Kulturwirtschaft

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Unter Kulturwirtschaft versteht man alle Wirtschaftsbranchen und erwerbswirtschaftlichen Aktivitäten, die Dienstleistungen oder Produkte für die Schaffung, Vorbereitung, Aufführung, Erhaltung und Sicherung von künstlerischen Produktionen oder Kulturvermittlung erbringen bzw. herstellen. Je nach Kulturnähe wird zwischen Kulturwirtschaft "im engeren Sinn" (z.B. Privattheater) und "im weiteren Sinn" (z.B. Buchbindereien, Antiquitätenhandel) unterschieden.

Gewöhnlich werden als Teilmärkte aufgeführt

  1. Musikwirtschaft
  2. Literatur, Buch- und Pressemarkt
  3. Kunstmarkt und Design
  4. Film-, TV- und Videowirtschaft, Multimedia
  5. darstellende und unterhaltungsbezogene Kunst.

Zu diesen Teilmärkten gehören bestimmte Berufsgruppen und Betriebe der Kulturwirtschaft, etwa zur Musikwirtschaft die Berufe: Komponist, Musikbearbeiter, Musiker, Tontechniker sowie die Betriebe: Instrumentenbauer, Musikfachgeschäfte, Konzertveranstalter, Musikverlage. Desgleichen beim Literatur- und Buchteilmarkt: Schriftsteller, Autoren, Journalisten und Buchverlage, Druckereien, Buchhandlungen; beim Kunstmarkt: Maler, Bildhauer, Designer und Kunstverlage, Galerien, Kunstgewerbe; bei der Filmwirtschaft: Schauspieler, Moderatoren, Produzenten, Mediengestalter und Produktionsfirmen, Kinobetriebe, Sendeanstalten, Verleiher; bei der darstellenden Unterhaltung: Bühnenkünstler, Artisten, Tänzer und Gastspieldirektionen, Klein- und Musicaltheater, Varietés. Auf dieser Basis läßt sich die Kulturwirtschaft statistisch erfassen und nach Anzahl der Unternehmen, nach Umsätzen und Beschäftigten quantitativ bewerten.

Nicht einfach gleichzusetzen ist "Kulturwirtschaft" mit "Kultur und Wirtschaft". Zu letzterem Stichwort zählt Kultur vor allem unter dem Aspekt des "weichen Standortfaktors", der eine entscheidende Rolle bei der Ansiedlung von Wirtschaftsunternehmen zu spielen vermag, wenn die Stadt über ihr kulturelles Angebot ein positives Image gewonnen hat. Kultur kann wirtschaftlich auch als "harter Standortfaktor" wirksam werden, wenn sie etwa durch Musicals, Festivals und Ausstellungen für das Tourismusgewerbe zu einem bedeutsamen Faktor des Wirtschaftswachstums wird. Im Gegensatz zu "Kultur und Wirtschaft" leiten sich jedoch die für die "Kulturwirtschaft" relevanten Aspekte unmittelbar aus den Strukturmerkmalen der Branchen dieses Zweiges ab.

Folgende Aspekte stehen dabei im Vordergrund: Erstens ist die Kulturwirtschaft immer noch Wachstums- und Zukunftsbranche, obwohl bei einigen Teilsegmenten wie Kino- und Musicalmarkt erste Sättigungsgrenzen sichtbar werden. Zweitens ist Kulturwirtschaft strukturell beschäftigungsintensiv und bedingt eine große Anzahl von Vollerwerbs-, Nebenwerwerbs- und Teilzeitarbeitsplätzen in der Region. Drittens gilt sie wegen des kleinbetrieblichen Charakters als besonders "flexibel" hinsichtlich des wirtschaftlichen Strukturwandels einer Region. Viertens trägt Kulturwirtschaft häufig zur Profil- und Imagebildung von Städten und Regionen bei. Fünftens stärken die Teilmärkte des kulturwirtschaftlichen Einzelhandels und des Veranstaltungsbereichs die Frequentierung der Innenstädte.

Für die Stadt- und Regionalplanung ist die Kulturwirtschaft daher ein Faktor von hoher Bedeutung. Das Land NRW hat dem u.a. darin Rechnung getragen, dass es bereits fünf Mal "Kulturwirtschaftsberichte" erarbeiten ließ, welche das Wettbewerbs- und Kooperationsverhältnis zwischen Kulturwirtschaft, Kultureinrichtungen der öffentlichen Hand und des sog. 3. Sektors (z.B. freie Theater) zu durchleuchten hatten. Es gibt zwar keine Patentrezepte für die Kooperation und strukturelle Arbeitsteilung zwischen diesen Segmenten und Akteuren der Kulturwirtschaft, es lassen sich jedoch Handlungsfelder umreißen, zu denen sich Stadtverwaltungen und kulturpolitische Entscheidungsträger verstärkt Gedanken machen müssten, um in Zukunft innovationsfähig zu bleiben. Zum Beispiel wäre es sinnvoll, gemeinsame Strategie für öffentliche Museen und privaten Kunstmarkt zu erarbeiten. Über den kommunalen Internetauftritt könnte die Kunden- und Nutzerbetreuung sowie das Informationswesen für das Kulturpublikum verzahnt werden. Seitens der Kulturbauwirtschaft wäre zu überlegen, ob sich Gebäudenutzungen "kulturverträglich" miteinander verbinden lassen, z.B. große öffentliche Ereignisse wie Theateraufführungen mit erwerbswirtschaftlich orientierten Zusatzangeboten im gleichen Gebäudeareal.

Gerald Munier (AKP-Redaktion Bielefeld, November 2001)

Literatur und Weblinks[Bearbeiten]