Heinrich-Böll-Stiftung
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Der Artikel ist inhaltlich auf dem Stand von 2013
Die Heinrich-Böll-Stiftung e.V. (HBS) ist die nach Heinrich Böll benannte parteinahe Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen.
Strukturen[Bearbeiten]
Mit ihrem Namensgeber, dem Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll, verbindet die Stiftung laut ihrem Leitbild die Verteidigung von Freiheit, Zivilcourage, streitbare Toleranz und Wertschätzung von Kunst und Kultur als eigenständige Sphären des Denkens und Handelns.[1] Entgegen dem Namen ist die Heinrich-Böll-Stiftung ihrer Rechtsform nach keine Stiftung, sondern ein Eingetragener Verein. Sie ist eine föderal organisierte Bundesstiftung mit sechzehn rechtlich selbständigen Landesbildungswerken. Ihre satzungsgemäßen Aufgaben sind „die politische Bildung im In- und Ausland zur Förderung der demokratischen Willensbildung, des gesellschaftspolitischen Engagements und der Völkerverständigung“. Dabei orientiert sie sich an den politischen Grundwerten Ökologie, Demokratie, Solidarität und Gewaltfreiheit. Dazu kommen zwei große Querschnittsthemen, die die gesamte Arbeit der Stiftung durchziehen: Migration und Geschlechterdemokratie.[2]
In ihrer jetzigen Form existiert die Heinrich-Böll-Stiftung seit 1996/1997. Am 1. Juli 1997 nahm sie ihre Arbeit im Sitz der Stiftung in den Hackeschen Höfen in Berlin auf; seit Juni 2008 befindet sich der Hauptsitz in der Schumannstraße in Berlin-Mitte gegenüber dem Deutschen Theater. Den Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung bilden seit 2002 Ralf Fücks und Barbara Unmüßig; seit 2013 ist Livia Cotta Geschäftsführerin.[3]
Zur Stiftung gehören des Weiteren:
- das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung, das Stipendien an Studierende und Promovierende vergibt
- das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie
- die Grüne Akademie
- die Weiterbildungsakademie GreenCampus
- das Archiv „Grünes Gedächtnis“
- 27 Auslandsbüros
Geschichte[Bearbeiten]
Bereits vor 1983 verfügten die Grünen auf Länderebene über parteinahe Landesstiftungen. Diese hatten auch schon vor 1983 versucht, eine der Partei nahestehende Stiftung auf Bundesebene zu gründen. Neben den Landesstiftungen gab es bundesweit eine den Grünen nahestehende, von Frauen aus der Frauenbewegung getragene Frauenanstiftung. Die Bundeskonferenz unabhängiger Friedensgruppen und der Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen trugen die „alte“ Heinrich-Böll-Stiftung.
Die Initiative zur Gründung der Heinrich-Böll-Stiftung konstituierte sich am 14. September 1986 in Köln. Am 1. Juli 1988 gründeten die VertreterInnen der damals existierenden acht grünennahen Landesstiftungen den Verein Buntstift-Föderation grünnaher Landesstiftungen und Bildungswerke e. V. mit Sitz in Göttingen. Am 26. Juli 1988 wurde der Stiftungsverband Regenbogen e. V. als Dachverband der Einzelstiftungen Buntstift, Frauen-Anstiftung und der alten Heinrich-Böll-Stiftung inauguriert. Am 15. August erkannte der Bundesvorstand der Grünen den Stiftungsverband Regenbogen als die ihm nahestehende politische Stiftung an.
