Green Bonds
Green Bonds werden festverzinsliche Anleihen (gelegentlich auch Schuldscheine) genannt, die ausschließlich zur Finanzierung nachhaltiger Investitionen dienen. In den vergangenen Jahren haben Green Bonds enorm an Bedeutung gewonnen: Wurden 2012 weltweit noch Green Bonds in Höhe von 2,6 Mrd. € aufgelegt, so lag das Marktvolumen 2017 bei 155 Mrd. €.[1]
Bislang gibt es allerdings keine einheitlichen und verbindlichen Kriterien, welche Investitionen als "nachhaltig" anzusehen sind. Einige Unternehmen wie die ISS-oekom haben solche Kriterienkataloge entwickelt, und die Europäische Union zielt mit ihrem Aktionsplan "Finanzierung nachhaltigen Wachstums" ebenfalls auf eine verbindliche Standardisierung. Ende 2018 gründete die Deutsche Börse ein Segment für "grüne Anleihen".[2]
Bedeutung für Kommunen[Bearbeiten]
Auch für Kommunen kann es interessant sein, eigene Nachhaltigkeitsprojekte durch derartige Anleihen zu finanzieren, also eigene "Green Bonds" aufzulegen. Dies stößt jedoch auch auf Hindernisse: Da es in den Kommunen noch kaum Erfahrungen damit gibt, ist die Auflage eines kommunalen Green Bonds aufwändig. Er ist auch erst ab einer gewissen Größe wirtschaftlich sinnvoll, so dass vermutlich nur sehr große Kommunen, kommunale Zusammenschlüsse, Zweckverbände oder große kommunale Unternehmen hierfür in Frage kommen.
Einer der ersten kommunalen Green Bonds wurde in Münster (Nordrhein-Westfalen) ausgegeben. Im Oktober 2022 platzierte die Stadt einen Schuldschein mit einem Gesamtvolumen von ursprünglich 100 Mio. €, das nach großer Nachfrage auf 140 Mio. € aufgestockt wurde. Investitionen, die über diesen Schuldschein finanziert werden, müssen mindestens einem der 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) zugeordnet werden können. Im Mai 2024 gab die Stadt einen zweiten Schuldschein aus, der in kurzer Zeit mehr als 3fach überzeichnet war und auf 170 Mio. € erhöht wurde.[3]
Zum Jahresende 2022 beschloss der Rat der Stadt Köln (Nordrhein-Westfalen) auf Vorschlag der Kämmerin Dörte Diemert, einen "Green Bond" aufzulegen. Zuvor hatte der Finanzausschuss ein Grundsatzpapier zum „Green New Deal“ diskutiert mit dem Ergebnis, den Green Bond anzugehen. Für das Konzept des Green Bond wurden Erfahrungen aus Münster und München (wo 2020 ein "Social Bond" aufgelegt wurde) ausgewertet. Im März 2023 stand noch nicht fest, ob es sich um ein Schuldscheindarlehen oder eine Anleihe handeln würde; die Platzierung war jedoch vor Ende 2023 vorgesehen.[4]
Im September 2024 emittierte die bayerische Landeshauptstadt München die "Münchener Stadtanleihe 2024", die sie selbstbewusst und nicht ganz zu Recht als "ersten Green Bond einer deutschen Kommune" bezeichnete. Das Volumen war ursprünglich auf 250 Mio. € festgesetzt bei einer Laufzeit von 7 Jahren und einer Rendite von 2,838%. Nachdem die Anleihe 2,5fach überzeichnet war, wurde sie auf 300 Mio. € aufgestockt. Die Erlöse sollen umweltfreundliche Gebäude im Rahmen der Münchner Schul- und Kitabauoffensive finanzieren, außerdem Maßnahmen der Verkehrswende, der Ausbau erneuerbarer Energien auf städtischen Gebäuden und Zuschussprogramme für klimaneutrale Gebäude oder den Holzwohnungsbau.[5]
Auch Außerhalb Deutschlands wenden Kommunen dieses Finanzierungsinstrument bereits an; so finanziert die Stadt Göteborg (Schweden) Wasserfilter, Biogasanlagen und Elektro-Autos für Verwaltung und städtische Firmen mit einer solchen Anleihe.[6] Jörg Zeuner, KfW-Chefvolkswirt, empfiehlt Kommunen daher, sich mit diesem Instrument zu beschäftigen.[7]
Fußnoten[Bearbeiten]
- ↑ Handelsblatt: Green Bonds - Wenn der schöne Schein grüner Anleihen trügt, 22.11.2018, Grafik
- ↑ Handelsblatt: Deutsche Börse gründet Handelssegment für „grüne Anleihen“, 12.11.2018
- ↑ Stadt Münster, Grüner Schuldschein für ökologische und soziale Investitionen, Pressemitteilung vom 13.04.2022; Der Neue Kämmerer, Münster bereitet grünen Schuldschein vor, 27.04.2022; Stadt Münster: Green Bond: Volumen aufgestockt, 04.10.2022; Stadt Münster: Erfolgreiche Neuauflage des Green Bonds: 170 Millionen Euro für nachhaltige Investitionen, 14.05.2024. Siehe auch in der Übersicht: Stadt Münster, Nachhaltige Finanzierung, mit allen Ratsbeschlüssen, dem Wirkungsbericht und weiteren Hintergründen.
- ↑ Der Neue Kämmerer: Green Bond: „Zukunft der Kommunalfinanzierung mitgestalten“, Interview mit Dörte Diemert, 20.03.2023
- ↑ Stadt München: Münchner Stadtanleihe 2024, 18.09.2024
- ↑ Handelsblatt: Deutsche Börse gründet Handelssegment für „grüne Anleihen“, 12.11.2018
- ↑ Ariane Mohl: Green Bonds: "Kommunen müssen ihren Beitrag leisten", Interview mit Jörg Zeuner (KfW), 06.03.2019, in: Der Neue Kämmerer 1/2019