Kreditvermittlung

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Üblicherweise wickeln Kommunen ihre Kreditbeschaffung (Kommunalkredite, Anleihen, Schuldscheindarlehen) eigenständig und direkt über Banken und Sparkassen ab. Inzwischen sind aber auch Kreditvermittlungen auf dem Markt etabliert, die Kommunen die Vermittlung von Finanzierungen mittels digitaler Plattformen anbieten. Diese neuen Unternehmen der sogenannten Finanztechnologie (kurz Fintech) stellen moderne Internet-gestützte Finanzdienstleistungen zur Verfügung, die teilweise in Konkurrenz zum herkömmlichen Bankgeschäft stehen.[1]

Einige der modernen Fintech-Unternehmen bauen seit 2017 Internet-Plattformen speziell für kommunale Nachfrage nach Finanzierungen auf. Die Kommunen definieren auf dieser Plattform ihren Bedarf, potenzielle Investoren geben Angebote ab, aus denen sich die Kommune das für sie günstigste heraussucht. Die ersten Unternehmen mit derartigen Angeboten waren CAPVERIANT, CommneX, Firstwire, komuno sowie das Schweizer Unternehmen Loanboox, das eine derartige Plattform in der Schweiz schon seit längerer Zeit betreibt.[2] CommneX stellte den Betrieb 2021 ein.[3] CAPVERIANT, ursprünglich eine alleinige Tochter der Deutschen Pfandbriefbank, ist seit 2019 außer in Deutschland auch in Frankreich aktiv. Im Februar 2021 wurde bekannt, dass sich die französische Staatsbank CDC an der Kommunalfinanzierungsplattform, die sich selbst auch als "Digitale Kämmerei" bezeichnet, mit 28,5% beteiligt.[4]

komuno, im Herbst 2018 als Joint Venture von Helaba und Lucht Probst Associates gegründet, ist in Deutschland tätig und fokussiert sich im Kerngeschäft vollständig auf die kommunale Kreditfinanzierung und kommunale Fördermittel.[5] Seit Februar 2022 ist die komuno GmbH außerdem Betreiber des Smart City-Portals, auf dem Kommunen und kommunale Unternehmen Angebote für digitale Technologielösungen auf ihrem Weg zur Smart City finden.[6] Im März 2023 wanderte das Kommunalgeschäft von Loanboox in Deutschland auf die komuno-Plattform, womit dieses Unternehmen zum Marktführer für digitale Finanzierungsvermittlung an Kommunen in Deutschland wurde.[7] Damit setzt sich die Konsolidierung des Marktes in diesem Tätigkeitsfeld fort.

In Deutschland überwiegt aktuell noch die Kreditbeschaffung per Mail in den Kommunen, Beschaffungskanäle wie die genannten Plattformen und Maklerdienste gewinnen jedoch spürbar an Bedeutung. Laut Trendbarometer Kommunalfinanzierung 2022 von komuno und der TU Darmstadt nutzen 38% aller Studienteilnehmer zur Kreditausschreibung inzwischen unter anderem digitale Marktplätze und 26% nehmen die Dienste eines Maklers in Anspruch, wobei die Einzel-E-Mail mit 59% aktuell noch das beliebteste Medium ist.

Diese Ergebnisse verdeutlichen den Fortschritt der Digitalisierung in den Kämmereien: Im November 2018 gaben bei einer Untersuchung des Fintech-Unternehmens loanboox noch 82% aller teilnehmenden Kämmerer/innen an, dass sie Einzel-E-Mails nutzten und lediglich 15% hatten bereits Erfahrung mit der Nutzung einer Internet-Plattform zur Kreditvermittlung.[8]

Auch für Finanzinstitute erfährt das zuletzt als nicht sonderlich attraktiv erachtete Kommunalkreditgeschäft durch digitale Marktplätze neuen Anreiz. Die Präsenz auf elektronischen Plattformen zur Kommunalkreditfinanzierung ermöglicht den Kreditgebern die Weiterentwicklung ihrer Digitalkompetenz und durch die Möglichkeit zur Nutzung kostengünstiger Plattformen steigt für Investoren die Attraktivität des Kommunalkredites.[9]

Die zunehmende Nutzung neuer Kanäle ist nicht zuletzt auch der erforderlichen Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) sowie der Corona-Pandemie als Treiber von Angebot und Nachfrage von Finanzierungen zuzuschreiben.[10] Dennoch bleibt der Anteil der digitalen Kreditvermittlungen in Deutschland überschaubar. Über die beiden Plattformen komuno und Loanboox war laut einer Mitteilung anlässlich der Fusion von deren Deutschlandgeschäft im Verlauf von der Jahre 2018-2022 ein Kreditvolumen von 40 Mrd. € angefragt worden, rund 5.000 Anfragen im Gesamtvolumen von 8,5 Mrd. € führten zu Abschlüssen.[11]

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. Siehe hierzu ausführlicher: wikipedia, Finanztechnologie
  2. Wolfram Markus, Die digitalen Kreditvermittler kommen, in: Treffpunkt Kommune (DStGB), 10.07.2017. Vgl. zu Loanboox auch: RP online, Digitale Hilfe für klamme Kommunen, 09.04.2019
  3. paymentandbanking.com, Gescheitert – diese Fintechs haben 2021 nicht überlebt, 28.01.2022
  4. Der Neue Kämmerer, Französische Staatsbank CDC steigt bei Capveriant ein, 02.02.2021
  5. komuno, Plattform für Kommunalkredite gegründet, 21.06.2018
  6. komuno, Smart City-Portal auf komuno.de eröffnet Kommunen und kommunalen Unternehmen neue Wege, 03.02.2022
  7. komuno: komuno und Loanboox Deutschland legen das Kommunalgeschäft auf der komuno-Plattform zusammen, 16.03.2023; Institutional Money: komuno und Loanboox Deutschland legen Kommunalgeschäft zusammen, 16.03.2023; siehe auch Der Neue Kämmerer, Komuno und Loanboox legen Kommunalgeschäft zusammen, 21.03.2023
  8. loanboox: Kämmerer-Umfrage: Kommunen sind offen für digitale Zukunft in der Finanzverwaltung, Pressemitteilung vom 26.11.2018; die Untersuchung kann dort per Mail angefordert werden.
  9. Dirk Schiereck, Thomas Eitenmüller: Digitale Plattformen - attraktive Alternative für die Kommunalkreditvergabe? in ZfgK, Zeitung für das gesamte Kreditwesen 13-22, digitaler Sonderdruck.
  10. Wirtschaftsdienst, Zeitung für Wirtschaftspolitik, Kommunalfinanzierung in der Corona-Krise – Einschnitte, aber keine Zeitenwende, aus Heft 1/2021 (Artikel steht unter einer CC-Lizenz); Der Neue Kämmerer, Kämmerei als Treiber der Digitalisierung, 21.06.2022
  11. Institutional Money: komuno und Loanboox Deutschland legen Kommunalgeschäft zusammen, 16.03.2023; siehe auch: Der Neue Kämmerer, Komuno und Loanboox legen Kommunalgeschäft zusammen, 21.03.2023

Siehe auch[Bearbeiten]