Die Fusion der Einzelstiftungen zur neuen Heinrich-Böll-Stiftung wurde auf einer Bundesversammlung von Bündnis 90/Die Grünen im März 1996 in Mainz in die Wege geleitet.[4] „Geschlechterdemokratie“ und „Migration“ wurden als „Gemeinschaftsaufgaben“ in der Satzung verankert. Die gemeinsame Verpflichtung, sich gegen die Diskriminierung von Homosexuellen einzusetzen, wurde ebenfalls berücksichtigt.[5]
Finanzierung[Bearbeiten]
Wie bei den anderen parteinahen Stiftungen stammt der überwiegende Teil des Budgets der Stiftung aus Mitteln des Bundes. Für 2007 gibt die Stiftung in ihrem Jahresbericht an: „Im Berichtsjahr 2007 haben sich die Erträge ohne Baumittel gegenüber dem Vorjahr geringfügig um etwa eine Million Euro (entspricht drei Prozent) auf 37,1 Millionen Euro erhöht. Der Zuwachs kam insbesondere der Studienförderung und der internationalen Tätigkeit der Stiftung zugute. Gewachsen sind auch die Mittel, die bei der EU akquiriert worden sind (um 379.000 Euro auf 1.076.000 Euro).“[6]
Aktuelle Arbeitsschwerpunkte[Bearbeiten]
- Klimawandel: Die internationale Klimaarbeit der Stiftung steht unter dem Motto „Klima der Gerechtigkeit“. Ein Beispiel ist das Konzept „Greenhouse Development Rights“ (GDRs), das auf den Prinzipien der Verantwortung für den Klimawandel und der Fähigkeit zum Handeln für den Klimaschutz beruht und nach einem gerechten Ausgleich zwischen Ländern und Bevölkerungsgruppen sucht. Die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen im Dezember 2009 wird die Stiftung mit zahlreichen Publikationen und Veranstaltungen begleiten.
- Ressourcenpolitik: Das Memorandum „Haben oder Nichthaben“ der Heinrich-Böll-Stiftung analysiert bestehende Initiativen, Standards und Mechanismen der globalen Ressourcenpolitik und formuliert politische Empfehlungen an die G8-Staaten für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
- Europapolitik: Die politische Gestaltung Europas ist ein programmatischer Schwerpunkt der Heinrich-Böll-Stiftung. Sie engagiert sich für eine Fortführung der demokratischen Reform europäischer Institutionen und eine aktive Politik der Erweiterung der Europäischen Union – durch Integration und Europäische Nachbarschaftspolitik. Darüber hinaus setzt sich die Stiftung für eine nachhaltige Energiepolitik in Europa ein und schlägt die Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für erneuerbare Energien (ERENE) vor.
- Wirtschaft und Finanzkrise: Die Heinrich-Böll-Stiftung engagiert sich für die Umsetzung eines Green New Deal. Massive Investitionen in den ökologischen Strukturwandel, in Bildung und Qualifizierung, Wissenschaft und Forschung sollen die Fundamente einer zukunftsfähigen Gesellschaft legen.
- Globale Geschlechterpolitik: Geschlechterpolitik und Geschlechterdemokratie sind von Anbeginn an Arbeitsschwerpunkte der Stiftung gewesen – auch und vor allem in der Auslandsarbeit. In der Organisationsentwicklung ist die Stiftung Vorreiterin und Vorbild für viele andere Organisationen geworden.[7]
- Stipendienprogramm: Unter dem Titel Junge Migrantinnen und Migranten in den Journalismus ermöglicht die Heinrich-Böll-Stiftung gemeinsam mit der tageszeitung taz, Radio 1 vom rbb, der Werbeagentur Zum goldenen Hirschen und der Deutschen Welle Studierenden mit Migrationshintergrund einen Einstieg in den Journalismus.[8]. Außerdem vergibt das Studienwerk der Heinrich Böll Stiftung Stipendien im Rahmen der Begabtenförderung im Hochschulbereich an Studierende und Promovierende und gehört damit zu den 12 Begabtenförderungswerken, die vom BMBF finanziert werden.
Preise[Bearbeiten]
Die Heinrich-Böll-Stiftung vergibt die folgenden Preise:
- den Petra-Kelly-Preis (zweijährlich)
- den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken (jährlich)
- den Friedensfilmpreis (jährlich im Rahmen der Berlinale)
- Der Heinrich (Preis der Landesstiftung Nordrhein-Westfalen)
Weblinks[Bearbeiten]
Fußnote[Bearbeiten]
- ↑ Leitbild der Heinrich-Böll-Stiftung
- ↑ http://www.boell.de/stiftung/struktur/ueber-uns-309.html
- ↑ http://www.boell.de/stiftung/struktur/struktur-2223.html
- ↑ http://www.boell.de/stiftung/geschichte/geschichte.html
- ↑ http://www.boell.de/stiftung/ueber-uns-309.html#310
- ↑ Jahresbericht 2007 der Heinrich-Böll-Stiftung (PDF) - dort S. 57ff.
- ↑ Jahresbericht 2008 der Heinrich-Böll-Stiftung
- ↑ Junge Migrantinnen und Migranten in den Journalismus
Siehe auch[Bearbeiten]
- Bundeszentrale für politische Bildung: Politische Stiftungen mit Informationen zu Geschichte, Arbeitsweise und Finanzierung politischer Stiftungen in Deutschland