Zukunft ohne Gift
"Zukunft ohne Gift" ist ein bundesweites Projekt des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), das darauf zielt, Kinder in öffentlichen Einrichtungen wie Kindertagesstätten besser vor gefährlichen Chemikalien zu schützen.
BUND-Studie mit erschreckendem Ergebnis[Bearbeiten]
Insbesondere giftige Weichmacher (Phtalate) und Bisphenol A wurden in Untersuchungen des BUND in Kitas gefunden. Die sog. Phthalate wirken auf das Hormonsystem ein und stehen u.a. im Verdacht, Unfruchtbarkeit zu verursachen. Für Kleinkinder sind sie besonders gefährlich, da das Hormonsystem die körperliche Entwicklung steuert. Weichmacher sind in Kindertagesstätten häufig in höherer Dosis als in Privathaushalten zu finden.
Der BUND[1] war vom Ergebnis selbst überrascht: Im Durchschnitt war der Hausstaub in 60 Kitas mehr als drei Mal so stark mit Weichmachern belastet wie die 600 Haushalte einer zum Vergleich herangezogenen Studie des Umweltbundesamtes von 2010.
Zu allem Überfluss ist der Hausstaub nicht nur ein Indikator, um die Höhe der Innenraumbelastung zu messen: Gerade Kleinkinder stecken oft Gegenstände und Hände in den Mund und schlucken den belasteten Staub.
Der BUND erklärt sich die deutlich höheren Werte in Kitas damit, dass es dort viele Einrichtungsgegenstände aus Weich-PVC gibt: Turnmatten und Gymnastikbälle, PVC-Böden und Vinyltapeten, abwaschbare Tischdecken und Möbelpolsterungen aus Kunstleder.
Es gibt Alternativen[Bearbeiten]
Allerdings variieren die Messergebnisse zwischen den einzelnen Kitas stark. „Das zeigt: Die Schadstoff-Belastung lässt sich beeinflussen“, schlussfolgert der Verband in seinem Hintergrundpapier. Daher führt er in diesem Dokument typische Kitaprodukte aus Weich-PVC und ihre Alternativen auf.
Das europäische Chemikalienrecht REACH verpflichtet zudem den Handel dazu, binnen 45 Tagen über Inhaltsstoffe aus der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe Auskunft zu erteilen. „Eltern und Kitas sollten dieses Recht nutzen“, unterstützt das Umweltbundesamt den BUND[2] und hat ein entsprechendes Musterschreiben ins Netz gestellt.
Kinder vor Schadstoffen schützen[Bearbeiten]
Im Rahmen des BUND-Projekts können Kitas Staubproben auf gefährliche Chemikalien untersuchen lassen. Weiterhin wurde ein Elternratgeber "Chemikalien im Haus" entwickelt, der kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann. Eine Unterschriftensammlung fordert das Bundesministerium für Verbraucherschutz zum Handeln auf.
Da das Budget des BUND für das Projekt erschöpft ist, wird zu Spenden aufgerufen.
Kommunalpolitische Unterstützung[Bearbeiten]
Kommunen können die Aktion durch Zusammenarbeit und politische Stellungnahmen unterstützen. Beispiele für kommunale Reaktionen finden sich auf der BUND-Website.
Als exemplarische Ratsinitiative zum Thema sei auf Köln verwiesen, dort wurde der rot-grüne Dringlichkeitsantrag „Positivliste für Mobiliar und Spielsachen in Kindertageseinrichtungen und Schulen“ Ende März 2011 einstimmig vom Gesundheitsausschuss beschlossen.[3]
Fußnoten[Bearbeiten]
Quelle[Bearbeiten]
- Herrmann, Rita A.: Weichmacher in der Kita - Mehr Schadstoffe als daheim, in: Alternative Kommunalpolitik, Ausgabe 3/2011, S. 11f