Warntag
Der Bundesweite Warntag ist ein gemeinsamer Aktionstag von Bund, Ländern und Kommunen. Er findet in der Regel jährlich am zweiten Donnerstag im September statt, im Jahr 2025 also am 11.09. Der Warntag dient dazu, die Warnsysteme für die Bevölkerung zu testen. Dazu gehören Sirenen und Cell Broadcast, aber auch Warn-Apps (z.B. KATWARN, NINA, BIWAPP) und Rundfunksender. Die Teilnahme der Kommunen ist allerdings freiwillig; es liegt auch in ihrer eigenen Entscheidung, welche Warnkanäle sie nutzen. Daneben gibt es in einigen Bundesländern zusätzliche Warntage am zweiten Donnerstag im März, gelegentlich führen große Städte eigene Warntage durch.[1]
Derzeit wird am Warntag um 11:00 Uhr eine Probewarnung ausgelöst, die in den teilnehmenden Kommunen möglichst die gesamte Bevölkerung erreichen soll. Eine Dreiviertelstunde später wird Entwarnung gegeben (über Cell Broadcast derzeit noch nicht möglich, bei den Warn-Apps funktioniert es jedoch).
Für Katastrophen- oder Zivilschutzwarnungen wird heute das Modulare Warnsystem (MoWaS) genutzt. Dort können das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge, die Innenministerien, der Deutscher Wetterdienst sowie Leitstellen von Rettungsdiensten, Feuerwehr und Polizei Warnmeldungen einspeisen. Diese werden dann automatisch an Presse, Rundfunk und Warn-Apps verschickt. Aus Sicherheitsgründen wird hierfür auch Satellitenkommunikation verwendet.
Um Informationen über die Erfahrungen der Bevölkerung mit den Warnungen zu erhalten, findet eine Umfrage unter www.warntag-umfrage.de statt.
Einschränkungen einzelner Warnkanäle[Bearbeiten]
Ziel des Warntags ist es, zu testen, ob Warnungen im Katastrophen- oder Zivilschutzfall überall ankommen. Dafür sollten alle Menschen im betreffenden Gebiet mindestens über einen Kanal erreicht werden.
Die Sirenen verursachten in den vergangenen Jahren Probleme und Kritik: Sie waren seit den 90er Jahren in vielen Gemeinden nicht mehr gewartet, teilweise sogar abgebaut oder abgeschaltet worden. Heute verfügen viele Orte nicht mehr über funktionsfähige Sirenen. 2021 hat der Bund daher in Sirenenförderprogramm aufgelegt, um die Einrichtung modernen Sirenen in Kommunen zu beschleunigen. So wurden beispielsweise in Berlin über 200 Sirenen neu errichtet, die am 11.09.2025 erstmals getestet werden.[2] Zunehmend werden allerdings die elektronischen Warnkanäle wichtiger.
Cell Broadcast funktioniert nur bei Smartphones ab iOS 16.1 (iPhone) oder Android 11. Noch sind bei weitem nicht alle Smartphones auf diesem Stand, und ein relevanter Teil der Bevölkerung ab 16 Jahre (ca. 18%, Stand 2023) besitzt kein Smartphone. Dies gilt insbesondere für Senior:innen: Rund die Hälfte nutzt kein Smartphone, sondern nur ein einfaches Handy oder das Festnetz (Stand 2023). Hinzu kommt, dass der Empfang von Cell-Broadcast-Warnungen auf dem Gerät freigeschaltet sein muss.[3] Weiterhin funktioniert Cell Broadcast natürlich nur dann, wenn das Smartphone eingeschaltet und empfangsbereit (also nicht im Flugmodus) und mit dem Mobilfunknetz verbunden ist - über WLAN wird Cell Broadcast nicht weitergeleitet.
Warn-Apps müssen aktiv installiert und eingerichtet werden (Auswahl, welche Warnungen und für welche Gebiete empfangen werden sollen). Sie können für einige Smartphones, bei denen Cell Broadcast nicht funktioniert, eine Alternative darstellen, mindestens eine von ihnen sollte sicherheitshalber auf jedem Gerät vorhanden sein.
Über das Radio werden vermutlich nur wenige Menschen erreicht, denn Radiohören gehört für viele Menschen nicht mehr zur täglichen Routine. Gerade für ältere Menschen könnte dies jedoch weiterhin ein relevanter Warnkanal sein. Schließlich werden zunehmend auch elektronische Informationstafeln im öffentlichen Raum, z.B. in Bahnhöfen, in die Verbreitung von Warnungen einbezogen.
Frühere Warntage[Bearbeiten]
Der Warntag 2020 wurde wegen fehlender Abstimmung der beteiligten Behörden und technischer Mängel weitgehend als enttäuschend bewertet. Der Warntag 2021 wurde daraufhin abgesagt. Im gleichen Jahr zeigte allerdings die Ahrtal-Flut, dass es im Warnsystem erhebliche Mängel gibt.
