natürlich umstritten, weil manche befürchten, das könnte erst recht zu hemmungsloser Verschwendung führen, aber es ist doch interessant, welche neuen Möglichkeiten sich auftun, wenn man unsere Gesellschaft einmal aus dieser Perspektive betrachtet. Cradle-to-cradle ist ein Ansatz für industrielles Design, der diesem Prinzip folgt. In Berlin findet derzeit gerade das Cradle-to-cradle Festival statt.

--Brigitte Kratzwald 11:30, 14. Feb. 2011 (CET)