Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen 2025

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Die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen am 14.09.2025 liegen insgesamt im Trend: Die höchsten Zugewinne erzielt die AfD, die ihr Ergebnis von 2020 fast verdreifachen kann. Dagegen verlieren die Grünen rund ein Drittel ihres Stimmanteils der letzten Wahl. SPD und FDP verlieren jeweils um die 2%, während sich die CDU bei nur leichten Verlusten stabilisiert und landesweit stärkste Kraft bleibt. Die Wahlbeteiligung steigt erneut und liegt bei 57%.

Zugleich fand die erste Runde der Wahlen zu den Bürgermeister:innen, Oberbürgermeister:innen und Landrät:innen statt. In 147 der 396 Gemeinden und kreisfreien Städte kam niemand auf die erforderliche absolute Mehrheit, so dass am 28.09. eine Stichwahl folgen wird.

Die Ergebnisse als Tabelle[Bearbeiten]

Vorläufige Ergebnisse der Kommunalwahlen 2025 in Nordrhein-Westfalen
(Kreisfreie Städte und Kreistage)
[1]
Wahlvorschlag 2025 2020 Änderung
CDU 33,3 34,3 -1,0
SPD 22,1 24,3 -2,2
GRÜNE 13,5 20,0 +6,5
FDP 3,7 5,6 -1,9
AfD 14,5 5,1 +9,4
LINKE 5,6 3,8 +1,8
Wählergruppen 3,7 4,5 -0,7
Sonstige 3,7 2,5 +1,2
Wahlbeteiligung 56,8 51,9 +4,9

Blick auf die Grünen[Bearbeiten]

Die Grünen verlieren deutlich, liegen mit ihrem Ergebnis jedoch immer noch über dem Wert von 2014 und auch über den bundesweiten Umfragen. Daher zeigen sie sich relativ zufrieden. Auffallend bleibt die große Diskrepanz der Wahlergebnisse: In vielen größeren Städten, insbesondere solchen mit Hochschulen, schneiden die Grünen weiterhin sehr stark ab, während sie in ländlichen Räumen nur geringe Stimmanteile erhalten. Doch auch unter den kreisfreien Städten gibt es enorme Unterschiede: Von 31,6% in Münster bis zu 4,6% in Gelsenkirchen.[2] In den Gemeinden, Kreisen und kreisfreien Städten haben die Grünen jetzt 466 statt zuvor 705 Sitze mit - als einziger Partei - einer Mehrheit von Frauen (54%).

Einige OB-Kandidat:innen der Grünen erreichten die Stichwahlen: So Katja Dörner, Amtsinhaberin in Bonn, die im zweiten Wahlgang gegen Guido Déus von der CDU antritt. In Münster erzielte Tilman Fuchs, bisher Sozialdezernent, im ersten Wahlgang 41% und geht gegen den CDU-Politiker Georg Lunemann in die Stichwahl. Hier blieben die Grünen zugleich mit 31,6% stärkste Kraft im Stadtrat. In Köln erreichte die bisherige Landtagsvizepräsidentin Berivan Aymaz 28,1% und trifft in der Stichwahl auf den SPD-Kandidaten Torsten Burmester, der 21,3% erzielte. In Düsseldorf geht Claudia Gerlach für die Grünen in die Stichwahl, in Paderborn Frank Wolters. Auch in Aachen, Bochum, Lohmar, Nettetal, Emsdetten, Telgte, Niederkrüchten, Velbert, Brühl und Kranenburg erreichten die grünen Kandidat:innen den zweiten Wahlgang. In Windeck (Rhein-Sieg-Kreis) wurde die grüne Amtsinhaberin Alexandra Gauß mit 81% der Stimmen wiedergewählt; sie war von CDU und FDP unterstützt worden, auch die SPD schickte keine Kandidat:in ins Rennen. Auch in Havixbeck und Porta Westfalica konnten sich grüne Amtsinhaber:innen behaupten.

In einer ersten Stellungnahme des Landesvorstands gratulierten die Grünen NRW der CDU zum Wahlsieg und zeigten sich zugleich stolz auf das zweitbeste Ergebnis überhaupt bei einer Kommunalwahl in NRW: "Wir liegen deutlich über unserem Ergebnis bei der Bundestagswahl. Diesen Aufwärtstrend wollen wir fortführen."[3]

Weitere Parteien[Bearbeiten]

Der Niedergang der alten Volksparteien CDU und SPD ist zwar auch in NRW zu beobachten, jedoch verhalten. Zusammen kommen sie auf über 55%. Die CDU erzielt das schlechteste Kommunalwahlergebnis ihrer Geschichte in NRW, kann sich aber als stärkste Partei mit landesweit 33% als Wahlsiegerin fühlen. Auch die SPD hat mit 22% in NRW noch eine solide Wähler:innen-Basis deutlich über dem Bundesschnitt.

