WerkStadt für Beteiligung

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Die WerkStadt für Beteiligung ist ein zentrales Element des Potsdamer Modellprojekts strukturierte Beteiligung. Sie wird paritätisch von der Potsdamer Stadtverwaltung und einem zivilgesellschaftlichen Verein getragen; diese Organisationform ist zur Zeit (2015) in Deutschland einzigartig.

Entstehung[Bearbeiten]

Die "WerkStadt", die zunächst unter der Bezeichnung "Büro für Bürgerbeteiligung" firmierte, ist Ergebnis eines Open-Space im Oktober 2012, in dem das Konzept für eine strukturierte Beteiligung in Potsdam in den Grundzügen entwickelt wurde. Während der "interne Teil" der WerkStadt" aus der Verwaltung besetzt wurde, sollte der "externe Teil" in einem transparenten Verfahren bestimmt werden. Hierfür wurde ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt (siehe den Aufruf zur Interessenbekundung). Die Jury entschied sich für eine Bietergemeinschaft aus Stadtteilnetzwerk-West Potsdam e.V., dem Stadtjugendring Potsdam e.V. und KUBUS gGmbH, die gemeinsam den neuen Verein "MitMachen e.V." gründeten; dieser betreibt jetzt gemeinsam mit der Stadt Potsdam die WerkStadt.

Aufgaben der WerkStadt[Bearbeiten]

Die WerkStadt hat folgende Aufgaben:

  • Sie leistet Beratung und Unterstützung für Beteiligung und Teilhabe - sowohl innerhalb der Verwaltung als auch für Initiativen und Bewegungen in der Stadt.
  • Die WerkStadt versteht sich als Anwalt des Prozesses, nicht der Inhalte. Sie verhält sich neutral gegenüber den von der Stadt oder von Bürgerinitiativen verfolgten Zielen, setzt sich jedoch für Beteiligungsprozesse hoher Qualität entsprechend den Potsdamer "Grundsätzen für Beteiligung" ein.
  • Ein Ziel der WerkStadt ist die Herstellung von Teilhabefähigkeit durch Qualifizierung. Auch dies ist als Angebot ebenso für Verwaltungsmitarbeiter/innen und -teams wie für zivilgesellschaftliche Akteur/innen zu verstehen. Dabei können auch materielle Ressourcen eingesetzt werden, um Gruppen Fortbildung oder Beratung zu ermöglichen, die diese aus eigenen Mitteln nicht finanzieren könnten, um so das Machtgefälle zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft zu verringern.
  • Die WerkStadt will Beteiligung in Potsdam koordinieren, dies jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Es gibt keine Verpflichtung der Verwaltung, die WerkStadt bei Beteiligungsprozessen einzuschalten oder um Rat zu fragen. Beteiligungskultur soll durch Erfahrung wachsen, nicht verordnet werden.
  • Sie versteht sich als Schnittstelle, die Kontakte herstellt.
  • Schließlich stellt die Werkstatt Informationen bereit, auch dort, wo sie Projekte nicht selbst (mit) durchführt und verantwortet.

Wo ihre Ressourcen dies erlauben steuert und moderiert die WerkStadt selbst Beteiligungsverfahren. Bei größeren Vorhaben müssen jedoch externe beauftragt werden. Hier steuert jedoch die WerkStadt die Ausschreibung und formuliert z. B. die Kriterien.

Pro und Contra zum paritätischen Modell[Bearbeiten]

Als Vorteil des Potsdamer Modells wird beschrieben, dass die WerkStadt durch ihre paritätische Besetzung Zugang zu "beiden Welten" hat: Sowohl Verwaltungsmitarbeiter/innen wie auch Akteur/innen aus der Zivilgesellschaft finden dort Ansprechpartner/innen, denen sie Vertrauen entgegenbringen. Von der WerkStadt verantwortete Projekte begannen teils als Vorhaben der Verwaltung (top-down), teils als Initiativen von Engagierten (bottom-up); sie initiiert jedoch gelegentlich auch selbst Beteiligungsverfahren. Durch die paritätische Besetzung fließen schon bei Konzeption und Design von Beteiligungsprozessen die Sichtweisen beider Seiten ein.

Die Träger der WerkStadt sehen folgende Vorteile ihres Modells:

  • Zugang zu "kritischen" Gruppen
  • Unabhängigkeit
  • Paritätischer Aufbau
  • bessere Ansprechbarkeit
  • Synergieeffekte
  • Allparteilichkeit

Natürlich können sich mit diesen Besonderheiten auch Befürchtungen verbinden; beispielsweise fehlende Kontrolle, unklare Kommunikationswege, mögliche Loyalitätskonflikte.

Siehe auch[Bearbeiten]