Grundwasserstress in Deutschland

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Angaben zur Literatur:

Cover-Grundwasserstress.png

Autor(en): Dr. Robert Lütkemeier, David Kuhn, M.Sc., unter Mitarbeit von Linda Söller, M.Sc.

Hrsg: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)

Grundwasserstress in Deutschland

Verlag: Eigenverlag
Ort: Berlin
Erscheinungsjahr: 2025
Seitenzahl: 36
Preis: kostenlos

Bezug: Download im pdf-Format


Vollständiger Titel[Bearbeiten]

Grundwasserstress in Deutschland. Überblicksstudie: Struktureller und akuter Grundwasserstress durch öffentliche und nichtöffentliche Entnahmen auf Ebene der Landkreise

Aus dem Inhalt[Bearbeiten]

  1. Zusammenfassung
  2. Veranlassung & Zielsetzung
  3. Stand der Forschung
  4. Methodik & Daten
  5. Grundwasserentnahmen
  6. Grundwasserstress in Deutschland
  7. Diskussion
  8. Handlungsempfehlungen
  9. Referenzen

Die Studie[Bearbeiten]

Mehrere Untersuchungen, aber auch viele Erfahrungen vor Ort zeigen: Die Grundwasserspeicher in Deutschland sind nicht unerschöpflich, viele leeren sich spürbar. Mehrere Gründe spielen hier zusammen: Dürren und Trockenphasen im Zuge des Klimawandels lassen die Grundwasserneubildung sinken; auch die zunehmende Versiegelung der Landfläche wirkt hier mit. In Teilen Deutschlands wird das Grundwasser stark genutzt: Für Trinkwasser, Landwirtschaft und Industrie. Bis heute hat die Politik keinen umfassenden Überblick über das Problem und die Entwicklungstendenzen geschaffen. Die vorliegende Publikation versucht diese Lücke zu schließen und zu zeigen, in welchen deutschen Landkreisen von Grundwasserstress gesprochen werden kann.

Dabei greift sie auf andere Untersuchungen und Datenzusammenstellungen zurück, insbesondere den Grundwasseratlas des Recherche-Netzwerks "Correctiv" aus dem Jahr 2022 und die ausführliche Untersuchung des Umweltbundesamtes "Auswirkung des Klimawandels auf die Wasserverfügbarkeit" von 2024 (siehe dazu die Materialhinweise am Schluss des Artikels.

Grundwasserstress[Bearbeiten]

Zentraler Begriff der BUND-Studie ist der Grundwasserstress, ein in Fachkreisen viel verwendeter, aber nicht eindeutig definierter Terminus. Die Autor:innen nennen zwei Herangehensweisen zur Definition:[1]

  • Auf Dauer sollte einem Grundwasservorkommen nicht mehr Wasser entnommen werden, als durch Versickerung neu gebildet wird. International anerkannt, jedoch laut der Studie meistens nicht weiter ausgeführt und belegt, wird von Grundwasserstress gesprochen, wenn dem Grundwasser 20% mehr entnommen wird, als sich neu bildet. Dies Kriterium macht sich die Studie zu eigen und folgt damit u.a. dem Umweltbundesamt und der European Environment Agency (EEA). Die BUND-Studie spricht hier von "strukturellem Grundwasserstress".
  • Es ist aber auch möglich, an Grundwassermessstellen direkt zu beobachten, ob Grundwasserstände steigen oder fallen. Diese Daten hat "Correctiv" in seinem Grundwasseratlas, soweit verfügbar, für ganz Deutschland zusammengetragen. Wo der Grundwasserstand über einen längeren Zeitraum (im Grundwasseratlas werden gut 30 Jahre betrachtet) signifikant sinkt, lässt sich von Grundwasserstress sprechen - die Studie nennt dies "akuten Grundwasserstress".

