Elinor Ostrom
Elinor Ostrom ist die Person, deren Name wohl am häufigsten mit dem Begriff Commons assoziiert wird. Sie hat 2009 den Wirtschaftsnobelpreis für ihr Lebenswerk erhalten. Ihr Buch "Governing the Commons" (auf Deutsch "Die Verfassung der Allmende") ist bereits 1990 erschienen. Am Centre for the study of institutional diversity in Arizona in den USA hat sie mit ihrem Team seit vielen Jahren unzählige Commons untersucht und aus diesen Untersuchungen herausgefiltert, welche Bedingungen das Funktionieren von Commons begünstigen und woran sie häufig scheitern. Daraus kann man den zweiten Baustein der Commons oder Gemeingüter ableiten: die Regeln.
Elinor Ostrom ist eine orthodoxe Ökonomin, sie geht vom Bild des "homo oeconomicus" aus und ein zentraler Punkt der von ihr formulierten Gelingensbedingungen für Commons zeigt, dass es nicht um "richtiges" oder "altruistisches" Verhalten geht. Die Schaffung und Erhaltung von Commons erfordert Zeit und Mühe, Menschen müssen sich miteinander auseinanderstzen, sie müssen Konflikte lösen und Verantwortung übernehmen. Sie machen das nicht, weil sie die besseren Menschen sind, sie machen es, weil sie bemerken, dass sie ihre Bedürfnisse häufig besser befriedigen können, wenn sie Dinge mit anderen gemeinsam organisieren, als wenn jeder alles für sich selbst haben muss.
Die Schaffung von Commons bedeutet also einen anderen Begriff von Eigentum.
Commons funktionieren daher am besten mit einer nicht zu großen NutzerInnengruppe, meist auf lokaler oder regionaler Ebene. Anders ist das bei Dingen wie Wissen oder freier Software, wo es globale Communities gibt. Da wir aber in letzter Zeit immer häufiger mit der Frage globaler Commons konfontiert sind, also dem Schutz der Athmosphäre oder der Biodiversität, haben Ostrom und ihre MitarbeiterInnen das Konzept der "polycentric governance" entwickelt. Das bedeutet, dass es zwar globale Abkommen darüber geben muss, dass die Umsetzung jedoch nur in miteinander vernetzten Communities auf regionaler Ebene erfolgen kann. Dort müssen die Menschen gemeinsam erarbeiten, wie sie das am besten erreichen können. Gesetzgebung "von unten" sozusagen. Dies auch deshalb, weil es ja einen Unterschied macht, ob man in Berlin, in einem kleinen Dorf in den Alpen, auf einer griechischen Insel oder in Kalkutta oder Amazonien etwas gegen den Klimawandel unternehmen will.
Auch das ist wichtig: Für Commons gibt es nicht ein Rezept für alle.
Zwei zentrale Erkenntnisse von Elinor Ostrom:
- Auch der Schutz globaler Commons ist nur auf lokaler Ebene möglich.
- Wenn Menschen Dinge gemeinsam organisieren, können sie ihre Bedürfnisse oft besser befriedigen, als alleine und sie entwickeln auch noch mehr Vertrauen zueinander.
Elinor Ostrom hat den Ausdruck geprägt, Commons seien ein Bereich jenseits von Markt und Staat. Das bedeutet jedoch nicht ohne Markt und Staat. Es heißt vielmehr, dass sich zusätzlich zu den beiden Optionen von entweder Markt oder Staat, eine Vielfalt von Organisationsformen ergibt, in denen Staat und Markt unterschiedliche Rollen übernehmen können, immer aber die Autonomie der Commons respektieren müssen.
Zwei wichtige Ansatzpunkt für Kommunen: Die Bedingungen zu schaffen, für die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die Mitgestaltungsmöglichkeiten der BürgerInnen fördern, kann die Lebensqualität wesentlich erhöhen und fördert auch ökologisch nachhaltiges Handeln.
Das reicht von öffentlichen Büchereien, guten, günstigen - im Idealfall kostenlosen - öffentlichen Verkehrsmitteln, Kultur-Flatrate, das funktioniert nicht nur für digitale Medien, sondern z.B. auch für Museen und Theater, gratis Leihfahrrädern, Grundstücken für Gemeinschaftsgärten, Gemeindezentren, die von allen genutzt werden können bis zum BürgerInnenhaushalt.
--Brigitte Kratzwald 13:29, 1. Feb. 2011 (CET)