SimRa - Sicherheit im Radverkehr
SimRa - Sicherheit im Radverkehr ist ein Projekt des Fachgebiets Mobile Cloud Computing am Einstein Center Digital Future der TU Berlin. Mit Hilfe einer App werden Gefahrenstellen für Radfahrende identifiziert und auf einer Karte visualisiert. Radfahrende, die diese App nutzen, tragen Daten zusammen, die der Kommune helfen können, mögliche Unfallschwerpunkte zu erkennen und gezielt zu entschärfen. Andere Radfahrende können so gefährliche Streckenabschnitte erkennen und meiden.
Daten sammeln für mehr Sicherheit[Bearbeiten]
Radfahrer*innen erleben häufig gefährliche Situationen durch abbiegende Fahrzeuge, zu geringen Abstand beim Überholen, plötzlich geöffnete Türen, ungünstig geparkte Autos oder Personen, die unvermittelt ihren Weg kreuzen. Die Unfallstatistik reicht nicht aus, alle für Radfahrende gefährlichen Stellen zu identifizieren, denn sie erfasst nur die tatsächlichen, polizeilich aufgenommenen Unfälle. Die deutlich häufigeren Beinahe-Unfälle bilden eine viel umfassendere Datengrundlage. Diese sollen mit Hilfe der SimRa-App erfasst werden. Nutzer*innen der SimRa-App können zu Beginn einer Fahrt eine Aufzeichnung starten. Die App speichert den Fahrweg und erfasst mit den Sensoren des Smartphones plötzliche Richtungs- oder Geschwindigkeitsänderungen, die einen Beinahe-Unfall anzeigen können. Diese werden im Fahrweg markiert. Die Nutzer*in kann am Ende ihrer Fahrt kennzeichnen, ob es sich dabei tatsächlich um einen Beinahe-Unfall handelte und wodurch er verursacht wurde. Zum Schutz der Privatsphäre kann die Route vor dem Hochladen am Beginn und am Ende beschnitten werden. Auf Straßenabschnitten mit ausreichend vielen aufgezeichneten Fahrten (ca. ab 50) entsteht so eine Statistik, die gefährliche Abschnitte zeigt.
Berlin machte den Anfang[Bearbeiten]
Entwickelt wurde die App von Dr. David Bermbach, der das Fachgebiet Mobile Cloud Computing am Einstein Center Digital Future der TU Berlin leitet, zusammen mit einem Mitarbeiter; den Anstoß gaben eigene Erlebnisse beim Radfahren. Der Code ist OpenSource, die genutzten Karten stammen von Open Streetmap. Zum Einsatz kam die App zuerst in Berlin;[1] hier wurden bislang (Stand April 2022) über 28.000 Fahrten aufgezeichnet. Inzwischen ist sie in vielen weiteren Kommunen und Regionen nutzbar. Im Rahmen einer Aktion des SWR kam im März 2021 der gesamte Südwesten Deutschlands als Testregion hinzu.[2]
Damit die App ihre Vorteile entfalten kann, ist es wichtig, dass sie von möglichst vielen Radfahrenden in der entsprechenden Region installiert und auch genutzt wird. Es braucht aber auch Verantwortliche in der jeweiligen Region - am besten in der Kommune, möglicherweise aber auch z.B. in einem Fahrradclub -, die die Daten auswerten und die angezeigten möglichen Gefahrenschwerpunkte identifizieren.
Das Projekt SimRa hat den Deutschen Fahrradpreis 2022 in der Kategorie Service & Kommunikation gemeinsam mit dem OpenBikeSensor gewonnen.
Fußnoten[Bearbeiten]
- ↑ Siehe die Karte mit den bisherigen Ergebnissen
- ↑ TU Berlin: SimRa erobert den Südwesten von Deutschland, Pressemitteilung vom 18.03.2021
Weblinks[Bearbeiten]
- Projekt-Website: SimRa: Sicherheit im Radverkehr
- Die SimRa-App ist im Google Playstore, in Apples App Store und auch als APK-Datei zur Selbstinstallation (siehe Link auf der Projektwebsite) verfügbar.
- SimRa-Dashboard mit den wöchentlich aktualisierten Analysedaten (über den Namen der Stadt oder Region kann die jeweilige Karte aufgerufen werden)
- Projekt SimRa: Mitmachen, Informationen für Radfahrende und Regionsverantwortliche
Weitere Informationen[Bearbeiten]
- regionalHeute: Smartphone-App entlarvt Gefahren für Radfahrer: Tempo 30 kann Unfallrisiko minimieren, 08.09.2020
- Zeit: "Mit Tempo 30 kann man die Sicherheit für Radfahrer deutlich erhöhen", Interview mit Dr. David Bermbach, 04.09.2020