Kryptowährungen

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Kryptowährungen (auch Kryptogeld oder kurz „Krypto“) sind digitale Zahlungsmittel, deren Besitzstände in einer verteilten Datenbank – meist einer Blockchain – verwaltet werden. Transaktionen werden kryptografisch signiert und durch ein verteiltes Computer-Netzwerk validiert, ohne zentrale Instanz wie Zentralbank oder Geschäftsbank.

Im Juni 2025 existierten bereits rund 10.000 verschiedene Kryptowerte, von denen jedoch nur ein kleiner Teil im engeren Sinn als „Währung“ konzipiert ist; viele sind eher Anlage- oder Utility-Token. Kryptowährungen sind keine gesetzlichen Zahlungsmittel im klassischen Sinn und existieren nur digital. Sie werden von privaten Akteuren oder offenen Protokollen geschaffen und verwaltet. Eine zentrale Behörde, die Geldmenge und Zahlungsverkehr steuert, gibt es typischerweise nicht.

Geschichte[Bearbeiten]

Die Idee digitalen Geldes ist älter als Kryptowährungen, doch der Durchbruch begann 2008/2009:

  • Im Oktober 2008 veröffentlichte eine Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto das Bitcoin-Whitepaper.
  • Am 3. Januar 2009 wurde der sogenannte Genesis-Block von Bitcoin erzeugt – der Start der ersten modernen Kryptowährung.

In den Folgejahren entstanden zahlreiche Alternativen („Altcoins“) wie Litecoin, später Smart-Contract-Plattformen wie Ethereum. Ab etwa 2017 kam es zu einem ersten großen Hype mit Initial Coin Offerings (ICOs). 2020/2021 folgten weitere Boomphasen rund um DeFi-Protokolle (dezentraler Finanzsektor) und NFTs (nicht-fungible Token). Parallel traten spektakuläre Zusammenbrüche auf, etwa das Stablecoin-System TerraUSD/Luna, was die hohe Risikodynamik verdeutlichte.[1]

Technische Grundlagen[Bearbeiten]

Blockchain und Distributed Ledger: Kryptowährungen basieren typischerweise auf Blockchains, einer speziellen Form verteilter Kontobücher („Distributed Ledger“):

  • Alle gültigen Transaktionen werden in Blöcken gespeichert, die per Hashfunktion miteinander verkettet sind.
  • Jeder Teilnehmer kann den aktuellen Zustand der Kette einsehen, was eine transparente, aber pseudonyme Buchführung ermöglicht.

Kryptografie und Adressen: Teilnehmer erzeugen ein Schlüsselpaar aus privatem und öffentlichem Schlüssel. Mit dem privaten Schlüssel werden Transaktionen signiert; der öffentliche Schlüssel dient als Adresse, auf der die Coins „liegen“. Die eigentliche Identität der Nutzer ist im Protokoll nicht hinterlegt, was Kryptowährungen pseudonym macht.

Konsensmechanismen: Um zu verhindern, dass dieselben Coins mehrfach ausgegeben werden („Double Spending“), nutzen Kryptowährungen Konsensverfahren:

  • Proof of Work (PoW): Miner lösen rechenintensive Aufgaben, um neue Blöcke zu erzeugen. Dies macht Angriffe teuer, verursacht aber einen hohen Energieverbrauch, der regelmäßig in der Kritik steht.
  • Proof of Stake (PoS) und verwandte Verfahren: Die Sicherheit beruht auf eingesetzten Token statt Rechenleistung; Ziel ist eine deutliche Reduktion des Energieverbrauchs.[2]

Arten von Kryptovermögenswerten[Bearbeiten]

Unter dem Oberbegriff „Krypto“ werden verschiedene Kategorien unterschieden:

  • Coins: Eigene Blockchains mit nativem Token (z. B. Bitcoin, Ether).
  • Token: Auf bestehenden Plattformen ausgegebene Einheiten, etwa für Zugangsrechte („Utility Token“) oder zur Abbildung von Vermögenswerten („Security Token“).
  • Stablecoins: Token, deren Wert an eine Referenz (meist US-Dollar oder Euro) gebunden ist; sie sollen Volatilität reduzieren, werfen aber Fragen nach Transparenz und Deckung auf.
  • NFTs: Nicht-fungible Token, die individuelle digitale Objekte (Kunst, Sammelkarten, In-Game-Items) repräsentieren.