Die AfD gewinnt erheblich dazu, bleibt jedoch hinter ihren Erwartungen und auch hinter ihrem NRW-Ergebnis der letzten Bundestagswahl (16,8%) zurück und liegt an dritter Stelle hinter der SPD. Dazu trägt jedoch bei, dass die Partei in vielen kleineren Gemeinden nicht kandidierte, dort scheint ihr vielerorts noch das Personal zu fehlen. Das bedeutet logischerweise, dass sie bei flächendeckender Kandidatur ein besseres landesweites Ergebnis erzielt hätte. Wie auch anderswo verhalten sich die AfD-Ergebnisse reziprok zu denen der Grünen: Wo die Grünen stark sind, hat die AfD wenig Boden (Beispiele: Münster 4,5%, Bonn 6,0%, Aachen 7,7%). Umgekehrt zeigt sich die Rechtspartei besonders stark in früheren SPD-Hochburgen. Ihr Spitzenergebnis erreicht sie mit 35% in Gelsenkirchen. Landesweit hat die Partei jetzt 552 Mandate (mit nur 18% Frauenanteil). In drei Städten (Gelsenkirchen, Duisburg, Hagen) geht ein (Ober-)Bürgermeisterkandidat der AfD in die Stichwahl.[4]

Die Linke ist bundesweit im Aufwind und konnte auch in NRW ihr Ergebnis verbessern, wenn auch auf niedrigem Niveau. Landesweit besetzt sie 200 Mandate mit exakt ausgewogenem Verhältnis von Männern und Frauen.

Unter den "Sonstigen" in der obigen Tabelle sind das BSW und die Europapartei Volt erwähnenswert, die landesweit jeweils 1,1% erreichten. Beide Parteien haben nicht überall Kandidat:innen aufgestellt und erreichten dort, wo sie präsent waren, teils bessere Ergebnisse, so dass sie insgesamt 32 (Volt) bzw. 40 (BSW) Mandate erhielten.

Mögliche Cyberangriffe[Bearbeiten]

Im Münsterland und in Coesfeld gab es während der Wahl Ausfälle von IT-Systemen; die Behörden vermuten als Ursache Cyberangriffe, dies wird jedoch noch untersucht. Teilweise mussten Wahlhelfer:innen auf Bordmittel wie Excel-Tabellen zurückgreifen.

Ergebnisse der Stichwahl[Bearbeiten]

Bei der Stichwahl am 28.09. zeigte sich erneut, dass bei Direktwahlen von (Ober-)Bürgermeister:innen häufig die Person ausschlaggebender ist als die Parteizugehörigkeit. Die Grünen verloren ihre Bürgermeister:innen-Ämter in Bonn und Aachen, gewannen aber zugleich Münster hinzu. Kein AfD-Kandidat konnte den zweiten Wahlgang gewinnen. Einige Einzelergebnisse:

  • Münster hat jetzt mit Tilman Fuchs einen grünen Oberbürgermeister. Er setzte sich mit 57,9% gegen Georg Lunemann von der CDU durch.
  • Nicht gewonnen haben dagegen die grünen Kandidatinnen Berîvan Aymaz in Köln (46,5%) gegen Torsten Murmester (SPD) und Clara Gerlach in Düsseldorf (39,6%) gegen Stephan Keller (CDU).
  • In Bonn und in Aachen verloren die grünen Amtsinhaberinnen ebenfalls ihre Posten in der Stichwahl: Katja Dörner (Bonn) erhielt 46% der Stimmen und gibt das Amt an Guido Déus von der CDU ab. Sibylle Keupen unterlag mit 44% dem bisherigen Gesundheitsdezernenten der StädteRegion Aachen, Michael Ziemons (CDU)[5]
  • In Dortmund gewann Alexander Omar Kalouti (CDU) mit 52,9% die Stichwahl vor seinem Konkurrenten Thomas Westphal (SPD), der seinen Amtsbonus nicht ausspielen konnte. Im ersten Wahlgang hatte Kalouti mit 17% noch weit hinter dem Amtsinhaber (27,4%) gelegen. Damit gehen in Dortmund fast 80 Jahre SPD-Herrschaft zu Ende.
  • In Oberhausen dagegen lag der SPD-Kandidat Thorsten Berg relativ knapp mit 51,3% vor dem amtierenden CDU-Oberbürgermeister Daniel Schranz.
  • Duisburg wird mit dem bisherigen Amtsinhaber Sören Link, der 78,6% der Stimmen erhielt, weiter von einem Sozialdemokraten regiert; sein Gegenspieler Carsten Groß hatte für die AfD kandidiert. Link war in der Stichwahl von CDU, Grünen und FDP unterstützt worden.
  • Auch in Gelsenkirchen gewann die SPD-Kandidatin Andrea Henze mit 66,9% gegen Norbert Emmerich von der AfD. Hier hatte sich die AfD noch die größten Chancen ausgerechnet.