Beide Methoden sind nicht perfekt. Zuverlässige Daten über Grundwasserneubildung und -nutzung sind nicht flächendeckend vorhanden; die erstgenannte Herangehensweise zeigt den langfristigen Trend und bietet keine hohe räumliche Auflösung. Dagegen können Messungen an einzelnen Entnahmestellen sehr genaue empirische Daten liefern, doch diese gelten nur punktuell - Grundwasserkörper können komplex sein, so dass schon in naher Umgebung andere Verhältnisse herrschen können. Zudem geben sie keine Auskunft über mögliche Ursachen des Grundwasserrückgangs. So kommen auch die genannten sowie weitere Untersuchungen zu teils unterschiedlichen Ergebnissen.

Die BUND-Studie versucht, beide Herangehensweisen zusammenzuführen und so zu einer Aussage zu kommen, welche deutschen Landkreise von Grundwasserstress betroffen sein können. Die Zusammenfassung zeigt, dass nach dieser Analyse rund die Hälfte der deutschen Landkreise von Grundwasserstress potenziell betroffen sind.

Ergebnisse[Bearbeiten]

Zwei Karten auf S. 23 zeigen, welche Landkreise von strukturellen, welche von akutem Grundwasserstress betroffen sind - naturgemäß überlagern sich diese Ergebnisse teilweise.

  • Struktureller Grundwasserstress zeigt sich in großen Teilen Ostdeutschlands, vor allem in Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt, in Teilen Niedersachsens und in NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz vor allem entlang des Rheins. In küstennahen Gebieten ist er seltener (Ausnahme: Hamburg), ebenso in Süddeutschland.
  • Akuter Grundwasserstress wird ebenso in großen Teilen Ostdeutschlands festgestellt, außerdem in Teilen Niedersachsens und Hessens sowie im Westen Baden-Württembergs.

Zusammenfassend werden 201 von 401 Landkreisen als grundwassergestresst bezeichnet - teils strukturell, teils akut, für 34 Landkreise gilt beides.

Für die teils prekäre Lage des Grundwassers gibt es verschiedene Ursachen, die natürlich oft kombiniert auftreten. Als Hauptursachen werden genannt (siehe dazu in der Kurzfassung die Karte auf S. 1):

  • Klimawandel (z.B. in Nordwestmecklenburg)
  • Entnahme durch Landwirtschaft (z.B. in Teilen Niedersachsens)
  • Entnahme durch Bergbau (z.B. Lausitz)
  • Entnahme durch Industrie (z.B. entlang des Rheins)
  • Entnahme für Trinkwasser (in allen Regionen).

Die Studie endet mit Handlungsempfehlungen, kurzgefasst (siehe dazu ab S. 30):

  • Datenlage verbessern
  • Überregionale Fernwirkungen betrachten (z.B. Handelsbeziehungen, Fernwasserleitungen)
  • Grundwassernutzungen priorisieren (nicht für alle Zwecke wird hochwertiges Grundwasser benötigt)
  • Wiederverwendung & Wasserrückhalt fördern (z.B. Brauchwasserverwendung ausbauen)
  • Entnahmeentgelte anpassen, um Grundwasserschutzmaßnahmen zu finanzieren
  • Grundwasserfauna untersuchen zur Verbesserung des Naturschutzes.

Einige Maßnahmen aus der Nationalen Wasserstrategie der Bundesregierung entsprechen diesen Forderungen oder können sie unterstützen.

Tatsächlich sind die Zeiten, in denen Wasser in Deutschland als nahezu unbegrenzt verfügbare Ressource angesehen wurde, vorbei. Der Schutz des Grundwassers als lebenswichtiger Naturvorrat wird zu einem notwendigen Ziel der Politik, nicht nur, aber auch auf kommunaler Ebene.

Fußnote[Bearbeiten]

  1. Siehe zum Folgenden die Abschnitte "Grundwasserstress" (ab S. 10) und "Konzeptionelle Überlegungen" (ab S. 14).

Weblinks[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]