Junge Menschen erfolgreich vor Cannabis schützen: Rolle der Lehrkräfte

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Was können Eltern und Lehrkräfte tun, um Kinder und Jugendliche zu schützen?[Bearbeiten]

Kinder und Jugendliche konsumieren Cannabis – unabhängig davon, ob Cannabis legal oder illegal ist. Die aktuelle Drogenpolitik mit ihren Verboten und Androhungen von Strafen stößt nachweisbar an ihre Grenzen: In Kanada wurden zum Beispiel Kinder zwischen 15 und 19 Jahren befragt, wie sie den Zugang zu Cannabis einschätzen. Die Hälfte gab an, es sei einfach, Cannabis illegal zu erwerben. In Deutschland ist die Situation ähnlich: Ungefähr zwei Millionen Jugendliche kaufen Cannabis regelmäßig auf dem Schwarzmarkt.[1]

Gefahren in Verbindung mit dem Genuss von Cannabis[Bearbeiten]

Der Genuss von Cannabis ist mit physischen Gefahren verbunden: Gerade das kindliche und jugendliche Gehirn wird durch den Konsum von Cannabis an der neuronalen und sozialen Entwicklung gehindert.[2] Darüber hinaus sind mit dem illegalen Umfeld weitere Risiken verbunden wie zum Beispiel kollaterale Abhängigkeit, gleichzeitiges Angebot härterer Drogen, Bandenkriminalität und körperliche Gewalt.

Legalisierung vs. Prohibitionspolitik[Bearbeiten]

Die aktuelle Prohibitionspolitik, die auf Verbote, Kontrollen und Repressionen setzt, ist erfolglos – der Schwarzmarkt ist da und das Angebot wird genutzt. Dealer sind an Profitmaximierung interessiert und verkaufen an jeden – auch an vulnerable Gruppen. Im Gegensatz dazu kann eine Legalisierung von Cannabis, so paradox das klingen mag, den Schutz von Kindern und Jugendlichen erleichtern und verbessern!

Zu einer erfolgreichen Legalisierung von Cannabis gehören gut durchdachte Suchtpräventions-Konzepte: Wichtiger Bestandteil ist ein faktenbasierter und wissenschaftlicher Dialog, der punktgenau auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zugeschnitten ist. Kinder und Jugendliche müssen sich verstanden fühlen statt übergangen. Wenn sie von Eltern und Lehrkräften ermutigt werden, sich bereitgestellte Informationen anzueignen, um eigenständige Entscheidungen zu treffen, können sie sich für einen gesunden Lebensstil ohne Abhängigkeiten entscheiden – wer gesund und frei ist, ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch glücklich!

Wie entstehen Süchte und Abhängigkeiten?[Bearbeiten]

Lehrkräfte und Eltern müssen eine grundlegende Einsicht verstehen und akzeptieren: Es gibt keine geschlossene Theorie zur Suchtentstehung – Suchtverhalten kann seelische, körperliche und soziale Ursachen haben oder einen Mix aus allen drei Faktoren. Hinzu kommen biochemische Auswirkungen von Suchtmitteln, Umwelteinflüsse sowie genetische Dispositionen.[3]

Darüber hinaus gibt es drei weitere Faktoren, die in einem komplizierten Bedingungsgefüge zusammenwirken – und zwar die sogenannten drei Ms: Mensch, Mittel und Milieu (Person, Droge und Umwelt): Drogen werden in einem bestimmten Kontext konsumiert, haben eine Funktion und Bedeutung für den Nutzer, die von individuellen Erwartungen beeinflusst werden. Auch soziale und gesellschaftliche Faktoren spielen eine Rolle.

Drei Kernherausforderungen für Jugendliche und junge Erwachsene[Bearbeiten]

Das Jugend- und Junge-Erwachsenen-Alter wird sozialpsychologisch als eigene Lebensphase verstanden, die durch die drei Kernherausforderungen Qualifizierung, Verselbstständigung und Selbstpositionierung geprägt wird.[4] Die Fähigkeit eines jungen Menschen, diese Herausforderungen zu bewältigen, hängt von seinen Lebensumständen und -chancen ab. Die Lebensaufgaben junger Menschen umfassen die Akzeptanz der körperlichen Erscheinung, die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Kompetenzen und Grenzen sowie die Entwicklung einer individuellen Identität. Hinzu kommen die selbstbewusste Gestaltung der Sozialisation, Berufs- und Lebensperspektiven, das Übernehmen von Geschlechterrollen und die emotionale Ablösung vom Elternhaus. Außerdem gehören die Entwicklung und Vertretung eines eigenen Wert- und Normensystems dazu sowie Sinnfragen, Lebensrisiken und die kritische Auseinandersetzung mit Konsumangeboten.

Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen meistern diese Aufgaben, wenn auch nicht immer ohne Spannungen, Konflikte oder Unzufriedenheit. Andere hingegen erkennen nicht den Zusammenhang zwischen Lebensaufgaben und persönlichen Problemen. Auch die mangelnde Unterstützung der Eltern kann diese Stresssituation verstärken.

