Umfrage zum digitalen Reifegrad der öffentlichen Verwaltung auf Kommunalebene

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Von Mai bis Juli 2022 führte das Kompetenzzentrum Digitale Verwaltung der Hochschule Hof von Mai bis Juli 2022 eine deutschlandweite Umfrage unter Kommunalverwaltungen zum digitalen Reifegrad durch; die Antworten stammen größtenteils aus kreisangehörigen Gemeinden, Landkreisen und kreisfreien Städten. Dabei kam mehr als die Hälfte der Antworten aus Bayern. Grundlage war das an dieser Hochschule entwickelte "Digitale Reifegradmodell m²", das sieben Dimensionen betrachtet: Personal, Strategie, Steuerung, Prozesse, Technologie, Führung und Daten.

Einige Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf den Stand der Digitalisierung in den Kommunalverwaltungen:

  • Nur ca. 7% der befragten Verwaltungen besitzen ein Kennzahlensystem, um den Überblick über die Entwicklung der Digitalisierungsprojekte zu behalten; nur 3% gaben an, dies aktiv zu nutzen und bei Engpässen gegenzusteuern.
  • Gut die Hälfte der Befragten (51%) sieht zwar, dass Prozesse durch Digitalisierung effizienter gestaltet werden könnten, doch fehlen ihnen Wissen und Ressourcen, um dies anzugehen. Weitere 16% wollen die Prozesse nicht verändern oder haben darüber noch nicht nachgedacht.
  • Zwei Drittel nutzen keinerlei Prozessdokumentation.

Aus Sicht der Forschenden "verharren viele Verwaltungseinheiten in einem Zwiespalt zwischen neuen Technologien und bestehenden starren Strukturen. Onlinezugänge allein repräsentieren keine digitale Verwaltung, ähnlich wie die E-Akte und Dokumentenmanagementsysteme kein Garant für digitalisierte Prozesse sind." Dementsprechend sei der Fokus auf die Anzahl von Online-Angeboten für BürgerInnen "ein nicht geeigneter Maßstab für den Stand der Digitalisierung in Deutschland." Gegenüber heise erklärt ein beteiligter Wissenschaftler: "Fasst man die Ergebnisse der Studie zusammen, liegen die größten Herausforderungen nicht in der Technologie, sondern in den Strukturen, der verwaltungsspezifischen Kultur und der Qualifizierung der Beschäftigten, die sich größtenteils auf juristische Inhalte beschränkt". Die Diskussion um die Digitalisierung der Verwaltung greife zu kurz, es gehe um ihre Modernisierung. Ohne ein breites grundlegendes Verständnis von Daten und Prozessen sowie den Funktionsweisen digitaler Lösungen könne eine Digitalisierung nicht gelingen.

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