Nutzung als Zahlungsmittel und Anlageform[Bearbeiten]

Kryptowährungen werden in der Praxis vor allem in zwei Rollen genutzt:

1. Zahlungsmittel o Für Peer-to-Peer-Überweisungen über Ländergrenzen hinweg, teilweise mit geringeren Gebühren als im traditionellen Bankensystem. o In einigen Online-Shops und Dienstleistungsportalen als alternative Bezahlart. o Online-Glücksspiel: Verschiedene Online-Casinos und Glücksspielplattformen ermöglichen Ein- und Auszahlungen in Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder anderen Coins.[3]

2. Anlage- und Spekulationsobjekt Viele Nutzer sehen Kryptowährungen vor allem als hochriskante Anlageklasse mit der Hoffnung auf Wertsteigerung. Fachliteratur und Medien diskutieren, ob es sich teils um Spekulationsblasen oder sogar Schneeballsysteme handelt. Die starke Kursvolatilität macht Krypto-Anlagen potenziell lukrativ, aber auch verlustträchtig.

Rolle von Staaten, Bundesländern und Kommunen[Bearbeiten]

Staaten und gesetzliches Zahlungsmittel[Bearbeiten]

Die meisten Staaten behandeln Kryptowährungen rechtlich als Vermögenswerte, nicht als offizielles Geld. Eine prominente Ausnahme ist El Salvador, das 2021 Bitcoin neben dem US-Dollar zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärte. Im Zuge eines Kreditprogramms mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde das Bitcoin-Gesetz ab 2024/2025 reformiert: Die Pflicht privater Unternehmen zur Annahme von Bitcoin wurde abgeschafft, die Nutzung für Steuerzahlungen eingeschränkt; zugleich hält das Land eine strategische Bitcoin-Reserve und tätigt weitere Käufe. Andere Staaten – etwa innerhalb der EU – setzen primär auf Regulierung statt eigener Krypto-Währungen: Die Verordnung (EU) 2023/1114 über Märkte für Kryptowerte (MiCA/MiCAR) schafft seit Ende 2024 einen einheitlichen Rechtsrahmen für Emittenten und Dienstleister rund um Kryptowerte. Ziel sind Marktintegrität, Anlegerschutz und ein fairer Wettbewerb.[4]

Kommunen im internationalen Vergleich[Bearbeiten]

Auf kommunaler Ebene existieren Experimente, Kryptowährungen im Zahlungsverkehr der öffentlichen Hand zu nutzen:

  • Die Stadt Zug in der Schweiz akzeptiert seit 2016 bestimmte Gebühren in Bitcoin; der Kanton Zug erlaubt seit 2021 die Begleichung von Steuerrechnungen bis zu einer bestimmten Grenze in Bitcoin und Ether.
  • Die Stadt Lugano in der Schweiz ermöglicht Zahlungen von Steuern und kommunalen Leistungen in Bitcoin und dem Stablecoin Tether (USDT).

In beiden Fällen arbeiten die Behörden mit Zahlungsdienstleistern zusammen, die die eingehenden Kryptobeträge unmittelbar in staatliche Währung (Schweizer Franken) umwandeln, sodass die Kommunen kein Kursrisiko tragen.

Kommunen in Deutschland[Bearbeiten]

In Deutschland ist die Situation deutlich restriktiver. Kommunale Anlagerichtlinien und die Gemeindeordnungen verlangen:

  • Vorrang der Sicherheit vor dem Ertrag,
  • Verbot spekulativer Finanzgeschäfte,
  • und in vielen Ländern explizit, dass Geldanlagen nur in Euro zulässig sind. Vor diesem Hintergrund halten deutsche Kommunen nach derzeitigem Kenntnisstand keine Kryptowährungen als Bestandteil ihrer regulären Finanzanlagen und akzeptieren sie auch nicht als Zahlungsmittel für Gebühren oder Steuern. Krypto-Engagements wären mit den bestehenden Sicherheits- und Risikovorgaben nur schwer vereinbar.

