Commons

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Commons – eine verbindende Idee[Bearbeiten]

Die Diskussion um Gemeingüter, in guter deutscher Tradition Allmende, neuerdings häufig auch Commons genannt, ist in Politik, Wissenschaft und den sozialen Bewegungen gegenwärtig in aller Munde. Einen wichtigen Impuls erhielt sie sicher durch die Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises 2009 an Elinor Ostrom für ihr Lebenswerk über die Commons. Ihre herausragende Leistung war es, zu zeigen, dass Menschen in der Lage sind, die Dinge, die sie zum Leben brauchen, selbst zu verwalten, und dass das oft besser funktioniert als wenn Markt oder Staat das tun.

Aber die Diskussion über Commons findet auch in anderen Bereichen statt: in der Software- und Wissensindustrie, in Kunst und Kultur entstand eine starke Bewegung, die sich gegen die Praxis wendete, geistige, künsterlische und wissenschaftliche Produkte als Privateigentum einer Person anzusehen, was gleichzeitig alle anderen von der Nutzung ausschließt. Gerade Wissen, Kunst und Kultur sind ja Ressourcen, die sich nur entfalten, wachsen und vermehren können, wenn viele Menschen Zugang dazu haben, wenn sie sich so weit wie möglich verbreiten. Die Idee des geistigen Eigentums verhindert das.

Ein weiterer Anlass, sich der Idee der Commons zuzuwenden, war das wieder verstärkt auftretende Phänomen des Landraubs in Entwicklungsländern, wo Ackerland, das Dorfgemeinschaften bisher gemeinsam genutzt hatten, von privaten Investoren aufgekauft wurde und die Bauern ihre Existenzgrundlage verloren. Und ganz wichtig ist natürlich die Frage des Umgangs mit natürlichen Ressourcen, die nur in begrenztem Ausmaß vorhanden sind, und die allen zugute kommen sollen, den globalen Commons.

Aber ob aus traditioneller, ökologischer, ökonomischer oder wissenspolitischer Perspektive – gemeinsam ist allen diesen Diskussionssträngen, dass es um die Aneignung wichtiger Ressourcen durch deren NutzerInnen geht, um Selbstbestimmung, Selbstverwaltung, aber auch die Übernahme von Verantwortung. Darum finden sich langsam aber stetig alle diese verschiedenen Gruppierungen zu einer globalen Commonsbewegung zusammen, wie zum Beispiel bei der Internationalen Commons Conferenz in der Heinrich Böll Stiftung in Berlin Anfang November 2010.

Ob etwas ein Common oder Gemeingut ist, hängt nicht vom Ding ab, sondern von der Art, wie Menschen damit umgehen.[1] Ob der Code einer Software, Ackerland, der Gemeinschaftsgarten, der Stadtpark, der Wald, die Bibliothek, die Musik, das Saatgut oder die Atmosphäre, wichtig für ihre Erhaltung und Vermehrung ist immer, dass Menschen miteinander in direkten Kontakt treten, Dinge aushandeln, Konflikte lösen und Regeln entwickeln müssen. Weil Commons am besten im direkten Lebensumfeld der Menschen geschaffen und gepflegt werden, sind Kommunen der Ort, wo das am besten gefördert werden kann. Weil Menschen dadurch Zugang zu Dingen des täglichen Lebens bekommen und das Vertrauen zueinander und damit der soziale Zusammenhalt gestärkt werden, können Kommunen direkt davon profitieren. Starke Commons erhöhen die Lebensqualität und geben den Menschen mehr Möglichkeit, selbst aktiv zu werden.

Oder, wie es der Bürgermeister von Nanterre bei Paris anlässlich der europäischen Attac-Sommeruniversität 2009 ausgedrückt hat: "Another world is possible. It begins in the cities."

--Brigitte Kratzwald 12:30, 1. Feb. 2011 (CET)

Commons und öffentliche Dienstleistungen[Bearbeiten]

Häufig wird die Frage gestellt, ob denn öffentliche Dienstleistungen auch Commons seien. Bildung oder Gesundheitsversorgung, so die Annahme, sollten wir doch als Commons organisieren. Manchmal werden dann Commons mit öffentlichen Dienstleistungen gleichgesetzt, ohne die Konsequenzen zu reflektieren, wie etwa in der Initiative Gemeingüter in BürgerInnenhand. Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, man muss sich dafür näher mit dem Begriff "öffentlich" auseinandersetzen. Im neuen Commons-Buch, herausgegeben von Silke Helfrich und der Heinrich Böll Stiftung hat sich Brigitte Kratzwald mit dieser Frage beschäftigt: Commons und das Öffentliche. Wem gehören die öffentlichen Dienstleistungen?

Beispiele aus der Kommunalpolitik[Bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. Der französische Grüne Alain Lipietz drückt es so aus: "The commons are not things, but social relations"; vgl. David Bollier, Alain Lipietz's Wisdom (pdf-Format, englisch, 5 Seiten)

Weblinks[Bearbeiten]

Zum Weiterlesen[Bearbeiten]