Lehrkräfte sind wichtige Entwicklungshelfer[Bearbeiten]

Lehrkräfte können in dieser herausfordernden Lebensphase einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Kinder und Jugendliche bei der Entwicklung von Lebensaufgaben unterstützen und die dazu notwendigen Techniken aufzeigen. Lern-, Arbeits- und Lehrgruppen können Kinder und Jugendliche gezielt bei der Aneignung von Lebenskompetenz unterstützen: Wie können angstauslösende Faktoren vermieden werden bzw. wie kann erfolgreich mit Angst umgegangen werden? Wie kann sozialer Druck entschärft werden? Wie können Umgangsnormen auf Notwendigkeit und Nutzen überprüft werden? Das Lern- und Lehrklima sollte von Freundlichkeit, Offenheit und Akzeptanz geprägt sein. Die Freude am gemeinsamen Arbeiten, Lernen und auch an gemeinsamen Freizeitaktivitäten sollte vorherrschen.

Eine erfolgreiche Sucht- und Drogenprävention basiert außerdem auf einer universellen Gesundheitserziehung: Kinder und Jugendliche müssen Selbstkompetenz (die Entwicklung identitätsstiftender Fähigkeiten), Sozialkompetenz (die Förderung sozialintegrativer Fähigkeiten) und Sachkompetenz (das Erleben und Erfahren sinnerfüllter Aktivitäten) entwickeln. Bei dieser komplexen Persönlichkeitsentwicklung können konstruktive unterstützende Maßnahmen helfen, diese drei Bereiche durch bewusste Entscheidungen und bewusstes Handeln zusammenzubringen.

Suchtprävention: Selbstkompetenz entwickeln[Bearbeiten]

Fünf Säulen zur erfolgreichen Suchtprävention.png
Erfolgreiche Suchtprävention wird von fünf Faktoren beeinflusst (Grafik: Kineo Medical GmbH)

 
Um die Selbstkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken, müssen folgende Ziele angestrebt werden: Die Verbesserung des Selbstwertgefühls, des Selbstbewusstseins und der Selbstsicherheit. Darüber hinaus muss die differenzierte Wahrnehmung der eigenen Person und anderer Personen entwickelt werden sowie die entsprechende Akzeptanz. Auch die Fähigkeit zur Wahrnehmung und zum Ausdruck der eigenen Gefühle sowie die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung für eigene Handlungen müssen gefördert werden. Des Weiteren gehören eine ausgeglichene Einstellung zur Gesundheit sowie die Bereitschaft, die eigene Gesundheit zu fördern und zu schützen, zur Selbstkompetenz. Nicht fehlen darf die Fähigkeit zur Reflektion, um suchtartiges Verhalten rechtzeitig zu bemerken, sowie das Bewusstsein für vitalen Genuss und Glück.[5]

Suchtprävention: Sozialkompetenz entwickeln[Bearbeiten]

Zur Sozialkompetenz gehören die Verbesserung der Kontaktfähigkeit, das Vertreten eigener Meinungen und Interessen, die Fähigkeit, Probleme und Konflikte in einer sozial-verantwortungsvollen Art und Weise zu lösen sowie die innere Stärke, Gruppenzwang zu widerstehen.

Suchtprävention: Sachkompetenz entwickeln[Bearbeiten]

Zur erfolgreichen Entwicklung von Sachkompetenz gehören Erfahrungen mit kognitiven, affektiven und handlungsbezogenen Lernprozessen sowie die Entwicklung von produktiven und kreativen Ideen für die eigene Lebens- und Zukunftsgestaltung. Kinder und Jugendliche benötigen außerdem fundiertes Wissen über die gesundheitlichen Risiken von Cannabis und müssen die Wechselwirkung von Personen, Umwelt und Drogen bei der Entstehung von Abhängigkeiten verstehen.

Konkrete Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte und Eltern zum Schutz von Kindern und Jugendlichen[Bearbeiten]

Erfolgreiche Suchtprävention darf nicht dem Zufall überlassen werden: Dem Schutz von Kindern und Jugendlichen muss höchste Priorität eingeräumt werden, und mit umfangreichen Programmen muss gezielt bei Schulen und anderen Jugendeinrichtungen angesetzt werden. Eine lückenlose Agenda fördert die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und verhindert außerdem potenziellen Schaden. Kineo Medical arbeitet seit einigen Jahren eng mit dem Gesundheitswesen zusammen, um es zu entlasten. Die bereitgestellten Konzepte und Maßnahmen für Lehrkräfte und Eltern orientieren sich international an Ländern, die bereits erfolgreich vulnerable Gruppen schützen.