Eine Wahlpanne gab es in Mülheim. Nach der ersten Auszählung lag Nadia Khalaf von der SPD 67 Stimmen vor dem CDU-Kandidaten und Amtsinhaber Marc Buchholz. Am Tag darauf wurde dies korrigiert, weil in einem Wahlbezirk die Ergebnisse für CDU und SPD vertauscht worden waren; danach gewann Buchholz die Stichwahl. Am 02.10. beschloss der Wahlausschuss der Stadt Mülheim mit einer Mehrheit von 7:4, die Stimmen komplett neu auszuzählen. Diesen Beschluss hielt der Wahlleiter für rechtswidrig und schaltete die Kommunalaufsicht ein. Die Bezirksregierung erklärte jedoch, sie habe keinerlei Einspruchsmöglichkeiten gegen die Entscheidung des Wahlausschusses, dieser sei ein unabhängiges Organ der Stadt. Die Neuauszählung am 07.10. ergab, dass Marc Buchholz wie erwartet mit einem Vorsprung von 201 Stimmen die Wahl gewonnen hatte.[6]

In Datteln (Kreis Recklinghausen) lag nach der ersten Auszählung André Tost (CDU) um 3 Stimmen vor dem Amtsinhaber André Dora (SPD); bei der Nachzählung kehrte sich das Ergebnis um, Dora lag jetzt um 7 Stimmen vorn. Auch in Siegen wird möglicherweise nachgezählt, weil der Sozialdemokrat Tristan Vitt nur 10 Stimmen vor dem Amtsinhaber Steffen Mues (CDU) lag.

In vielen Orten gab es Beschwerden, weil Briefwahlunterlagen nicht rechtzeitig zugestellt worden waren. Offenbar ist angesichts heutiger Zustellzeiten der zeitliche Abstand zwischen den Wahlgängen zu kurz. Zwar sollten Briefwahlunterlagen zwei Tage nach Einlieferung bei der Post bei ihren Adressat:innen ankommen, doch war dies an verschiedenen Orten nicht der Fall. Fatal, weil die Betroffenen ohne die Briefwahlunterlagen dann auch nicht im Wahllokal wählen können. Was viele offenbar nicht wissen: Wer die Briefwahlunterlagen nicht bekommen hat, muss sich am Tag vor der Wahl bei der Stadt Ersatzunterlagen ausstellen lassen, mit denen eine Wahl im Wahllokal möglich ist. Es wird jedoch auch berichtet, dass Wähler:innen, die wieder nach Hause geschickt worden waren, bei nochmaligem Suchen ihre Wahlunterlagen gefunden hätten. Eine Kuriosität wird aus Köln berichtet: Eine Wählerin bekam gleich 173 Briefe mit Wahlunterlagen, wohl aufgrund eines Fehlers beim Druckdienstleister. In Hagen erhielten zugleich mehrer hundert Personen ihre Unterlagen doppelt. [7]

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. Die kreisfreie Stadt Aachen ist nicht enthalten, dafür die StädteRegion Aachen. Quelle: Landeswahlleiterin des Landes Nordrhein-Westfalen: Wahlergebnisse in NRW - Kommunalwahlen 2025, Stand 17.09.2025.
  2. Siehe die Rangfolge der Stimmanteile der Grünen für die Kreise und kreisfreien Städte
  3. Grüne NRW: Kommunalwahl 2025: GRÜNE NRW zum vorläufigen Endergebnis, Pressemitteilung vom 17.09.2025; siehe zur Berichterstattung auch: ZDF heute: Die Grünen und das schwache Ergebnis in NRW, 15.09.2025, mit zwei Videos (3 bzw. 5 min.); t-online: Grüne stürzen ab und feiern sich trotzdem, 15.09.2025; Handelsblatt: „Viele Lichtseiten“ – wie die Grünen auf die Niederlage schauen, 15.09.2025
  4. Vgl. u.a. zum Ergebnis der AfD: Deutschlandfunk, Politologe: Erstarkte AfD macht kaum Kommunalpolitik, Interview mit Conrad Ziller von der Universität Duisburg-Essen, 14.09.2025 Audio (5 min.)
  5. WDR: Stichwahl in Bonn: Grüne OB verliert gegen CDU-Mann Déus, 28.09.2025; Stichwahl um Oberbürgermeister-Amt in Aachen: Ziemons setzt sich durch (28.09.2025)
  6. WDR: Neuauszählung in Mülheim: Kein Einspruch der Kommunalaufsicht, 06.10.2025, mit Video (2,5 min); Nach Zähl-Panne: CDU-Kandidat bleibt Sieger der Stichwahl in Mülheim, 07.10.2025, mit Video (2 min.)
  7. Zeit, SPD verliert nach fast 80 Jahren OB-Posten in Dortmund – AfD erfolglos, 28.09.2025; tagesschau: AfD - die "Verliererin der Stichwahlen", 29.09.2025; WDR: Pannen bei Stichwahl? Einige Briefwähler durften nicht wählen, 29.09.2025; Pannen bei der Stichwahl: Ergebnisse in Mülheim und Datteln korrigiert sowie Nach Wahl-Panne in Mülheim: Khalaf fordert Neuauszählung aller Stimmen, 30.09.2025

Weblinks[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]