Im Jahr 2022 wurde der Warntag auf den 08.12. verschoben, um den Herstellern der Smartphone-Betriebssysteme mehr Zeit für Tests und Updates zu geben. Cell Broadcast galt damals noch nicht als ausgereift.[4] Um den Erfolg einschätzen zu können, wurden mehrere Möglichkeiten für Feedback aus der Bevölkerung eingerichtet. Die Bilanz fiel gemischt aus: Die meisten betriebsbereiten Sirenen - allerdings nicht alle - warnten. Auch die Warn-Apps funktionierten, teils allerdings mit deutlicher Verspätung, was im Ernstfall nicht akzeptabel ist.[5] Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wurden insgesamt über 90% der Bevölkerung erreicht, davon zwei Drittel über mehrere Kanäle.[6]
Etwas besser fiel die Bilanz nach dem zusätzlichen Warntag in Bayern und NRW am 09.03.2023 aus.[7] Die meisten Warnmittel funktionierten, Verzögerungen reduzierten sich auf wenige Minuten. Irritierend allerdings, dass vereinzelt auch Nutzer:innen in anderen Bundesländern Warnungen erhielten.[8]
Der bundesweite Warntag 2023 wurde weitgehend als erfolgreich eingeschätzt. Die Warnungen über Cell Broadcast erfolgten teilweise eine Minute zu früh, wieder reagierten aber die Warn-Apps an vielen Orten mit deutlicher Verspätung.[9] Ähnlich positiv wurde der Warntag 2024 bewertet: Die meisten Warnungen kamen an, vereinzelt wurden Probleme identifiziert, die behoben werden sollen.
Warntag 2025[Bearbeiten]
Der Warntag 2025 verlief weitgehend erfolgreich; nur vereinzelte Pannen wurden gemeldet:
- In Hamburg warnen rund um den Hafen fünf Böllerschussanlagen bei Gefahr von Sturmflut und Hochwasser; auch diese wurden am Warntag getestet. Dabei wurden im Stadtteil Hammerbrook zwei Polizeibeamte verletzt, die die Anlage bedienten.[10]
- Im Mobilfunknetz des Anbieters 1&1 kam es nach der Warnung zu Ausfällen und Störungen, die in einigen Regionen mehrere Stunden andauerten. Ob diese auf eine Überlastung des Netzes aufgrund der Warnungen zurückzuführen waren, blieb zunächst offen.[11]
- In Köln erhielten eine Nutzer:innen von Katwarn eine skurrile Meldung: Die Warnung beziehe sich auf "Teile von Wolfgang". Der Name bezog sich auf einen Stadtteil von Hanau; die Meldung ging auf eine Fehlfunktion zurück, die zuvor nicht bemerkt worden war, da sonst so gut wie nie bundesweite Warnungen versandt werden.[12]
Vielerorts stellte sich allerdings heraus, dass die Technik zwar funktioniert, jedoch viele Menschen die Signale der Sirenen nicht deuten können, nicht wissen, wie sie sich bei einem echten Alarm verhalten sollen und nicht für Notfälle vorgesorgt haben.
Fußnoten[Bearbeiten]
- ↑ Siehe zu den Bundesländern die Aufstellung in der Wikipedia: Warnung in der Zuständigkeit der Bundesländer. Beispiele für Warntage einzelner Städte: Süddeutsche, Hamburg testet am Donnerstag die Sturmflutsirenen, 06.09.2022; t-online: Köln probt den Ernstfall: Ab 11 Uhr heulen die Sirenen auf, 08.09.2022
- ↑ rbb24: Darum heulen am 11. September die Sirenen in NRW, 05.09.2025
- ↑ Bei Android unter Benachrichtigungen - Notfallbenachrichtigungen oder CBM-Nachrichten
- ↑ Golem: Warum es am Warntag ruhig bleiben könnte, 08.06.2022. Siehe zum Warntag 2022 auch: KOMMUNAL, Warntag: So sind die Kommunen vorbereitet, 05.12.2022
- ↑ Osthessen News: Warntag: Diese Lehren ziehen Bürgermeister aus dem Paukenschlag, 11.12.2022
- ↑ heise: BBK: Warntag 2022 erreichte mehr als 90 Prozent der Bevölkerung, 14.06.2023
- ↑ Focus: Millionen Handys in Bayern und Nordrhein-Westfalen sollen beim Probealarm schrillen, 09.03.2023
- ↑ Merkur: „Lebensgefährlich im Ernstfall“: Probealarm in Bayern funktioniert bei vielen - Aufregung folgt trotzdem, 11.03.2023
- ↑ heise, Warntag 2023: Handywarnung kommt "pünktlich" zu früh, 14.09.2023
- ↑ NDR: Warntag: Verletzte durch Böllerschussanlage in Hamburg, 11.09.2025, mit Video (3 min.)
- ↑ Merkur: Unmittelbar nach Warntag-Alarm: Tausende Kunden melden Mobilfunk-Störung – vor allem ein Anbieter betroffen, 16.09.2025
- ↑ t-online: Kuriose Warnmeldung verwirrt mit Hinweis, 11.09.2025
Weblinks[Bearbeiten]
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Bundesweiter Warntag
- wikipedia: Warnung der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: ISF Bund-Länder-Projekt Warnung der Bevölkerung
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Modulares Warnsystem
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Cell Broadcast
- Ankündigungen des Warntags 2025: Rheinische Post: Darum heulen am 11. September die Sirenen in NRW mit umfangreichen Informationen; mdr: Donnerstag ist bundesweiter Warntag als Testlauf für den Katastrophenfall, 08.09.2025