Bei allen Konzepten und Maßnahmen steht der respektvolle Dialog auf Augenhöhe im Mittelpunkt: Kinder und Jugendliche werden einbezogen statt ihnen das Gefühl zu geben, dass über ihren Kopf hinweg diskutiert und entschieden wird. Es werden Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse bereitgestellt, die es ermöglichen, komplexe Zusammenhänge zu begreifen und basierend darauf gut fundierte Entscheidungen zu treffen. Die Konzepte beinhalten detaillierte Argumentationsleitfäden für Kinder und Jugendliche, damit diese ihre Entscheidungen gegen Cannabis und andere Drogen in Gesprächen überzeugend erklären und verteidigen können. Darüber hinaus werden sie in die Lage versetzt, Verführungssituationen zu erkennen, die Rolle von Gruppenzwang zu benennen, einzuordnen und ihn erfolgreich zu entschärfen.

Die Konzepte und Maßnahmen setzen nicht auf Verbote und Bestrafungen, sondern auf Bildung, Aufklärung und Unterstützung, so dass Kinder und Jugendliche dabei unterstützt werden, sich zu mündigen Bürgern zu entwickeln. Die Konzepte und Maßnahmen bieten maßgeschneiderte Unterstützung für Lehrkräfte, damit sie Kindern und Jugendlichen einen offenen Dialog ohne Tabus anbieten können und ihre Verantwortung, Wissen und Bildung zu vermitteln, erfolgreich erfüllen können. Auch die Eltern werden einbezogen.

Inhalte für Workshops und Arbeitsgruppen[Bearbeiten]

Das Konzept für Lehrkräfte besteht aus aufeinander aufbauenden Arbeitsblättern, die als Grundlage für Workshops und Arbeitsgruppen genutzt werden. Die Inhalte regen zu einem offenen Dialog an. Es wird nicht ausschließlich Cannabis thematisiert, sondern das Ziel ist eine nachhaltige Stärkung der Selbstkompetenz. Arbeitsblätter dienen als Grundlage für einen offenen Dialog mit Jugendlichen.

Die Reihe wird eröffnet mit dem Thema „Probleme und das Auseinandersetzen mit schwierigen Situationen im Leben.“[6] Das Handlungsziel: Durch das Tool Clustering sollen Kinder und Jugendliche lernen, Probleme zu definieren und mit gesundem Abstand zu lösen. Die Lehrkräfte können Ideenvorschläge geben, um die Diskussion ins Rollen zu bringen – Probleme können zum Beispiel Stress mit den Eltern sein, Mobbing, Ängste, Misserfolge oder Armut. Eine offene, freundliche Diskussion, moderiert durch Lehrkräfte, hilft den Teilnehmenden, sich aus einer neuen Perspektive mit bekannten Problemen zu beschäftigen, Probleme gedanklich zu umkreisen und in kleinen oder größeren Teams Lösungen zu suchen. Die Lehrkräfte stellen die Ampel-Methode vor, um den Schülern zu helfen, die Gesprächsergebnisse sachlich zu kommentieren.

Die Lehrkräfte werden darüber hinaus mit der Wunderfrage ausgerüstet, um auch Schüler ins Boot zu holen, die sich unterfordert fühlen oder die Abneigungen gegen Gruppenarbeit signalisieren – durch die lösungsorientierte Wunderfrage nach Steve de Chazer wird besonders die Kreativität und der Einfallsreichtum herausgefordert!

Durch die Möglichkeit, eine alternative Handlungslinie anzubieten, können Lehrkräfte bei der Priorisierung von Problemen helfen und darüber hinaus taktvoll das Thema Cannabis, Sucht, Abhängigkeit und Folgeprobleme thematisieren.

Die Konzepte für Lehrkräfte und Eltern sind Teil einer erfolgreichen Suchtprävention: Kinder und Jugendliche werden mit detaillierten Daten und Fakten rundum Cannabis versorgt. Die Arbeitsblätter unterstützen die Lehrkräfte dabei, mit den Schülern in einen Dialog zu treten und dabei die besonderen Bedürfnisse der vulnerablen Gruppe zu verstehen und zu erfüllen. Die verschiedenen Übungen und Diskussionen helfen dabei, eigenständige Entscheidungen zu treffen, Argumente für einen gesunden Lebensstil ohne Abhängigkeiten zu finden und diese Argumente sicher, sachlich und überzeugend vorzutragen.

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. akzept e.V. Bundesverband: 9. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2022 (pdf-Format, 113 Seiten)
  2. drugcom: Wie schädlich ist Cannabis für das Gehirn?
  3. Neurologen und Psychiater im Netz: Ursachen einer Suchterkrankung
  4. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Jugend ermöglichen! Die Jugendbroschüre zum 15. Kinder- und Jugendbericht (3. Auflage Mai 2018, pdf-Format, 88 Seiten)
  5. gächter coachings: Die 4 Schlüsselkompetenzen (pdf-Format, 4 Seiten)
  6. Siehe das Beispiel: Arbeitsblatt 1: "Probleme und das Auseinandersetzen mit schwierigen Situationen im Leben"

Siehe auch[Bearbeiten]