Beispiel Sachsen und die Rolle der Bundesländer

Bundesländer[Bearbeiten]

Eine besondere Rolle nehmen mitunter die Bundesländer ein – nicht als Investoren, sondern im Rahmen der Strafverfolgung:

  • In einem vielbeachteten Fall sicherte der Freistaat Sachsen Anfang 2024 rund 50.000 Bitcoins aus dem Umfeld der illegalen Streaming-Plattform „movie2k.to“.[5]
  • Zwischen Juni und Juli 2024 wurden diese Bestände gemäß strafprozessualen Vorschriften veräußert; der Erlös belief sich auf etwa 2,64 Milliarden Euro und wird bis zum Abschluss des Verfahrens treuhänderisch verwahrt.

Ähnliche, wenn auch kleinere Sicherstellungen und Verwertungen beschlagnahmter Kryptos sind aus anderen Bundesländern bekannt. Es handelt sich dabei um staatliche Verwaltung von Tatmitteln, nicht um freiwillige Krypto-Anlagen der öffentlichen Hand.

Rechtliche Einordnung und Regulierung[Bearbeiten]

Die Regulierung von Kryptowerten entwickelt sich dynamisch:

  • In der Europäischen Union regelt MiCA/MiCAR seit Ende 2024 einheitlich, unter welchen Bedingungen Kryptowerte öffentlich angeboten und welche Anforderungen an Handelsplätze, Verwahrer und andere Dienstleister gestellt werden.
  • In Deutschland gelten Kryptoverwahrgeschäfte seit 2020 als regulierte Finanzdienstleistung; Unternehmen benötigen eine Erlaubnis der BaFin.
  • International setzt die Regulierung vor allem beim Anlegerschutz, bei Geldwäscheprävention und der Stabilität des Finanzsystems an.

Kritik, Risiken und ökologische Aspekte[Bearbeiten]

Kryptowährungen sind Gegenstand intensiver Kritik:

  • Volatilität und Spekulation: Starke Kursschwankungen machen sie zu riskanten Anlagen; manche Beobachter sprechen von Spekulationsblasen oder verweisen auf Parallelen zu Schneeball- oder Pyramidensystemen.
  • Marktmanipulation und Betrug: „Pump-and-Dump“-Schemes, fehlende Transparenz bei Projekten und Hacks von Börsen haben zu teils hohen Verlusten bei Anlegern geführt.
  • Ökologischer Fußabdruck: Insbesondere PoW-basierte Währungen wie Bitcoin[6] verbrauchen erhebliche Mengen an Energie; Schätzungen zufolge lag der Stromverbrauch zeitweise über dem ganzer Nationalstaaten.

Ausblick[Bearbeiten]

Kryptowährungen haben sich von einem Nischenphänomen zu einem global diskutierten Finanz- und Technologiethema entwickelt. Künftige Entwicklungen werden geprägt sein durch:

  • die weitere Ausgestaltung von Regimen wie MiCA,
  • mögliche staatliche Zentralbank-Digitalwährungen (CBDCs),
  • Experimente von Städten und Staaten mit Krypto-Zahlungen,
  • sowie technische Innovationen (Skalierungslösungen, energieeffiziente Konsensverfahren).

Ob Kryptowährungen langfristig eher als digitales „Geld“, als spekulative Anlageklasse oder vor allem als Infrastruktur für andere Anwendungen (Tokenisierung, DeFi, digitale Identität) wahrgenommen werden, ist weiterhin offen – sicher ist nur, dass ihre Rolle im Finanzsystem und in der öffentlichen Verwaltung, von Staaten bis hin zu Kommunen, in den kommenden Jahren weiter intensiv verhandelt werden wird.

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. wikipedia.org: Geschichte von Kryptowährungen, 08.12.2025
  2. bundesnetzagentur.de: Technik hinter Kryptowährungen, 01.07.2025
  3. quickwin.com: Quickwin, 10.12.2025
  4. eur-lex.europa.eu: Verordnung (EU) 2023/1114 über Märkte für Kryptowerte, 31.05.2023
  5. mdr.de: 50.000 Bitcoins von Sachsen verkauft, 16.07.2024
  6. t3n.de: Proof-of-Work und Proof-of-Stake, 26.05.2021